Micromanagement

Micromanagement ist ein Führungsstil, der von fehlendem Vertrauen und starker Detailorientierung geprägt ist. Micromanagende haben ein enormes Kontrollbedürfnis und lassen ihrem Team keinerlei Freiraum für eigenverantwortliches Arbeiten.

Micromanagement

Micromanagement

Micromanagement ist ein Führungsstil, der von fehlendem Vertrauen und starker Detailorientierung geprägt ist. Micromanagende haben ein enormes Kontrollbedürfnis und lassen ihrem Team keinerlei Freiraum für eigenverantwortliches Arbeiten.

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Was ist Micromanagement?

Micromanagement ist ein Führungsstil, der sich durch eine übertriebene Kontrolle der Mitarbeitenden auszeichnet. Micromanagenden Führungskräften fällt es schwer, Aufgaben zu delegieren und Mitarbeitenden die Autonomie zu gewähren, Projekte selbstständig und eigenverantwortlich umzusetzen. Stattdessen werden Aufgaben detailliert erklärt, Lösungswege vorgegeben und deren Umsetzung engmaschig kontrolliert. Viele Micromanager:innen unterliegen dem Glauben, durch diesen Führungsstil Stärke und Kompetenz zu vermitteln. (weitere Gründe)

Tatsächlich handelt es sich bei Micromanagement jedoch um ein Zeichen schwacher Führung. Projektleiter:innen und Managern, denen das Vertrauen in die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden fehlt, versuchen auf diese Weise meist, ihren eigenen Mangel an Selbstvertrauen zu überspielen.

In manchen Unternehmen ist Micromanagement historisch in der Unternehmenskultur verankert. Dies betrifft vor allem Organisationen mit ausgeprägten Hierarchiestufen sowie komplexen Genehmigungs- und Bearbeitungsprozessen.

Exkurs: New WorkNew WorkDas Konzept der New Work wurde ursprünglich als Sozialutopie erdacht. In den vergangenen Jahren ist das Konzept in den Fokus der Wirtschaft gelangt und es besteht die Möglichkeit, dass es sich als Philosophie für das Wirtschaften etabliert. versus old School

Im krassen Gegensatz dazu steht der agile Führungsstil, der im Sinne des New Work gerne eingesetzt wird. Er lässt Mitarbeitenden größtmöglichen Freiraum, um eigene Entscheidungen zu treffen, sich weiterzuentwickeln und Projekte maßgeblich mitzugestalten.

Was sind Anzeichen für Micromanagement?

Die Übergänge zwischen Führungsstilen sind fließend, demzufolge gibt es keine objektiven Kriterien für Micromanagement. Zudem kann dieser Führungsstil je nach Person und Situation unterschiedlich ausgeprägt sein bzw. individuell gestaltet werden.

Fest steht: Führungskräfte, die jede noch so unwichtige Entscheidung absegnen wollen und die E-Mails der Mitarbeitenden zumindest mitlesen können wollen, betreiben Micromanagement.

An folgenden Anzeichen beziehungsweise Verhaltensweisen erkennen sich Micromanager:innen wieder:

  • Sie tun sich schwer, Aufgaben an Mitarbeitende zu delegieren und erledigen vieles lieber selbst
  • Sie geben vor, wie Aufgaben bearbeitet werden sollen
  • Sie möchten bei allen Entscheidungen um Rat gefragt werden
  • Sie nutzen ihre Kolleg:innen nur selten zum Sparring und ignorieren die Meinung und Empfehlungen anderer
  • Sie verlangen regelmäßige Updates und Statusberichte und wollen bei jeder E-Mail in cc gesetzt werden
  • Sie neigen dazu, sich in Details zu verlieren, statt den Fokus auf das große Ganze zu bewahren
  • Sie halten es für notwendig, die Arbeiten ihrer Mitarbeitenden zu überprüfen und zu korrigieren
  • Sie betrachten Fehler als Schwäche. Mitarbeitenden, die Fehler machen, drohen negative Konsequenzen.

Warum ist Micromanagement schädlich?

Micromanagement hat in der Arbeitswelt einen negativen Ruf. Zurecht, denn es hat vielfältige (negative) Auswirkungen – und diese betreffen nicht nur das Team, sondern die Führungskräfte gleichermaßen.

Schaden für Unternehmen und Team

Die Motivation sinkt

Permanente Kontrolle durch Führungskräfte signalisiert den Mitarbeitenden vor allem eines: fehlendes Vertrauen in ihre Kompetenz. In der Folge leidet ihre intrinsische Motivation, weil ihnen die Möglichkeit genommen wird, auch individuelle Erfolge zu erzielen, indem sie Aufgaben selbstständig und selbstverantwortlich umsetzen. Fühlen sich die Teammitglieder außerdem überwacht und kontrolliert, wirkt sich dies früher oder später negativ auf Zusammenhalt und Zusammenarbeit untereinander aus, weil sich jede(r) Einzelne darauf konzentriert, eigene Fehler zu vermeiden. Aus einem Team werden Einzelkämpfer. Wie groß der Einfluss des Führungsstils auf die Motivation ist, belegt auch eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young.

Sinkende Zufriedenheit, steigende Fehlzeiten, am Ende droht die Kündigung

Bei unzufriedenen und gestressten Mitarbeitenden erhöhen sich die Fehlzeiten durch Krankschreibungen. Eine permanente Arbeitsüberwachung ist eine der zentralen Ursachen für eine hohe Fluktuation. Gerade hoch qualifizierte Mitarbeitende sind sich ihres Wertes auf dem Arbeitsmarkt bewusst. Sie kündigen zunächst innerlich ("quiet quitting") und suchen sich früher oder später einen neuen Arbeitgeber. Adäquaten Ersatz zu finden, ist erfahrungsgemäß schwer. Hinzu kommen die Kosten, die dem Unternehmen durch Rekrutierung und Onboarding neuer Angestellter entstehen.

Gibt es im ProjektteamProjektteamDas Projektteam umfasst alle Personen, die aktiv am betrachteten Projekt beteiligt sind. Dies umfasst u.a. den Lenkungsausschuss , den Auftraggeber , den Projektmanager und alle Projektmitarbeiter Fluktuationen, müssen neue Mitarbeiter zunächst wieder ins Team integriert werden. Ein strukturiert geführtes Integrationsgespräch erleichtert diesen Prozess. Dieser Gesprächsleitfaden hilft bei der Durchführung.

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Effizienz und Produktivität leiden

Für das Team bedeutet Micromanagement, dass reibungsloses Arbeiten nicht möglich ist, weil nach jedem kleinen Arbeitsschritt das Okay der:s Vorgesetzten eingeholt werden muss. Dies hemmt die Effizienz und verzögert Projekte, auch weil die Führungskraft häufig zum Flaschenhals wird – mit negativen Folgen für Produktivität und Gewinn gleichermaßen.

Innovation ist unmöglich

Innovation erfordert ein hohes Maß an Kreativität sowie eigenverantwortliches Denken und Handeln. Die Bereitschaft und die Möglichkeit, Risiken einzugehen und Fehler zu machen, sind Voraussetzungen dafür. Projektteams, die einer ständigen Kontrolle unterliegen, sind nicht bereit, Risiken einzugehen, um das Unternehmen voranzubringen.

Mitarbeitende werden ausgebremst

Berufseinsteiger:innen nimmt dieser Führungsstil die Möglichkeit, sich zu beweisen, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Sie werden dadurch daran gehindert, ihr Potenzial zu entfalten.

"Juliane, du bist der Flaschenhals!" Herrscht im Team Psychologische Sicherheit, bekommt selbst die Führungskraft unverblümte Wahrheiten zu hören. Lesen Sie, wie unsere Autor:innen damit umgehen und wie Sie die Sicherheit fördern können.

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Schaden für Micromanagende

  • Jedes Detail zu überprüfen und die Arbeitsschritte der Mitarbeitenden zu kontrollieren, ist aufwändig. Micromanagende Führungskräfte erhöhen damit ihr Arbeitspensum enorm und häufen Überstunden an. Dies führt langfristig zu Überforderung und kann im Extremfall einen Burnout zur Folge haben.
  • Wer einen großen Teil der Arbeitszeit für die Kontrolle des Teams aufwendet, wird Abstriche an anderer Stelle machen müssen. Das ProjektzielProjektzielDas Projektziel ist die eindeutige, vollständige und überprüfbare Beschreibung des Sollzustands, der durch das Projekt herbeigeführt werden soll. rückt damit zwangsläufig in den Hintergrund. Auch für strategische Überlegungen oder den (kreativen) Austausch mit dem Team fehlt die Zeit.
  • Je größer ein Team und je komplexer ein Projekt ist, desto schwieriger wird es, die Kontrolle über den Projektverlauf zu behalten. Micromanagende riskieren, den Überblick über das große Ganze zu verlieren und können damit den Erfolg des Projekts gefährden.
  • Micromanager:innen sind mit den Arbeitsergebnissen ihres Teams häufig unzufrieden. Die Tatsache, dass immer mehr Mitarbeitende hybrid arbeiten und sich im Homeoffice zumindest teilweise ihrer Kontrolle entziehen, trägt unter anderem dazu bei. Ihr ohnehin schon problematischer Führungsstil wird dadurch weiter verstärkt.

Wann kann dieser Führungsstil sinnvoll sein?

Die Nachteile von Micromanagement liegen auf der Hand. Dennoch kann es in bestimmten Situationen durchaus Vorteile haben.

Ein typischer Fall ist die Einarbeitung neuer Mitarbeitender. Insbesondere bei komplexen Projekten, die eine Vielzahl von Einarbeitungsmaßnahmen erfordern, fühlen sich neue Teammitglieder schnell alleingelassen oder überfordert. Werden sie hingegen während der ersten Zeit eng begleitet, können sie ihre Fortschritte überprüfen, dazulernen und so nach und nach in Position und Aufgaben hineinwachsen.

Auch bei besonders risikobehafteten Vorhaben oder Entscheidungen, die in kürzester Zeit getroffen werden müssen, kann Micromanagement sinnvoll sein. Hier ist es entweder unangebracht oder unmöglich, zu delegieren oder sich mit dem Team auszutauschen, um zu einem gemeinsamen Ergebnis zu gelangen. Allerdings: In diesem Fall geht es um die Kontrolle des Ergebnisses, nicht die der Mitarbeitenden. Hier gilt Qualität als oberstes Ziel.

Schließlich kann es Situationen geben, in denen sich die Mitarbeitenden selbst unsicher fühlen und froh sind, wenn ihr:e Vorgesetzte:r das Zepter übernimmt. Erfahrene Führungskräfte erkennen, wann dies der Fall ist.

Tatsächlich sollen sich auch herausragende Unternehmer zur Gruppe der Micromanager zählen, darunter Steve Jobs oder Jeff Bezos. Elon Musk soll sich sogar einmal als Nano-Manager bezeichnet haben. Ausnahmen bestätigen auch hier offenbar die Regel.

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