
Steffen Thols
14.03.2013
Wenn ich mich in Firmen aufhalte, die agile Vorgehensweisen einführen möchten, lege ich u.a. allergrößten Wert darauf, dass auch eine Änderung der Denkweise bei allen Beteiligten einsetzen muss. Denn ansonsten hat man m.E. keine tragfähige Basis für eine langfristige erfolgreiche Zusammenarbeit. Aus diesem Grunde möchte ich auch niemals mehr irgendwo lesen oder hören müssen, dass ein Mensch als Ressource beschrieben wird! Wie wir alle wissen prägt die Sprache das Handeln und zumindest mir geht es so, dass ich nicht mit einem Stuhl oder Server auf eine Stufe gestellt werden möchte.
Der Scrum Master darf nie, wirklich niemals die Menge an Stories, die in einen Sprint passt, festlegen! Dies wäre genau die alte Command&Control-Denkweise die mit Scrum abgeschafft werden soll. Die Menge an Stories, die in einen Sprint hinein passen, ergibt sich aus der Erfahrung der bereits abgelaufenen Sprints (Prinzip des Yesterdays Weather).
Immer wieder gefährlich wird es m.E., wenn mit einem Begriff unterschiedlich Inhalte transportiert werden. Vom englischen Ursprung von „to slice“ bzw. „slicing of user stories“ ist ursprünglich gemeint, dass eine User Story vertikal durch das System beschrieben sein soll. Also inklusive UI, Zugriffsschicht, DB, etc. In der Verwendung der deutschen Übersetzung hat sich der Begriff des Schneidens von User Stories dahingehend etabliert, dass damit das Schneiden von zu großen Stories in kleinere Stories gemeint ist. In diesem Artikel ist aber das Aufteilen der Story in einzelne Tasks gemeint; dies ist nicht dasselbe. Abgesehen davon ist die Aufteilung von Stories von Tasks immer Teamarbeit! Ohne ins Detail gehen zu wollen nenne ich hier die Stichwörter: Wissensverbreiterung vs. Wissensmonopole.
Das Ziel von agilen Teams und Unternehmen sollte immer die Vermeidung von Verschwendung sein. Eingespielte Teams, die sich sowohl in der technischen als auch fachlichen Domäne gut auskennen, werden sich irgendwann einmal die Frage stellen, ob das Beschreiben von Tasks einen Mehrwert bietet oder Ballast darstellt.
Für die Reviews müssen die Entwickler nicht der begrenzende Faktor sein, wenn das Team tatsächlich Cross-Funktional zusammengestellt ist. Eine Abnahme von fertigen User Stories kann und soll bereits im laufenden Sprint erfolgen. Das Review dient nicht zur Abnahme von Stories sondern als Workshop um gemeinsam (inkl. Stakeholder oder deren Vertreter) zu reflektieren, ob der bislang eingeschlagene Weg und die Entwicklungsergebnisse zusammen (noch) passen.
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Dr. Karen Dittmann, Projektmanagement Training & Beratung
07.03.2013