Loyalität einfordern Rollenwechsel: Vom Kollegen zum Chef – so führen Sie Konfliktgespräche

Projektleiter, die aus dem Team heraus befördert werden, haben den Vorteil, dass Sie ihr Team bereits kennen. Doch ein solcher Rollenwechsel kann auch Nachteile mit sich bringen, z.B. wenn Teammitglieder Sie weiter als Kollegen statt als Vorgesetzten ansehen und Ihre Autorität anzweifeln. In diesem Fall kommen Sie um ein Konfliktgespräch nicht herum. Stefan Häseli zeigt, wie Sie dabei strukturiert vorgehen.

 

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Loyalität einfordern Rollenwechsel: Vom Kollegen zum Chef – so führen Sie Konfliktgespräche

Projektleiter, die aus dem Team heraus befördert werden, haben den Vorteil, dass Sie ihr Team bereits kennen. Doch ein solcher Rollenwechsel kann auch Nachteile mit sich bringen, z.B. wenn Teammitglieder Sie weiter als Kollegen statt als Vorgesetzten ansehen und Ihre Autorität anzweifeln. In diesem Fall kommen Sie um ein Konfliktgespräch nicht herum. Stefan Häseli zeigt, wie Sie dabei strukturiert vorgehen.

 

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Als Sie vor einem Jahr aufgrund Ihrer guten Leistung aus dem Team heraus zum Projektleiter befördert wurden, haben Sie das kollegiale Verhältnis zu den Mitgliedern des Teams beibehalten – schließlich kennt man sich und vertraut einander. Mit Stefan H. beispielsweise haben Sie Seite an Seite viele Probleme gemeistert – und gelegentlich anschließend ein Bier getrunken. Auch nach Ihrer Ernennung zum Projektleiter pflegen sie diesen unkomplizierten Umfang mit dem erfahrenen Praktiker.

Doch als in der heutigen Team-Besprechung ein älterer Mitarbeiter in einer Art Rundumschlag grundsätzliche Kritik an der Unternehmenspolitik äußert (s. hierzu "Konfliktgespräche mit älteren Mitarbeitern führen", Projekt Magazin Ausgabe 03/2015), ist es ausgerechnet Stefan H., der ihm beispringt: Die Kritik von Gerhard P. teile er voll und ganz, auch er fühle sich durch die Einführung eines Softwaresystem für die Lagerbewirtschaftung kontrolliert und da Sie das gesamte Team gut kennen, wüssten Sie doch, dass eine solche Kontrolle vollkommen überflüssig sei.

Diese demonstrative Parteiergreifung lässt Sie an seiner Loyalität Ihnen gegenüber zweifeln. Sie haben das Gefühl, von ihm nicht als Chef anerkannt, sondern von ihm noch zu sehr als "Kollege" gesehen zu werden. Suchen Sie auch hier – analog zu dem Vorgehen mit dem älteren Mitarbeiter – zeitnah das Gespräch: Die Infragestellung Ihrer Autorität vor dem Team dürfen Sie nicht hinnehmen.

Stärkung durch Distanz

Im Gespräch ist es wichtig, dass Sie eine klare Grenze zwischen privatem und beruflichem Verhältnis ziehen: Geben Sie Stefan H. deutlich zu verstehen, dass Sie im kollegialen Rahmen nach Feierabend gerne weiterhin Kamerad sein können. Am Arbeitsplatz jedoch sind Sie in erster Linie dem Unternehmen und seinem Auftrag, also dem Projekt, verpflichtet. (s. dazu auch "Klarer kommunizieren mit dem Drei-Welten-Modell", Projekt Magazin 15/2014).

Wichtig ist auch hier die zeitnahe Klärung. Schieben Sie das Gespräch nicht auf die lange Bank, indem Sie vermeintlich "dringenderen" Problemen Vorrang einräumen. In der geschilderten Konstellation könnte das Aufschieben der Aussprache dazu führen, dass die Klärung immer mehr in den Hintergrund gerät – mit der Folge, dass Sie das klärende Gespräch mit Stefan H. irgendwann überhaupt nicht mehr führen.

Rollen definieren

Im Gespräch empfehle ich Ihnen, schnell zum Kern der Angelegenheit zu kommen, damit Sie Ihren Gesprächspartner nicht unnötig lange im Ungewissen lassen und eine zu große Spannung aufbauen. Sollte Ihnen die Situation unangenehm sein, können Sie das ruhig offen sagen. Ein möglicher Gesprächseinstieg könnte z.B. folgendermaßen aussehen:

"Lieber Stefan, das Gespräch heute fällt mir persönlich nicht ganz leicht, denn ich schätze unser freundschaftliches Verhältnis sehr. Aber als Projektleiter bin ich jetzt in erster Linie Dein Vorgesetzter, und dementsprechend muss ich mich verhalten."

Mit diesen zwei Sätzen signalisieren sie Ihrem Gesprächspartner zum einen, dass diese Situation Sie emotional nicht ganz kalt lässt. Zum anderen kündigen Sie auf subtile Art und Weise an, dass Sie eine für Sie ernste Angelegenheit klären wollen – und falls nötig dabei nicht vor einer Konfrontation zurückschrecken.

Dadurch geben Sie Stefan H. die Chance, sich auf die folgende, anspruchsvolle Gesprächssituation einzustellen, für die Sie auch schon klare Rollen verteilt haben: Vorgesetzter und Mitarbeiter. Zwei Sätze, nicht mehr – und dann kommen Sie auf den Punkt, indem Sie klar die Fakten benennen.

Fakten klar benennen

Dazu empfehle ich Ihnen, die Fakten klar zu benennen und dafür von dem Mitarbeiter getätigte Aussagen zu zitieren. Auf das Äußern von Interpretationen oder Vermutungen sollten Sie dagegen unbedingt verzichten, denn dies erzeugt die Atmosphäre eines Streitgesprächs: Sie platzieren Ihre Interpretation, Ihr Gegenüber kontert berechtigterweise mit seiner subjektiven Sicht – und dann wird es für beide schwierig, von seiner Meinung abzurücken, ohne das Gesicht zu verlieren.