Präsentationen und Vorträge - so verhalten sich gute Zuhörer
Präsentationen und Vorträge - so verhalten sich gute Zuhörer
Viele Menschen besuchen Präsentationen und Vorträge mit derselben Einstellung wie Kinovorstellungen: Mal schauen, was geboten wird. Dahinter verbirgt sich - ob bewusst oder unbewusst - eine Anspruchshaltung. Man sieht den Referenten in der Bringschuld: Er muss dafür sorgen, dass die Präsentation gut und für einen selbst möglichst angenehm verläuft. Sich selbst sieht man in der Rolle eines Konsumenten, der am Ende die Veranstaltung "amused" oder "not amused" verlässt und während des Vortrags allenfalls die Aufgabe hat zuzuhören. Abgesehen davon, dass viele Vortragsbesucher nicht einmal diese eine Aufgabe erfüllen, geht ihre Mitwirkungspflicht darüber hinaus.
Vorträge und Präsentationen mitgestalten
Von einem Referenten wird erwartet, dass er sich in die Rolle seiner Zuhörer versetzt und seinen Vortrag für sie möglichst ansprechend und verständlich konzipiert. Diese Rücksichtnahme sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Auch die Zuhörer sollten sich in die Rolle des Referenten hineinversetzen und das Publikum sein, das sie als Redner selbst gerne vor sich hätten. Wer dem Referenten möglichst viele positive Signale zukommen lässt, kann dazu beizutragen, den Vortrag für alle Seiten angenehm zu gestalten. Denn selbst gestandene Referenten können sich von einer wohlwollenden Zuhörerschaft bestätigt bzw. durch ein gleichgültiges oder Widerspruch signalisierendes Publikum abgelehnt fühlen.
Aufmerksam sein
Als Besucher eines Vortrags sollte man dem Referenten seine Aufmerksamkeit schenken. Diese Forderung klingt banal, wird aber oft nicht erfüllt. Zeitung lesen, angeregte Gespräche mit dem Sitznachbarn, Nickerchen - all das haben wir schon einmal gesehen. Ein solches Verhalten ist unhöflich und sollte unterbleiben. Ist der Vortrag für Sie uninteressant und haben Sie den Eindruck, dass Sie Ihre Zeit besser nutzen können, indem Sie Ihre Unterlagen sichten oder sich auf ein anstehendes Meeting vorbereiten, dann tun Sie das ruhig - aber verlassen Sie dafür den Raum.
Freundlicher Gesichtsausdruck
Räumen Sie jedem Referenten zu Beginn bewusst einen Sympathie-Bonus ein. Der Referent hat Zeit in die Vorbereitung investiert und teilt mit Ihnen sein Wissen. Das sollte belohnt werden. Wird der Referent vorgestellt, begrüßen Sie ihn mit einem freundlichen, ermunternden Gesichtsausdruck. Für jemanden, der vor Publikum steht, macht es einen großen Unterschied, ob er in 50 gleichgültige und ernste oder in 50 freundliche Gesichter schaut, die signalisieren: Schön, dass du da bist. Von uns hast du nichts zu befürchten. Wir freuen uns auf deinen Vortrag.
In Präsentationsseminaren lernt man, dass man als Referent hin und wieder direkten Blickkontakt zu den Zuhörern herstellen soll. Erwidern Sie als Zuschauer diesen Blickkontakt freundlich. So wird der Referent sich bestärkt fühlen, mit seinem Vortrag fortzufahren.
Nicken
Sie stimmen den Ausführungen des Referenten zu? Dann lassen Sie ihn das wissen, indem Sie nicken. Solche Gesten sind für einen Referenten oft hilfreich, da sie beruhigen und die Anspannung lösen. Umgekehrt können Stirnrunzeln, verständnisloses Kopfschütteln oder Augenrollen den Vortrag negativ beeinflussen. Wer möchte schon mit seinem Ausführungen fortfahren, wenn seine Aussagen auf so große nonverbale Ablehnung stoßen?
Lachen
Manche Referenten lockern ihren Vortrag mit amüsanten Nebenbemerkungen auf. Aber nicht jeder beherrscht diese Stilform. Auch wenn der versuchte Scherz Sie beim besten Willen nicht zum Lachen bringt, schenken Sie dem Referenten zumindest ein Lächeln. Umgekehrt dürfen Sie beim Vortrag eines geborenen Entertainers durch betont sachliche Fragen dazu beitragen, dass der Informationsgehalt steigt und der eigentliche Zweck des Vortrags erfüllt wird.
Freundliches Nachfragen
Fragen an den Referenten sind entweder als Zwischenfragen oder erst zum Schluss erlaubt. Halten Sie sich in jedem Fall an die Vorgabe des Referenten. Wünscht er Fragen erst am Ende seines Vortrags, würden Sie ihn mit Zwischenfragen aus dem Konzept bringen. Machen Sie sich lieber eine Notiz und warten Sie bis später.
Falls der Referent explizit Zwischenfragen gestattet hat, melden Sie sich per Handzeichen, rufen Sie keinesfalls dazwischen. Formulieren Sie Zwischenfragen äußerst kurz und stellen Sie diese wirklich nur zu unmittelbar erfolgten Aussagen. Ansonsten verwirren Sie den Redner und das gesamte Auditorium. Geben Sie keine eigenen Statements ab, sondern heben Sie diese für die anschließende Diskussion auf.
Wird das Publikum nach Ende des Vortrags zum Fragen eingeladen, entsteht oft eine peinliche Stille. Wenn Sie selbst einen engeren Bezug zum Thema haben, können Sie das Publikum anregen, indem Sie eine fachlich einfache Nachfrage zu einem nicht näher ausgeführten Präsentationspunkt stellen. Sie schalten damit gewissermaßen von "Vortrag" auf "Diskussion" um und geben dem Referenten Sicherheit, da er die Frage leicht beantworten kann.