Machtprozesse in Projekten
Machtprozesse in Projekten
Der Umgang mit Macht und Hierarchien spielt in der Projektarbeit eine zentrale Rolle: "Macht fördert - Macht (ver-)hindert." Entscheidungen über Start und Abbruch eines Projekts, über Erfolg und Misserfolg, über die Zukunft beteiligter Führungskräfte und Mitarbeiter - sie alle basieren auf Macht. Projektleitung und Projektmitarbeiter sollten Machtprozesse sensibel aufnehmen und ihre Einflussfaktoren verstehen, um adäquat handeln zu können.
Doch was ist Macht überhaupt? Ist sie "gut" oder "böse"? Wie ist sie in der Praxis erkennbar? Und was können Sie tun, um souverän und konstruktiv mit Macht umzugehen? In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Rolle Machtprozesse in der Projektarbeit spielen und wie Sie rechtzeitig erkennen, wann (fehlende) Machtausübung zum Problem wird. Anhand von Beispielen lernen Sie Schwierigkeiten kennen, die aus negativen Machtprozessen entstehen, und erhalten Tipps für den souveränen Umgang mit dem Phänomen Macht im Projektalltag.
Das Wesen der Macht: Gut oder böse?
Macht ist per se weder gut noch schlecht. Sie wird häufig zu einseitig negativ bewertet. Schnell stehen Begriffe wie Unterdrückung, Einengung oder willkürliche Entscheidungen im Raum. Keine Frage, Macht kann negativ ausgeübt werden und negativ wirken - beispielsweise dann, wenn der Lenkungsausschuss aus Rücksicht auf das politische Gleichgewicht im Unternehmen berechtigte Bedenken der Projektleitung einfach übergeht und notwendige Entscheidungen verweigert.
Andererseits fördert Macht die Projektarbeit. Sie ist notwendig, um den Projektverlauf positiv zu beeinflussen. Welcher Projektleiter wünscht sich nicht einen Auftraggeber, der Kraft seiner Rolle und durch seine persönliche Autorität das Projekt in schwierigen Phasen unterstützt?
Begreifen Sie Macht nicht einseitig negativ! Die Bewertung von Macht ist letztlich abhängig von den Zielen und Mitteln der Machtausübung. Wer nichts macht, wird "eingemacht".
Gute Projektleiter sind unbequeme Projektleiter
Um klare Entscheidungen herbeiführen zu können, muss die Projektleitung sowohl im Team als auch im Top-Management Probleme deutlich kommunizieren - vor allem dann, wenn Fehlentwicklungen den Projekterfolg gefährden. Dies gilt vom Projektstart bis zum Projektende.
Ein guter Projektleiter ist ein unbequemer Projektleiter, wobei Sie "unbequem" im Sinne des konstruktiven Ungehorsams verstehen sollten. Was das für die Praxis bedeutet, erfahren Sie im Laufe dieses Beitrags.
Macht erkennen - aber wie?
Macht hat viele Gesichter, sie tritt in unterschiedlichen Formen auf. Macht wird einerseits durch Verhalten ausgeübt. In anderen Beispielen zeigt sich Macht bzw. fehlende Macht von ihrer strukturellen Seite (z.B. fehlende Unterschriftenvollmacht).
Der Ursprung des Wortes "Macht" liegt nach E. Canetti ("Masse und Macht", Fischer-Verlag) im Gotischen "magan" und bedeutet "können" und "dürfen". Macht hat demnach sowohl eine personelle, qualifikatorische ("können") als auch eine strukturelle ("dürfen") Komponente.
Tabelle 1 bietet einen Überblick über die personellen und strukturellen Aspekte der Macht.
Strukturelle Faktoren | Verhalten |
---|---|
Hierarchische Position: Sanktionsmacht besitzen Ressourcenmacht Entscheidungskompetenzen Prozessbeschreibung, Standards, Regeln Zusammensetzung des Teams oder des Steering Committeees Budget und Verteilung des Budgets Zeitrahmen Informationsregeln und -mittel Sitzordnung Berichtswesen, Regeln des Projektcontrollings |
Macht durch die Sprache Fachliches Know-how, qualifikatorische Macht Gruppendruck Schuldgefühle, Packen bei der Ehre Autoritäres Verhalten Zeitdruck Informationen zurückhalten, mauern Hohe soziale Kompetenz, zum richtigen Zeitpunkt im Meeting richtig intervenieren können Jemanden hervorheben, lächerlich machen oder ausgrenzen Macht durch Ausstrahlung Gelassenheit |