Konzepte erstellen? Fragen Sie doch Harvey!

Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, dann sollte man jemandem nach dem Weg fragen. Was aber, wenn niemand da ist, den man fragen könnte? Marko Zotschew hat für diese Situation eine ungewöhnliche Empfehlung bereit: Reden Sie doch mit einem imaginären Gesprächspartner! Was im echten Wald kaum klappt, kann im Dschungel der Informationen prima funktionieren. Indem Sie "Harvey", einem imaginären Kollegen, z.B. Ihren ersten Konzeptentwurf erklären, gewinnen Sie selbst Klarheit über den wesentlichen Gedankengang und erkennen schnell Lücken oder Denkfehler. An einem einfachen Beispiel zeigt der Autor auf, wie Harvey Ihnen in komplexen Situationen helfen kann.

 

Konzepte erstellen? Fragen Sie doch Harvey!

Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, dann sollte man jemandem nach dem Weg fragen. Was aber, wenn niemand da ist, den man fragen könnte? Marko Zotschew hat für diese Situation eine ungewöhnliche Empfehlung bereit: Reden Sie doch mit einem imaginären Gesprächspartner! Was im echten Wald kaum klappt, kann im Dschungel der Informationen prima funktionieren. Indem Sie "Harvey", einem imaginären Kollegen, z.B. Ihren ersten Konzeptentwurf erklären, gewinnen Sie selbst Klarheit über den wesentlichen Gedankengang und erkennen schnell Lücken oder Denkfehler. An einem einfachen Beispiel zeigt der Autor auf, wie Harvey Ihnen in komplexen Situationen helfen kann.

 

Wir empfehlen zum Thema Ziel
1 Tag
13.03.2025
685,00,-
OKR Business Coach – Foundation Level (OCF)

Lernen Sie, wie OKRs in der Praxis wirklich funktionieren und wie Sie Ihre Teams professionell in der Einführung und Umsetzung des Prozesses unterstützen. Mehr Infos

Wenn Sie im Rahmen eines Projekts ein Konzept erstellen müssen, z.B. für eine Werbekampagne oder eine Anwenderschulung, können Sie schnell in einer Sackgasse landen. Sie stehen vor einer enormen Fülle an Material, das Sie berücksichtigen sollen; zudem sind die Sachverhalte in der Regel dermaßen komplex, dass es Ihnen schwerfällt, den Durchblick zu bewahren.

Wie lassen sich nun unter diesen Voraussetzungen die relevanten von den unwichtigen Informationen unterscheiden? Wie können Sie selbst unter Zeitdruck ein Konzept erstellen, das schlüssig und überzeugend ist – und das ohne externe Hilfe? Helfen kann Ihnen dabei Harvey.

Wer ist Harvey?

Im Kern geht es bei der hier vorgestellten Methode darum, die Inhalte eines Konzepts einem imaginären Gesprächspartner zu erzählen – Harvey eben. Ihr Gesprächspartner kann gerne auch Helga oder Rudi heißen, der Name spielt keine Rolle. Wichtig ist in erster Linie, dass Sie einem imaginären Gegenüber erklären, worum es in Ihrem Konzept geht. Dabei kann auch ein Dialog mit Fragen Ihres Gesprächspartners entstehen. Letztendlich sollten Sie in Gedanken (oder auch laut) wirklich so sprechen, als ob Harvey Ihnen gegenübersitzen würde.

Der Clou bei diesem Vorgehen ist, dass allein durch das Ausformulieren in ganzen Sätzen häufig ein konkreteres Bild entsteht als es vorher der Fall war. Auf diese Weise lassen sich relevante von irrelevanten Informationen trennen und Lücken im Konzept aufdecken. Zudem schaffen Sie durch eine Zusammenfassung der Inhalte Verknüpfungen, auf die Sie sonst nicht gekommen wären, und bringen so einen roten Faden in Ihre Gedanken.

Vom Teddy zu Harvey

Seinen Ursprung hat "Harvey" in der Teddybär-Methode aus dem Buch "Lernpower" (Steiner, 2011) von Verena Steiner, Sachbuchautorin und Ehrenrätin der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Die Teddybär-Methode richtet sich insbesondere an Studenten und soll diese beim Lernen unterstützen; im Wesentlichen plädiert Steiner dafür, das Gelernte seinem Plüschtier in normaler Sprech-Lautstärke einmal vorzutragen. "Dadurch achtet man bereits zu Beginn besser auf die Kernaussagen und legt sich schon mal das Ganze im Geist zurecht", wird Steiner dazu in einem Bericht auf der Webseite der ETH zitiert (ETH Life, 2011). Außerdem erkenne man während des Outputs seine Wissenslücken.

Mit Harvey vor und nach dem Schreiben sprechen

Für das Erstellen eines Konzepts stellen Sie sich nun anstatt eines Teddys als passiven Zuhörer einfach Harvey als aktiven Gesprächspartner vor. Erklären Sie ihm die Inhalte Ihres Konzepts und worauf es bei der Realisierung aus Ihrer Sicht am meisten ankommt. Dabei können Sie Harvey sowohl vor dem Verfassen als auch nach der Erstellung des Konzepts zu Rate ziehen.

Vor dem Schreiben

Vor dem Schreiben empfiehlt sich ein Gespräch mit Harvey, wenn Sie nur ein grobes Bild vom Konzeptinhalt haben. Dadurch verfeinert sich das Bild, es fällt leichter, wichtige von unwichtigen Dingen zu trennen und die Struktur der Inhalte nimmt Gestalt an. Stellen Sie sich vor, Harvey stellt Ihnen u.a. folgende Fragen:

  • Was ist die Ausgangssituation, warum besteht überhaupt Handlungsbedarf?
  • Was ist das Ziel deines Konzepts? Wer ist die Zielgruppe? Was erhoffst du dir von der Umsetzung des Konzepts? Inwiefern wollen wir uns damit verbessern?
  • Was sind für dich die drei wichtigsten Aspekte, um das Ziel zu erreichen? Warum gerade diese Punkte?
  • Was ist der Clou, was macht dein Konzept besonders? Wodurch heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab?
  • Welche Maßnahmen müssen wir im Vorfeld treffen? Mit welchen Abteilungen müssen wir uns z.B. abstimmen, von wem brauchen wir Feedback? Wer muss alles mit im Boot sitzen? Wer sind die wichtigsten Treiber / Unterstützer des Vorhabens? Wie bekommen wir von denen Unterstützung?
  • Wie sieht der Weg zur Umsetzung aus? Welche Ressourcen benötigen wir? Wie viel Zeit haben wir?
  • Welche Risiken siehst du, woran kann das Konzept scheitern? Welche Chancen gibt es und was müssen wir tun, um diese zu ergreifen?
  • Stell Dir vor, alles hat genauso geklappt, wie du es dir vorstellst. Was wären dann die nächsten Schritte?
  • Welche Unterlagen / Verweise werden über das Konzept hinaus benötigt?

Dies stellt nur einen Auszug möglicher Fragen dar. Je kritischer Harvey fragt, desto konkreter müssen Sie antworten; und desto konkreter wird auch das Konzept. Wichtig ist dabei immer, die Antworten im Geiste oder auch laut gesprochen auszuformulieren. Denn nur durch das Ausformulieren und indem Sie die einzelnen Aspekte in einen Zusammenhang setzen, können Sie neue Erkenntnisse gewinnen und neue Lösungswege identifizieren.

Beispiel

In einem Verlag musste ich ein Konzept für ein Online-Projekt aufsetzen. Es ging um ein neues Format, in dem vor allem über Trends in einer bestimmten Branche berichtet werden sollte. Doch wirklich zufrieden war ich mit meinen ersten Überlegungen nicht. Nach langem Überlegen stellte ich mir schließlich einen Kollegen vor und erklärte ihm, worauf es aus meiner Sicht bei diesem Format besonders ankommt. Daraus entwickelte sich der folgende innere Dialog:

Frage Harveys: Nochmal zusammengefasst, was sind aus deiner Sicht die drei wichtigsten Aspekte, damit das neue Format auch wirklich erfolgreich ist?