Gamification in Scrum Motivieren Sie Ihr Team mit dem Blind Sprint Backlog

Sein Entwicklungsprojekt steckte in einer Sackgasse, aus der es nur unter erheblichem Mehraufwand wieder herauskommen konnte. Aber Dave Boddin hatte weder zusätzliche Ressourcen, noch einen Mentor, der ihn beriet. Also konzipierte er – inspiriert vom Gamification-Ansatz – selbst eine Methode, um sein Scrum-Team zu motivieren. Im Tipp stellt er das "Blind Sprint Backlog" erstmals vor und schildert seine Erfahrungen damit.

Management Summary

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Gamification in Scrum Motivieren Sie Ihr Team mit dem Blind Sprint Backlog

Sein Entwicklungsprojekt steckte in einer Sackgasse, aus der es nur unter erheblichem Mehraufwand wieder herauskommen konnte. Aber Dave Boddin hatte weder zusätzliche Ressourcen, noch einen Mentor, der ihn beriet. Also konzipierte er – inspiriert vom Gamification-Ansatz – selbst eine Methode, um sein Scrum-Team zu motivieren. Im Tipp stellt er das "Blind Sprint Backlog" erstmals vor und schildert seine Erfahrungen damit.

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Dieser Beitrag richtet sich an alle, die ihr Scrum-Vorgehen über neue Methoden bereichern und ihr Team durch Abwechslung motivieren möchten. Im Folgenden stelle ich Ihnen die von mir konzipierte Methode "Blind Sprint Backlog" vor und berichte von meinen Erfahrungen damit.

In eine Sackgasse programmiert

Die Idee kam mir von ein paar Jahren, als ich eines meiner ersten Projekte leitete. Mein Team und ich entwickelten eine anspruchsvolle Software und verzettelten uns mit Technologien, die wir – rückblickend ist es deutlich – nicht verstanden. Der Worst Case trat ein: Wir hatten uns in eine Sackgasse programmiert. Verschärfend kam hinzu, dass ich weder einen Mentor besaß, noch auf zusätzliche Ressourcen hoffen durfte.

Wir änderten unsere technologische Strategie und wechselten den Kurs, damit verbunden war ein Wechsel beim technologischen Ansatz. Daraus folgte, dass wir bei der Entwicklung mehrere Schritte zurückgingen – doch die Uhr tickte unerbittlich weiter. Ich stand also vor der Herausforderung, die Mitarbeiter zu Mehrarbeit zu motivieren – ohne weitere Ressourcen oder Legitimationen.

Das Projekt steckt in einer Sackgasse – jetzt hilft nur eine findige Idee

Bild 1: Das Projekt steckt in einer Sackgasse, das Team ist am Anschlag und der Projektleiter hat weder zusätzliche Mittel noch Unterstützung – jetzt hilft nur eine findige Idee

Intrinsisch motivieren – aber wie?

In meiner Not zog ich die Literatur zu Rate. Die Empfehlung: Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter intrinsisch. Nur wie, das beantwortete mir kein Buch (das Projekt Magazin kannte ich damals noch nicht). Also konsultierte ich den Hype Cycle von Gartner. Diesen nutze ich bereits seit meinem Studium der Wirtschaftsinformatik, um mir schnell einen Überblick zu verschaffen, welche Trends und Technologien es aktuell gibt.

Der Hype Cylce inspirierte mich, Gamification zu nutzen, um unser Vorgehen in Scrum leicht abzuwandeln und neue Akzente zu setzen. Scrum sollte (wieder) Spaß machen: Das Team sollte lachen und am besten zeitweise vergessen, dass es hier um Arbeit ging.

Gamification

Der Begriff Gamification wurde erstmals 2002 verwendet und meint das Nutzen spieltypischer Elemente in einem spielfremden Zusammenhang. Im wirtschaftlichen Kontext wurden solche Elemente erstmals im Marketing verwendet. Ein Beispiel ist das Sammeln von Punkten im Einzelhandel oder Bonusmeilen bei Flugreisen für Prämien, es soll den Sammeltrieb des Kunden anregen und seine Bindung ans Unternehmen stärken.

Das Pull-Prinzip um den Zufall erweitert

Nach einigen Überlegungen, wie ich Scrum spielerischer gestalten könnte, kombinierte ich das klassische "TO-DO" des Sprint Backlogs mit dem Ziehen von Losen: Die Teammitglieder sollten Ihre Aufgaben zufällig ziehen, das sollte für Abwechslung und Unterhaltung sorgen.

Mein Team bestand ausschließlich aus ausgebildeten Software-Entwicklern, alle männlich und zwischen 20 und 30 Jahren alt. Wir alle befanden uns damals noch in der agilen Entdeckungsphase, hatten also noch nicht viel Erfahrung mit Scrum und Co.

Rosinenpickerei stoppen

Nebenbei wollte ich damit einen Trend stoppen, der die Motivation vieler Teammitglieder und den Zusammenhalt untereinander schwächte: Mir war aufgefallen, dass einige Teammitglieder Energie darauf verwendeten zu analysieren, welche Aufgaben in der TO-DO-Spalte einfacher waren und sich diese sicherten – ganz entgegen der klassischen Selbstbestimmung von agilen Teams mittels Pull-Prinzip. Ich wollte dieses Rosinenpicken verhindern und dies über ein spielerisches Vorgehen erreichen, um die Betroffenen nicht zu demotivieren, denn meiner Meinung nach taten sie es nicht aus Faulheit, sondern weil sie sich die Aufgaben nicht zutrauten.

Steigerung der Neugier und kurzfristig die Bereitschaft für zusätzliche Leistung

Alle Kommentare (5)

Hallo Frau Reithmeier, vielen Dank. Wenn ich bei Ihnen damit einen positiven Impuls setzen konnte, dann hat sich die Arbeit doch schon gelohnt.

 

Giovanni
Melis

Lieber Herr Boddin, eine sehr gute Idee um Routinen vorzubeugen. Gruß G. Melis

 

Birgit
Schultheiss

Ich habe den Artikel heute erst gelesen, als ich ihn beim Stöbern entdeckt habe. Die Idee des Blind Sprint finde ich sehr interessant und könnte mir vorstellen, dass das auch bei uns in den Projekten gut ankommen könnte. Allerdings kenne ich ein paar "Regeln" für das Sprintbacklog, die mir dabei im Weg zu sein scheinen. Und zwar gibt es einerseits die Festlegung, dass die Reihenfolge der Sprint Items der Priorisierung des Product Owners entspricht. Das heißt, die Items sollten in der festgelegten Reihenfolge abgearbeitet werden, also Dringendes zuerst. Und dann kann es ggf. auch noch vorkommen, dass es technische Abhängigkeiten zwischen Items gibt, so dass das eine zuerst erledigt werden sollte, bevor das andere begonnen wird. Das stelle ich mir schwierig vor, wenn ich die Karten mische und umgedreht aufhänge. Wie kann ich die Idee aus dem Blind Sprint unter diesen Rahmenbedingungen trotzdem einfließen lassen? Das ist mir noch nicht ganz klar.

Hallo Frau Schultheiss,

ich freue mich sehr, dass Sie meine Idee sehr interessant finden, vielen Dank dafür. Ich kann Ihre Fragen sehr gut nachvollziehen und möchte gerne folgend antworten.

Mir ist bisher nur aus dem Scrum Guide bekannt, dass der PO die Reihenfolge der Items im Product-Backlog festlegt. Das gesamte Scrum-Team erstellt dann das Sprint-Backlog und die Bearbeitung der Sprint-Items wird meines Wissens nach durch die Entwickler bestimmt. Hier kommt es dann ja zu den von mir (und auch anderen: https://www.borisgloger.com/blog/2020/06/08/agile-prinzipien-unter-der-…) wahrgenommen Problemen.
Innerhalb des Sprints werden ja dann alle Items bearbeitet, die im Sprint-Backlog liegen und da diese alle für das Sprint-Ziel ausgewählt wurden, sind diese auch "dringlich". Sie können natürlich auch das Push-Prinzip anwenden, aber das ist für meinen Geschmack eher ein Rückgang zu traditionellen Projektformen.

Zu den Abhängigkeiten kann ich nur den Artikel eines Kollegen empfehlen: https://www.projektmagazin.de/artikel/user-storys-abhaengigkeiten-besei…

Ich hoffe, Sie finden meine Antwort hilfreich und bleiben weiterhin agil.

Herzliche Grüße
Dave Boddin