Spezialisieren – aber worauf? Strategische Karriereplanung mit dem EKS-Modell

Brauche ich eine Zertifizierung? In welchem Bereich sollte ich mich weiterbilden? Wer seine Karriere im Projektmanagement plant, steht vor vielen Entscheidungen. Doch wie trifft man diese richtig? Orientierung liefert das Modell der "Engpasskonzentrierten Strategie" (EKS) von Wolfgang Mewes. Gerhard Friedrich und Rupert Schmutzer stellen die wesentlichen Elemente in Bezug auf die Karriereplanung vor und beschreiben die Anwendung an Fallbeispielen.

Download PDFDownload PDF
Download EPUBDownload EPUB

Spezialisieren – aber worauf? Strategische Karriereplanung mit dem EKS-Modell

Brauche ich eine Zertifizierung? In welchem Bereich sollte ich mich weiterbilden? Wer seine Karriere im Projektmanagement plant, steht vor vielen Entscheidungen. Doch wie trifft man diese richtig? Orientierung liefert das Modell der "Engpasskonzentrierten Strategie" (EKS) von Wolfgang Mewes. Gerhard Friedrich und Rupert Schmutzer stellen die wesentlichen Elemente in Bezug auf die Karriereplanung vor und beschreiben die Anwendung an Fallbeispielen.

Projektmanager, die einen Orientierungsrahmen für professionelles Projektmanagement suchen, finden diesen in den allgemein bekannten und anerkannten Standards von PMI (PMBOK), IPMA (ICB) und AXELOS (PRINCE2). Eine Fülle von Fachbüchern ergänzt und variiert die dort angesprochenen Inhalte. So wird auch schnell klar, welche Ausbildungen man absolvieren soll, um die benötigten Kenntnisse zu erlangen. Weitgehend alleingelassen sind Projektmanager jedoch, wenn es darum geht, auf dieser Basis konkrete Karriereentscheidungen so zu treffen, dass die größte Aussicht auf Erfolg besteht.

Dieser Beitrag stellt ein Handlungsmodell vor, das solche Entscheidungsprozesse unterstützen kann: die "Engpasskonzentrierte Strategie" (EKS), begründet von Wolfgang Mewes.

Am Beispiel der persönlichen Karriereplanung wollen wir das Potenzial der EKS für berufliche Entscheidungssituationen zeigen. Dabei richten wir uns an ProjektmanagerInnen, die sich in dieser Rolle professionalisieren wollen und nicht an jene, die Aufgaben des Projektmanagements anlassbezogen übernehmen und nur diese eine Herausforderung möglichst erfolgreich bewältigen wollen. Professionelle ProjektmanagerInnen finden wir immer dort, wo Projektmanagement einen signifikanten Anteil bei der Erstellung des Produkts bzw. der Dienstleistung hat, die ein Unternehmen verkauft.

Bevor wir uns dem Potenzial der EKS als Handlungsmodell für ProjektmanagerInnen zuwenden, sollen zunächst die wesentlichen Elemente der EKS-Theorie kurz erklärt werden.

Theorie der Engpasskonzentrierten Strategie (EKS)

Wolfgang Mewes begann seine berufliche Laufbahn als Bilanzbuchhalter und Wirtschaftsprüfer und schrieb einen Fernkurs für diese Zielgruppe. In der Auseinandersetzung mit dem weiteren Berufsverlauf der Kursteilnehmer interessierte ihn zunehmend, warum manche Absolventen extrem erfolgreich waren und andere, bei gleichen oder sogar besseren Qualifikationen, ihre Füße nicht auf den Boden brachten. Sein Zugang zu dem Thema war also ein empirischer, die theoretischen Grundlagen zur Erklärung seiner Beobachtungen erarbeitete er sich schrittweise als Autodidakt, wobei er vor allem in der Biologie und Kybernetik fündig wurde.

Mewes fasste seine Erkenntnisse in einigen Publikationen zusammen und entwickelte auf deren Basis einen umfangreichen Fernkurs, der mit Hilfe zahlreicher Fallbeispiele und Übungsaufgaben die Umsetzung für die konkrete Situation des Kursteilnehmers fördern sollte. Dieser Kurs war in seiner Informationsfülle sicher keine leicht verdauliche Kost, er lieferte mit seiner Präzision und Leidenschaft aber einen Impuls, der viele, so auch einen der Autoren dieses Artikels, nachhaltig geprägt hat.

Im Jahr 1990 brachte der Verlag der Frankfurter Allgemeine Zeitung eine modernisierte Fassung heraus, annähernd zeitgleich erschien die erste Auflage einer Buchfassung von Kerstin Friedrich (die Namensgleichheit mit einem der Autoren dieses Artikels ist Zufall). Weitere Auflagen mit den Ko-Autoren Edgar Geffroy, Lothar Seiwert und Fredmund Malik folgten. Derzeit ist das Buch in der 20. Auflage mit den Autoren K. Friedrich, F. Malik und L. Seiwert am Markt. Im Jahr 2009 erwarb Fredmund Malik alle Werknutzungsrechte an der EKS und gliederte diese in das Schulungs- und Beratungsangebot seines MZSG ein. Dort firmiert sie nun als Teil der MAS ("Malik Alleinstellungstrategie").

Prominente Anwendungsfälle, wie die Firmen Kärcher, Fielmann und Kieser Training, belegen das Erfolgspotenzial der EKS. Aber auch die wenig bekannten, aber durchwegs am Weltmarkt führenden mittelständigen Unternehmen, die Hermann Simon in seinem Buch analysiert und vorgestellt hat (Simon, 1996), haben mit den Prinzipien der EKS Erfolg – wobei es keine Rolle spielt, ob die Unternehmen diese bewusst eingesetzt oder aus eigener Erkenntnis gehandelt haben. Nicht zuletzt ist auch Lothar Seiwerts Positionierung als "Zeitmanagement-Experte" und die nachfolgende Weiterentwicklung (gemeinsam mit Tiki Küstenmacher) zum vielschichtigen Konzept des "Simplify your life" ein Paradebeispiel für die erfolgreiche – und in diesem Fall bewusste – Anwendung der EKS-Prinzipien.

Die Kernaussagen der EKS

In seinem Geleitwort zur 16. Ausgabe der "Erfolgsstrategie" definiert Mewes den Kern des Begriffs "Strategie" als "Konzentration der Kräfte auf das Wesentliche an der entscheidenden Stelle". Und erklärt weiter: "Die EKS ist die Lehre vom effektiven Einsatz jeder Art von Energien. Ihre Gesetze gelten systemübergreifend […]. Ob Sie Ihren Firmen- oder Abteilungserfolg, Ihr (Selbst-)Management oder Ihre Karriere verbessern wollen: Sie müssen Ihre Kräfte bündeln und auf den kybernetisch wirkungsvollsten Punkt konzentrieren".

Mewes hat die Erfolgsrezepte in vier Prinzipien zusammengefasst und für die Umsetzung dieser Prinzipien ein siebenstufiges Vorgehensmodell erarbeitet (das Wort Rezept verwenden wir hier bewusst, weil Mewes den Anspruch auf eine konkrete Handlungsanleitung stellte). Diese Prinzipien, das Vorgehensmodell sowie eine Vielzahl von methodischen Anleitungen und Werkzeugen bilden ein vielschichtiges System mit dem Ziel, den wirtschaftlichen Erfolg von Personen, Unternehmen und Organisationen zu sichern.

Das könnte Sie auch interessieren