Geld ist wichtig, aber längst nicht alles Das erwartet die "Generation Y" von ihrem ersten Job

Welche Anforderungen haben Hochschulabsolventen und Berufsanfänger der sogenannten "Generation Y" an Arbeitgeber und Job? Nicolaus von Gersdorff hat Studenten zu ihren Erwartungshaltungen an das Berufsleben befragt und dabei überraschende Ergebnisse erhalten. Zwar bietet projektorientiertes Arbeiten viele Anreize für hoch qualifizierte Berufseinsteiger, aber Unternehmen müssen neue Personalkonzepte und vor allem neue Führungsstile entwickeln, wenn sie den "War for Talents" für sich entscheiden wollen.

 

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Geld ist wichtig, aber längst nicht alles Das erwartet die "Generation Y" von ihrem ersten Job

Welche Anforderungen haben Hochschulabsolventen und Berufsanfänger der sogenannten "Generation Y" an Arbeitgeber und Job? Nicolaus von Gersdorff hat Studenten zu ihren Erwartungshaltungen an das Berufsleben befragt und dabei überraschende Ergebnisse erhalten. Zwar bietet projektorientiertes Arbeiten viele Anreize für hoch qualifizierte Berufseinsteiger, aber Unternehmen müssen neue Personalkonzepte und vor allem neue Führungsstile entwickeln, wenn sie den "War for Talents" für sich entscheiden wollen.

 

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Hochschulabsolventen und Berufsanfänger der sogenannten "Generation Y" gelten als hoch qualifiziert, engagiert, weltoffen und selbstbewusst. Zur "Generation Y" zählt, wer zwischen 1980 und dem Jahr 2000 geboren wurde. Diese jungen Menschen stellen die erste Generation, die mit Internet und mobiler Kommunikation groß geworden ist.

Anders als ihre Babyboomer-Eltern, die nach der Ausbildung mit unzähligen Mitbewerbern um eine freie Stelle buhlten, kann diese Generation beim Berufseinstieg in Deutschland heute deutlich wählerischer sein. Eine historisch niedrige Akademiker-Arbeitslosigkeit und allgemein rückläufige Beschäftigtenzahlen bringen die Arbeitgeber in vielen Ländern eher in die Position der Suchenden. Trends im Personalmanagement wie Employer Branding, Sabbaticals und berufsbegleitende MBAs zeigen, mit welchem Aufwand der Kampf um die Mitarbeiter von morgen längst geführt wird.

Als Dozent für Projektmanagement an der Jacobs University Bremen habe ich viel mit künftigen Berufseinsteigern zu tun. Nachdem in letzter Zeit immer wieder darüber geschrieben – oft auch spekuliert – wurde, was die jungen Leute bewegt und wie sie sich ihr Berufsleben vorstellen, hielt ich es für sinnvoll, Informationen aus erster Hand zu bekommen und den Studenten einfach selbst Fragen zu stellen, wie:

  • Stimmt es eigentlich, dass euch bei der Berufswahl der spannende Job mehr interessiert als das Gehalt?
  • Wollt ihr lieber in einem Team mit flachen Hierarchien arbeiten oder als Führungskraft Karriere machen?
  • Sind große Unternehmen mit bekannten Namen die attraktiveren Arbeitgeber oder ist der Einstieg bei einer kleineren Adresse geplant?
  • Und was habt ihr ganz konkret nach dem Studienabschluss vor?

Von Berufs wegen interessiert mich dabei natürlich besonders, wie die Studenten zum Thema Projektmanagement stehen. Wird es als eigenständige, spannende Herausforderung gesehen oder eher als notwendige Formalität. Und wenn Projektmanagement zum künftigen Job dazugehören soll, in welcher Branche und welchem Umfeld sehen sich die künftigen Arbeitnehmer dann am liebsten?

230 Studierende nach ihren Zukunftsplänen befragt

Diese Fragen standen im Mittelpunkt, als wir Ende 2014 eine entsprechende Untersuchung initiiert und mit einem 5-köpfigen Projektteam aus Studenten der Jacobs University Bremen durchgeführt haben. Rekrutiert wurden die Teilnehmer der Umfrage aus Studiengängen wie Business Administration, Wirtschaftswissenschaften, Mathematik, Chemie und Ingenieurswissenschaften vor allem über Facebook-Gruppen und persönliche Kontakte. Mit rund 60% stellten Frauen die etwas größere Teilnehmergruppe dar, das Alter der befragten Studenten lag – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zwischen 18 und 25 Jahren (siehe Bild 1). Für die Umfrage hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer 30 Fragen rund um das Thema Zukunftspläne und Beruf online zu beantworten. Am Ende haben 230 Bachelor- und Masterstudenten an mehr als einem Dutzend Universitäten in Deutschland und Großbritannien an der Untersuchung teilgenommen – mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen. So zeigen die Befragten, allesamt Repräsentanten der so genannten "Generation Y", zwar großes Interesse an Werten wie Selbstverwirklichung und sinnstiftender Tätigkeit. Aber nach dem Abschluss kennen die meisten vor allem ein Ziel: finanzielle Sicherheit durch einen gut bezahlten Job.

Bild 1: Häufigkeitsverteilung des Alters der Studienteilnehmer.

Erst den Master, dann ein spannender Job mit gutem Gehalt!

Nach ihren wichtigsten Zielen befragt, nennen stattliche 70% eine gute finanzielle Grundlage an erster Stelle (Bild 2, Mehrfachnennungen möglich). Ein gutes Auskommen rangiert in der Lebensplanung der Berufseinsteiger damit offenbar deutlich weiter vorne als gemeinhin angenommen. Dies betrifft jedoch, wie wir weiter unten sehen werden, primär den Berufsstart. Die Absolventen suchen zunächst die finanzielle Unabhängigkeit – z.B. vom eigenen Elternhaus. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt der Stellenwert der inhaltlichen Selbstverwirklichung im Job (vgl. Bild 5).

Auch die Zweitplatzierung überrascht: So planen 60% der befragten Bachelor-Studenten eine Fortsetzung ihres Studiums. In der Einschätzung der Studenten ist der Bachelor-Grad damit offenbar für viele Absolventen keine vollwertige Option – zumindest keine, die den eigenen Ansprüchen genügt.

Mit nur 11% der Nennungen scheint jedoch der Faktor Arbeitsplatzsicherheit im Gegensatz zu früher eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Dieses Ergebnis deckt sich mit anderen Studien über die Interessen der "Generation Y", wie z.B. eine in Spiegel online zitierte Untersuchung der Accadis Hochschule Bad Homburg (Kramer, 2015) und macht deutlich: Die jungen Menschen wissen, dass sie sich alle Optionen offenhalten können und müssen, denn die Zeiten fester Karrierepläne, mit denen die Eltern noch durchs Berufsleben kamen, ist definitiv vorbei. Planbar ist in ihren Augen nur noch, dass nichts mehr planbar ist.

Bild 2: Wichtigste Ziele nach dem Abschluss (Mehrfachnennungen möglich).

Alle Kommentare (1)

Thomas
Holzer

"Soft Skills im Fokus Studenten haben darüber hinaus sehr klare Vorstellungen davon, welche Fähigkeiten auf dem Weg zu ihrem Traumjob entscheidend sind (Bild 4):" --- Eine Vorstellung haben und Soft Skills besitzen und anwenden zu können sind zweierlei! Siehe dazu: Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) Soft Skills und Praxisbezug - Erwartungen der Wirtschaft an Hochschulabsolventen: Soft Skills sind das Salz in der Suppe Praxisbezug ist von zentraler Bedeutung. 71 Prozent der Unternehmen bewerten Teamfähigkeit als wichtigste Kompetenz von Hochschulabsolventen beim Berufseinstieg. Ebenso wichtig: Berufseinsteiger müssen selbstständig arbeiten, Einsatzbereit-schaft zeigen und gut kommunizieren können. Auf der Wunschliste ganz oben finden sich somit vor allem Schlüsselkompetenzen. Fachwissen wird dabei als selbstverständlich vorausgesetzt. Konkret bedeutet dies: Wenn sich zwei fachlich gute Absolventen bewerben, bekommt derjenige mit mehr Soft Skills den Zuschlag. • DIHK-Empfehlung: Hochschulen müssen noch stärker als bisher Schlüsselkompetenzen vermitteln.