Für eilige LeserInnen: für alle, die beruflich mit Angehörigen anderer Kulturen zusammenarbeiten – sei es innerhalb internationaler Projekte, des eigenen Unternehmens oder im Rahmen von Unternehmenskooperationen. Darüber hinaus ein Muss für alle, die als Führungskraft oder Trainer anderen interkulturelles Management vermitteln wollen.
Der konkrete Nutzen des Buchs liegt in den folgenden Punkten:
An erster Stelle sind die zahlreichen, mich teilweise überraschenden Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Angehörigen anderer Kulturkreise zu nennen. So stellen die beiden Autoren sehr anschaulich kulturelle Besonderheiten aus der Schweiz, Österreich, Frankreich, Belgien, Italien, Spanien, Russland, Zentraleuropa, der arabischen und islamischen Welt, den USA, China und Japan dar. Kurzweilig erzählt, beleuchten diese Beispiele einen oder mehrere zentrale Aspekte, die wir berücksichtigen sollten, wenn wir mit Angehörigen der anderen Kultur erfolgreich kommunizieren und zusammenarbeiten möchten. Gleichzeitig spiegeln sie unsere eigene Denkweise vor dem Hintergrund der jeweils anderen Kultur wider. Auch das ist spannend und lehrreich.
Die wichtigsten Aspekte für die Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kultur werden dabei bewusst verallgemeinert. So empfehlen die Autoren z.B. in der Kommunikation mit unseren direkten Nachbarn, den Franzosen, nicht nur E-Mails zu verwenden, sondern den persönlichen Austausch per Telefon zu suchen.
Auch beleuchten die Autoren sehr knapp die historischen Hintergründe des Verhaltens der jeweiligen Kultur. Dass die historische Darstellung durch die Verkürzung und damit Vereinfachung an einigen Stellen angreifbar wird, ist den Autoren bewusst, mindert jedoch nicht ihren Nutzen.
Der Leser wird konsequent zu Neugierde und Offenheit gegenüber kulturellen Unterschieden ermutigt. Dass dies relativ einfach und logisch klingt, es in der Realität aber meist gar nicht so leicht fällt, sich diese Haltung zu bewahren, wissen die Autoren. So weisen sie immer wieder darauf hin, wie wichtig die positive Zuwendung zu einer anderen Kultur ist, um Brücken zu schlagen und erfolgreich kulturübergreifend zu kommunizieren.
Der Hauptteil des Buches richtet sich an diejenigen, die interkulturelles Management anderen vermitteln wollen und müssen, also an international tätige Projektleiter, Führungskräfte und Trainer. Dieser Aspekt wird hier in mir bisher nicht bekannter Tiefe ausgeführt. Nicht nur systematisch und reflektierend, sondern auch praxisnah und direkt praktisch anwendbar. Rollenspiele für unterschiedliche Kulturkreise, Fallbeispiele inklusive von Ablaufplänen, bildhafte Darstellungen von Seminarergebnissen bis hin zu Anregungen, wie Teilnehmerbescheinigungen gestaltet werden können, lassen sich direkt für die Vorbereitung und Durchführung der Trainings übernehmen.
Schließlich legen die Autoren gleichsam zusammenfassend und mit Verweis auf die Methoden aus den vorangegangenen Abschnitten dar, worauf in internationalen Projekten besonders zu achten ist. Wieder zeigen anschauliche Beispiele, wie wichtig es z.B. ist, die unterschiedlichen Rollen in einem Projekt vor dem Hintergrund des jeweiligen Kulturkreises und seiner Gegebenheiten zu besetzen – und nicht, von unserem deutschen Verständnis ausgehend, rein nach fachlicher Qualifikation.
Fazit: Insgesamt habe ich sehr viel gelernt und ich kann das Buch jedem empfehlen, der mit internationalen Projekten zu tun hat oder anderweitig international tätig ist. Viele Erfahrungen, die ich in meiner bisherigen Arbeit sammeln konnte, konnte ich erst jetzt durch die Lektüre des Buches plötzlich einordnen und wurden verständlich. Einziger Minuspunkt: In einigen Abschnitten hätte ein gründlicheres Lektorat stattfinden sollen. Mein Tipp: Sehen Sie über fehlerhafte Seitenangaben bei Verweisen oder falsche Rechtschreibung gnädig hinweg und konzentrieren Sie sich auf den wertvollen Inhalt.