Politisch Gewinnen lernen im Projektgeschäft
Die politische Welt hat gegenüber der wirtschaftlichen und dem Projektgeschäft einen großen Vorteil: Sie wird bis in die Details öffentlich verhandelt. So können wir an der gegenwärtigen Situation in den USA – gerade laufen die Senatsanhörungen für die von Donald Trump nominierten Minister – viel lernen.
Politisch Gewinnen lernen im Projektgeschäft
Die politische Welt hat gegenüber der wirtschaftlichen und dem Projektgeschäft einen großen Vorteil: Sie wird bis in die Details öffentlich verhandelt. So können wir an der gegenwärtigen Situation in den USA – gerade laufen die Senatsanhörungen für die von Donald Trump nominierten Minister – viel lernen.
Was ist Trump für ein Chef?
Trump ist für mich der sprichwörtliche "dumme Bauer", der die "dickste Kartoffel", die unsere Zeit zu vergeben hat – die US-Präsidentschaft – errungen hat. Sein persönliches Verhalten ist das eines egoistischen "Stinkstiefels". Und er handelt unverantwortlich, denn viele der von ihm nominierten Minister sind im Sinne des Projektes "Die USA zu einen und auf einem guten Weg in die Zukunft zu führen" nicht für ihre Positionen geeignet.
Wie viele "Trumps" finden wir im Projektgeschäft? Beziffern kann ich das nicht. Doch seien wir ehrlich: Jede und jeder von uns kennt mehrere Chefs, auf die das Profil: "dummer Bauer, egoistischer Stinkstiefel, unverantwortlich handelnd" zutrifft.
Wie erziehe ich meinen Chef?
Wenn ich Führungskräfte der mittleren Ebenen coache, nenne ich das die Grundübung des "politischen Spiels": Wie führe ich meinen Chef? Heute will ich mich mit ihnen der weitaus anspruchsvolleren Übung "Wie erziehe ich meinen unverantwortlich handelnden Chef?" zuwenden. Das ist sicherlich nicht jedermanns oder jeder Frau Sache, sondern so etwas wie eine "Champions League-Übung" des politischen Spiels. Die 100 US-Senatoren sehe ich in diesem Sinne als "Champions League-Spieler".
Lernen von den Möglichkeiten republikanischer US-Senatoren
Was nötig ist, um Trump zu erziehen, ist schnell benannt: Er braucht so schnell wie möglich einen "Schuss vor den Bug", der ihm sehr deutlich macht: So geht es nicht. Doch dabei darf er nicht so beschädigt werden, dass die USA darunter mehr leiden, als unter seinen unverantwortlichen Handlungen. Das nenne ich "die maßvolle Begrenzung der Loyalität."
Ich versetze mich nun in die Position eines gemäßigten republikanischen US-Senatoren, der genau dieses Ziel verfolgt: Zunächst warte ich darauf, dass mir die üblichen Abläufe den "Ball" so zuspielen, dass ich im Rahmen meiner üblichen Rolle handeln kann. (Dieser Spielzug läuft gerade: Der Senat hat über Trumps Nominierungen abzustimmen.)
Ich schätze, dass die Verweigerung von 2-3 Nominationen einen sinnvollen Schuss vor Trumps Bug" bedeuten. Eine Verweigerung trifft ihn nicht genug, und bei mehr als drei Verweigerungen wird der Schaden an ihm zu groß. Wie kann ich das erreichen? Nun ich muss mir 2-3 Bündnispartner unter den anderen gemäßigten Republikanern suchen
Wieso 2-3: Da es 52 republikanische Senatoren gibt, werden mindestens drei Senatoren gebraucht, um eine Nominierung zu verhindern. Und bei mehr als vier Personen wird die "Verweigerungs-Gruppe" immer schwerer zusammen und verschwiegen zu halten. Mit diesen Bündnispartnern einige ich mich – selbstverständlich heimlich – welche 2-3 Nominationen wir verweigern. Dabei bin ich bereit, jede Kröte zu schlucken; also auch anderen Nominierten zuzustimmen, die ich persönlich für untragbar halte, damit der zukünftige Präsident nicht zu stark beschädigt wird …
Nach den (hoffentlich erfolgreich beeinträchtigten) Nominationen lege ich im Sinne einer "Vorne-Verteidigung" mein Verhalten natürlich offen. Das hat zwei Gründe: Zum einen kommt es sowieso heraus, zum anderen bin ich sehr viel handlungsfähiger und unangreifbarer, sobald es bekannt ist und ich dazu stehe. Ich weiß, dass ich durch einen Shitstorm muss und mich das meine Karriere kosten kann, aber nicht muss.
Vielleicht honorieren es meine gemäßigten Wähler, vielleicht nicht, vielleicht muss ich auch in die Wirtschaft, oder sogar zum politischen Gegner, den Demokraten, wechseln. Das wäre mir zwar im Traum nicht eingefallen, bevor Trump mein "Chef" wurde, doch demokratisch verantwortlich und möglich ist und bleibt es.
Und im Projektgeschäft?
Spielen wir folgende Situation durch: Ich sei designierter Projektleiter und der Projektauftraggeber und/oder Lenkungsausschussvorsitzende wollen mir jede Menge Personen als Teilprojektleiter diktieren, die ich im Sinne des Projektes und des Unternehmens für ungeeignet halte. Und zwar so sehr, dass meine Schmerzgrenze überschritten ist und ich mir im Inneren zugestehen muss: Ich halte das für unverantwortlich.
Auch hier gilt: Ich muss eine ausreichende Anzahl an Kandidaten als Teilprojektleiter verhindern, damit der der Projektauftraggeber bzw. der Lenkungsausschuss versteht, dass ich das nicht mit mir machen lasse. Gleichzeitig muss ich dabei so viel Loyalität zeigen, dass ich nicht das gesamte Projekt verhindere, bzw. den Projektauftraggeber als den Volltrottel dastehen lasse, der er ist. Ist der Projektauftraggeber ein egoistischer "Stinkstiefel", kann ich das nicht in Gesprächen mit ihm erreichen.
Damit beginnt das politische Spiel: Ich muss hinter dem Rücken des "Stinkstiefels" eine Koalition aus wenigen, doch entscheidenden Projekt-Stakeholdern bilden, die mit ihrem Einfluss 2-3 der ungeeigneten Personen als Teilprojektleiter verhindern. Dabei sind die Möglichkeiten der Koalitionsbildung weitaus größer als im US-Senat und die Möglichkeiten der Verhinderung weitaus vielfältiger, z.B. indem jemand einfach schnell mit einer anderen großen Aufgabe betraut wird. Risiken für die eigene Karriere sind sicher auch dabei, doch kleiner als für die gemäßigten Republikaner im US-Senat, weil eben doch die Wirtschaft nicht die Politik ist; einen Shitstorm z.B. werde ich kaum ertragen müssen …
Trauen Sie sich!
Ich bin mir sicher, dass jede und jeder von uns schon einmal die eine oder andere Person für eine Teilprojektleitung verhindert hat. Die Grundübung beherrschen wir also alle. Und wenn Sie für einige Wochen der "Strategie der genialen Abkürzung" (siehe Fachbeitrag) folgen entsteht automatisch eine (auch unternehmens- und projektpolitisch so klare) "Landkarte" des Projekts in Ihnen, dass Sie die zu bildende Koalition leicht sehen werden …
Die Welt wird mit jeder erfolgreichen "Begrenzung der Loyalität" besser!
Das gilt für Ihre Projekte und Unternehmen, auch wenn das kaum bekannt werden wird. Und vielleicht trauen sich ja auch ein paar gemäßigte Republikaner im US-Senat und machen die Welt offen etwas besser …
Sie können viel gewinnen
Weil Sie sich in der Gegenwart bewährt haben, werden Sie persönlich die Zukunft gewinnen: Sie werden mit einem mehr als guten Gewissen aus dieser Situation herausgehen. Wählen Sie das stärkste Wort, das Sie für positives Verhalten kennen!
Ich werde Ihnen hier meines nicht verraten, denn Sie sollen das fühlen können, wenn Sie einmal alt und schwach sein werden: "Da und dort, als ich dieses Projekt rettete, weil ich diese und jene Person verhinderte, und dem Unternehmen einen Dienst erwies, weil ich einen 'Stinkstiefel' behinderte, handelte ich wirklich sinnvoll." Auch die Geschichte wird Ihnen eines Tages Recht geben, d.h. auch die Außenwelt wird eines Tages "ganz von selbst" erkennen, dass Ihr Handeln angebracht und sinnvoll war.
Zugleich wird Ihre Unabhängigkeit, Ihre "Autonomie", wachsen. Sie werden viel freier wählen können aus den Chancen, die sich Ihnen – vielleicht sogar innerhalb, auf jeden Fall aber außerhalb Ihres Unternehmens – bieten werden. Und alles, was Sie durch ein solch verantwortungsvolles Verhalten verlieren, war es ohnehin nicht wert, daran zu hängen!