Erfolgsfaktor "Tompkins'sche Nase"?

Aus Mr. Tompkins Tagebuch: "Die wichtigsten Körperteile des Managers sind Herz, Bauch, Seele und Nase. Sie braucht er, um

• mit dem Herzen zu führen
• dem Gefühl im Bauch zu vertrauen (auf die innere Stimme zu hören)
• die Organisation zu beseelen
• zu riechen, dass etwas stinkt"

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Erfolgsfaktor "Tompkins'sche Nase"?

Aus Mr. Tompkins Tagebuch: "Die wichtigsten Körperteile des Managers sind Herz, Bauch, Seele und Nase. Sie braucht er, um

• mit dem Herzen zu führen
• dem Gefühl im Bauch zu vertrauen (auf die innere Stimme zu hören)
• die Organisation zu beseelen
• zu riechen, dass etwas stinkt"

Aus Mr. Tompkins Tagebuch: "Die wichtigsten Körperteile des Managers sind Herz, Bauch, Seele und Nase. Sie braucht er, um

• mit dem Herzen zu führen
• dem Gefühl im Bauch zu vertrauen (auf die innere Stimme zu hören)
• die Organisation zu beseelen
• zu riechen, dass etwas stinkt"

Tom DeMarco, "Der Termin"

Wie gut ist sie tatsächlich, die sprichwörtlich gute Nase bei Projektleiterinnen und Projektleitern, die Tom DeMarco beschreibt? Nase und Bauchgefühl – widerspricht diese Aussage nicht der Überzeugung, professionelles Projektmanagement sei der Schlüssel zum Erfolg? Immer wieder habe ich es mit erfahrenen Praktikern zu tun, die in der Vergangenheit Projekte erfolgreich geleitet haben, pragmatisch, intuitiv, hemdsärmelig. Mit vermutlich mehr zeitlichem Aufwand, vielleicht auch mehr Reibungsverlusten; aber mit Erfolg. Das eigene Bauchgefühl – also ein Geheimrezept?

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Bauchgefühl – was ist das?

Nach Gigerenzer entwickelt das Gehirn sogenannte Faustregeln, die eine Basis für das Bauchgefühl des Menschen bilden. Baumaterial für diese Regeln – die in unserem Unterbewusstsein gespeichert werden – liefert unter anderem die individuelle Wiedererkennungserfahrung, Rekognitionsheuristik genannt. So greift etwa das Gefühl "da muss etwas faul sein", wenn uns ein angeblich unschlagbar gutes Angebot unterbreitet wird, auf Wiedererkennung ähnlicher Kontexte zurück.

Bauchgefühl nach Gerd Gigerenzer

So entsteht Bauchgefühl, nach: Gigerenzer, Gerd: Bauchentscheidungen" (Goldmann Verlag 2007)

Derart "Evolvierte Fähigkeiten" kommen Ihnen sicherlich sehr bekannt vor: der Mensch (also auch ein Projektleiter) lernt unbewusst aus seinen Erfahrungen. Wesentlich spannender finde ich die Erkenntnis, dass die vom einzelnen Menschen wahrgenommene Umweltstruktur den Kontext dafür liefert – also das, was wir sehen, hören, fühlen, lesen.

Erst dadurch entstehen die Zusammenhänge, in denen diese speziellen Faustregeln in uns entstehen können – für die Situationen, die wir kennen. Und nur so, wie wir sie persönlich wahrgenommen haben.

Intuition ist beeinflussbar

Die dadurch entstehende Vielfalt an möglichen Faustregeln erklärt, warum verschiedene Personen rein nach Bauchgefühl in derselben oder einer ähnlichen Situation ganz unterschiedliche Entscheidungen treffen. Ein schier unbegrenztes Spektrum an Einflussgrößen kann unsere Intuition prägen – und zwar massiv. Nicht nur die individuelle Lebenssituation und unsere persönlichen Erfahrungen, auch Faktoren wie unbewusster sozialer Zwang oder Vorurteile gehören dazu. Einflussgrößen, die ebenso wenig aus der beruflichen Welt des Projektmanagements herauszufiltern sind wie Emotionen. Oder haben Sie jemals ein Projekt ohne emotionale Beteiligung oder Komponenten sozialer Konflikte erlebt?

Überrascht haben mich die Einflussgrößen falsches Wissen bzw. manipuliertes Wissen, die Gigerenzer benennt. In unserer sprichwörtlichen Wissensgesellschaft hat der Ausdruck Wissen nach meiner Erfahrung einen rein positiven Charakter, falsches oder manipuliertes Wissen wird eher in totalitären politischen Systemen vermutet. Jedenfalls dem Bauchgefühl nach… Tatsache ist zudem, dass Menschen ihr eigenes Wissen meist zu hoch einschätzen.

Wie verlässlich kann Intuition dann überhaupt sein? Und kann ich mich im Projekt wirklich darauf verlassen, nach "Nase" eine Entscheidung zu treffen?

Bauchgefühl ist gut, professionelles Projektmanagement ist besser!

Die Intuition, die unser Handeln häufig – wenn nicht sogar grundsätzlich – bestimmt, erwächst aus komplexen Vorgängen in unserem Unterbewusstsein. Sie ist anfällig für Einflüsse, die wir nicht erkennen können – und führt möglicherweise zu Projektentscheidungen, die wichtige Sachverhalte außer Acht lassen oder schlicht und einfach falsch sind. Denn ohne nachvollziehbaren Entscheidungsprozess, ohne Methodeneinsatz und strukturiertem Vorgehen ist die Wahrscheinlichkeit, "aus dem Bauch heraus" falsch zu entscheiden, immens hoch. Interdisziplinär, interkulturell, komplex – diesen Herausforderungen der Projektarbeit kann Intuition alleine sicherlich nicht gerecht werden. Sie kann jedoch sehr wohl dazu beitragen, "zu riechen, wenn etwas stinkt" oder Entscheidungen, "gegen das Bauchgefühl" kritisch zu hinterfragen.

Mein Resumée aus diesem spontanen Ausflug in die Intuitionsforschung ist daher keine wirklich neue Erkenntnis, sondern untermauert meine Überzeugung: Ich plädiere damit ausdrücklich für den Einsatz klassischer Projektmanagementinstrumente und bewährter Projektmanagementmethoden! Und – ich widerspreche damit auch Mr. Tompkins nicht. Zur Versöhnung für all diejenigen, deren Bauchgefühl nun rebelliert, mein persönliches Motto: Methoden ersetzen die Intuition nicht, sie ergänzen sie.

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Alle Kommentare (5)

Guest

Ich stimme bei dem Satz "Methoden ersetzen die Intuition nicht, sie ergänzen sie" voll und ganz zu. Ein Freund aus der Softwareentwicklung hat gesagt "Ich habe noch nie ein Projekt aus technischen Gründen scheitern sehen." Ich denke in dem Satz liegt sehr viel Wahrheit. Um erfolgreich zu sein muss man die Richtigen Methoden an der Hand haben, die richtigen Aufgaben an die richtigen Personen geben, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit tun, die Menschen richtig behandeln und das geht nur mit Herz, Bauch, Seele und Nase.

 

Guest

Ich stimme dem Satz "Methoden ersetzen die Intuition nicht, sie ergänzen sie" ebenfalls uneingeschränkt zu und möchte diesen mit der Bemerkung ergänzen. Wer keine Intuitonen hat, dem helfen auch Methodenkenntnisse nicht wirklich weiter.

 

Peter
Jetter

"Denn ohne nachvollziehbaren Entscheidungsprozess, ohne Methodeneinsatz und strukturiertem Vorgehen ist die Wahrscheinlichkeit, "aus dem Bauch heraus" falsch zu entscheiden, immens hoch." Worauf stützen sie diese These? Studien zeigen nur marginal bessere Ergebnisse für "strukturierte Methoden" bei deutlich höherem Aufwand. "Intuition" in vielen(nicht allen) Fällen profitabler/kosteneffizienter. "Interdisziplinär, interkulturell, komplex – diesen Herausforderungen der Projektarbeit kann Intuition alleine sicherlich nicht gerecht werden." Gerade mit Komplexität kann das menschliche Bewusstsein(inkl. rationaler Vorgehensmodelle) nur sehr uneffektiv umgehen. Jedenfalls deutlich schlechter als unbewusste Entscheidungsmechanismen. Im übrigen unterliegen ALLE vermeintlich rationale Entscheidungen unbewussten Einflüssen. In vielen Fällen kann gezeigt werden, dass "bewusste" Entscheidung anhand UNbewusster Hirnmuster vorhersagbar sind. Ein Indiz, dass unser Hirn im NACHHINEIN rationale Begründungen für bereits unbewusst getroffene Entscheidungen konstruiert. Ich halte es für wirkungsvoller unsere unbewusste Entscheidungsqualität zu verbessern als die bewusste. Aber da steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen.

 

Meine These stammt aus dem persönlichen Austausch mit anderen Projektleiterinnen und Projektleitern und eigenen Beobachtungen und Erfahrungen. Die Situationen, auf die ich mich dabei beziehe, sind beispielsweise Entscheidungssituationen, die etwa - in neuem, noch unbekannten Umfeld - unter schwierigen Rahmenbedingungen - in einem großen Geflecht von Interessengruppen getroffen werden sollen. Dass es "rein" rationale Entscheidungen so nicht gibt, ist mir dabei auch bewusst. Daher auch meine Überzeugung, dass Methoden die Intuition nicht ersetzen, sondern ergänzen. Denn nach meiner Erfahrung helfen Methoden dabei, Entscheidungen mit Argumenten zu bestätigen oder auch Entscheidungsrisiken aufzudecken - und sich selbst damit abzusichern; ob nun die Entscheidung unbewusst schon getroffen ist oder nicht. Insbesondere in Projekten sehe ich es als maßgeblich wichtig an, Entscheidungen auch nach außen hin überzeugend zu vertreten und mit einer stimmigen Argumentation zu untermauern - wie sollte sonst etwa ein Lenkungsausschuss überzeugt werden, die Entscheidung mitzutragen? In meinen Seminaren frage ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder, ob sie anhand des Ergebnisses der eingesetzten Methode nun eine Entscheidung gegen das eigene Bauchgefühl treffen würden. Viele (besonderes erfahrene) Personen antworteten mit "nein", da sie häufig eine "Bauchentscheidung" bereits vorher getroffen hatten. Andere, bei denen vorher große Unsicherheit herrschte, konnten oder wollten sich nicht auf den Bauch verlassen und wollten eher versuchen, die methodisch erarbeiteten Argumente zu überdenken, um dann erst eine Entscheidung zu treffen. Dies bezieht sich allerdings zumeist auf relativ einfache Sachverhalte, die in einer Schulungsumgebung zur Sprache kommen. Ich finde es faszinierend, dass wir nur dank unseres Unterbewusstseins eine Vielfalt an komplexen Situationen meistern können. Daher erscheint mir auch kaum vorstellbar, diese unbewusste Entscheidungsqualität zu beeinflussen; ich sehe es deshalb mit einer gewissen Spannung, ob die Forschung uns tatsächlich weiter bringen wird - ob dies tatsächlich eine Hilfe sein könnte?

 

Guest

Meine Erfahrung ist ebenfalls, dass man für wirklich komplexe Sachverhalte Methoden braucht. Beispiel aus der Softwareentwicklung: Es gibt Menschen, die aufgrund von bestimmten KPIs entscheiden können, wie reif und gut eine Software ist, bzw. ob sie überhaupt noch zu retten ist. Dabei ist die Erfahrung im Bauchgefühl nur auf dieser abstahierten Ebene der KPIs da, d.h. die Methodik und die Abstraktion sind Voraussetzung für die Entwicklung von Erfahrung und damit die Entwicklung des Bauchgefühls, um mehrere Millionen Zeilen Softwarecode, die von Entwicklern mit verschieden großer Erfahrung erstellt wurden, mit einander in Relation zu stellen, zu beurteilen und daraus die wesentlichen Schlüsse zu ziehen.