Als Projektleitung kennen Sie vielleicht folgende Situation: Sie stecken mit Ihrem Projekt in einer heißen Phase, in der bestimmte Berechnungen dringend fertig werden müssen. Deshalb fragen Sie ein Teammitglied, ob es am Abend eine Stunde länger arbeiten könnte. Es sagt "Ja". Dabei fällt Ihnen auf, dass sein Mundwinkel ganz kurz hochzuckt – eine winzige Veränderung in seiner Mimik. Später bemerken Sie, dass das Teammitglied an diesem Abend weniger konzentriert wirkt, als Sie es von ihm kennen.

Solch kleine Veränderungen in der Mimik Ihrer Mitarbeitenden oder Stakeholder:innen zu erkennen und darauf einzugehen, kann Ihnen helfen, erfolgreicher im Projekt zu sein. Denn an der Körpersprache sehen Sie, was Ihr Gegenüber tatsächlich denkt und empfindet. Wenn Sie die geheimen Codes der nonverbalen Signale deuten können, verstehen Sie leichter, worum es Ihrem Gegenüber wirklich geht, obwohl es dies nicht aussprechen will.

In diesem Tipp erfahren Sie, welche Mikroausdrücke der Mimik es gibt, wie Sie sie entschlüsseln und wie Sie darauf reagieren können.

Die 7 wichtigsten Mikroexpressionen

Der US-amerikanische Psychologe Dr. Paul Ekman entdeckte die Mikromimik im Rahmen seiner Forschungen über Körpersprache. In seinen Büchern "Unmasking the Face" und "Gefühle lesen" beschreibt er insgesamt sieben Mikroausdrücke: Verachtung, Überraschung, Freude, Trauer, Wut, Angst und Ekel. Ekman bewies auch, dass jeder Mensch sie unbewusst benutzt – unabhängig von Herkunft und Kultur. Um die verschiedenen Expressionen kennen zu lernen, hilft es, sich zunächst überspitzt dargestellte Gesichtsausdrücke einzuprägen. So erkennt man sie auch, wenn sie nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind.

Verachtung

Zurück zum Beispiel: Auf Ihre Bitte als Projektleitung hin, heute eine Stunde länger zu arbeiten, sagte Ihr Kollege "Ja". In seiner Mimik sahen Sie aber für den Bruchteil einer Sekunde, dass er einen Mundwinkel hochzog. Diese Mikroexpression stammt aus dem Unterbewusstsein und zeigt, dass der Kollege eigentlich Abneigung für seine Zusage empfindet. Er traut sich aber vermutlich nicht, dies zu sagen.

Wie reagieren Sie nun? Sie sagen dem Kollegen, dass er doch nicht länger bleiben muss und dass Sie beide morgen dafür eine Stunde früher anfangen. Er findet, dass dies eine bessere Idee ist, und während er das sagt, entsteht kein Mikroausdruck. Der Kollege ist offensichtlich erleichtert.
 

Überraschung