
Jürgen Sturany
29.10.2014
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Noch vor wenigen Monaten ist das Team hoffnungsfroh in das Projekt gestartet, doch inzwischen sieht es seine Situation als "Mission Impossible". Dass es so weit gekommen ist, liegt nicht nur an widrigen Rahmenbedingungen – eine wesentliche Rolle spielen auch gruppendynamische Prozesse. Welche Fallstricke hier lauern und wie man diese vermeidet, zeigt Gero Lomnitz in seiner Analyse eines Praxisfalls. Eine Checkliste hilft bei der Teamdiagnose.
Noch vor wenigen Monaten ist das Team hoffnungsfroh in das Projekt gestartet, doch inzwischen sieht es seine Situation als "Mission Impossible". Dass es so weit gekommen ist, liegt nicht nur an widrigen Rahmenbedingungen – eine wesentliche Rolle spielen auch gruppendynamische Prozesse. Welche Fallstricke hier lauern und wie man diese vermeidet, zeigt Gero Lomnitz in seiner Analyse eines Praxisfalls. Eine Checkliste hilft bei der Teamdiagnose.
Burnout ist mittlerweile ein etablierter Begriff, der sich nicht nur auf einzelne Personen bezieht, sondern auch für Teams (Fengler, Sanz, 2011) und sogar für Organisationen benutzt wird (Greve, 2010). So stand in der Computerwoche vom 3.5.2014: "Immer häufiger geraten tatsächlich ganze Arbeitsgruppen in die Burnout-Falle" (Funk, 2014). Doch ist es überhaupt sinnvoll, von einem "ausgebrannten Team" zu sprechen? Ist Burnout nicht immer gebunden an eine einzelne Person, wobei sich die Folgen in erheblichem Maße auf andere Teammitglieder und letztlich auf das gesamte Team auswirken können?
Ich meine, dass Begriffe wie "Team Burnout" oder "ausbrannte Projektteams" nicht sinnvoll sind, denn nur Individuen können ausbrennen. Klar, wenn eine kritische Zahl von chronisch erschöpften Teammitgliedern erreicht ist, dann kann das Team seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. Die Ziele werden nicht erreicht, Konflikte und Hoffnungslosigkeit machen sich breit, das Team kann zu Grunde gehen. Das gilt für Fußballteams und für Projektteams gleichermaßen, wobei sich die Symptome in einem Fußballteam sehr viel schneller zeigen.
Lohnt es sich nach diesen Überlegungen überhaupt, über den Zerfall eines Teams zu schreiben, wenn Burnout an die einzelne Person gebunden ist? Ich meine ja, denn es lohnt sich, die Einflüsse der gruppendynamischen Prozesse und des Teamumfelds auf den Niedergang eines Projektteams zu verstehen. Was mich interessiert, ist die Ansteckungsgefahr von Burnout innerhalb eines Teams.
In diesem Beitrag beschreibe ich den Zerfall eines Projektteams, der schleichend begann, und zuletzt mit hoher Geschwindigkeit zum endgültigen Niedergang des Teams führte. Ich habe im Titel des Beitrags bewusst auf das Etikett "Team Burnout" verzichtet und stattdessen den Titel "Zerfall des Teams" vorgezogen, auch wenn "Burnout des Projektteams" moderner und attraktiver klingen mag. Anhand dieses konkreten Falls aus der Praxis werde ich folgenden Fragen nachgehen:
Der Leser sollte zunächst wissen, in welcher Beziehung ich zu diesem Projektteam stand. Auf Wunsch des gesamten Teams und mit Zustimmung des Managements hatte ich das Team eine Zeitlang beraten. Als die Beratung begann, arbeitete das Projektteam bereits seit acht Monaten. Die Symptome traten deutlich zu Tage; sie konnten weder von der Projektleiterin, von den Projektmitarbeitern noch von den Vorgesetzten verdrängt werden. Die Beratung wurde beendet, bevor das Team endgültig auseinanderbrach.
Sie werden also keine Erfolgsstory lesen nach dem Motto "Der gute Coach konnte durch seine richtigen Interventionen das Team retten", sondern ich möchte die Prozesse im Team – vor allem in der kritischen Phase – und die untrennbar damit verbundenen Verhaltensweisen der Akteure beschreiben, die zum Zerfall des Teams führten. In der Praxis gibt es sicherlich spezifische Einflussfaktoren, die zum Niedergang eines Teams führen können und die im Rahmen einer Teamdiagnose zu beachten sind. Dennoch bin ich überzeugt, dass der hier beschriebene Fall exemplarische Züge aufweist, die sich auf den Zerfall anderer Teams übertragen lassen.
Zunächst ein kurzer Überblick über das Projektziel, das organisatorische Umfeld und die Struktur des Teams. Diese Informationen sind wichtig, um die Ereignisse zu verstehen.
In einem größeren Finanzdienstleitungs-Unternehmen hatte das Projektteam vom Vorstand die Aufgabe bekommen, eine neue Software für die Abwicklung von finanziellen Transaktionsprozessen zu implementieren.
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