Gendersternchen, Gender-Gap und Co. In 5 Schritten gendergerechte Sprache im Projekt einführen

Symbol Transgender auf farbigem Hintergrund

Sie möchten gerne eine gendergerechte Sprache in Ihrem Projekt etablieren, wissen aber nicht wie? Wir geben Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Varianten und verraten Ihnen, wie Sie in 5 Schritten das Gendern einführen.

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Gendersternchen, Gender-Gap und Co. In 5 Schritten gendergerechte Sprache im Projekt einführen

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Sie möchten gerne eine gendergerechte Sprache in Ihrem Projekt etablieren, wissen aber nicht wie? Wir geben Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Varianten und verraten Ihnen, wie Sie in 5 Schritten das Gendern einführen.

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Die Debatte über die Notwendigkeit gendergerechter Sprache ist derzeit in aller Munde. Beim Gendern handelt es sich nicht mehr um ein Nischenthema. So verwenden mittlerweile 18 der insgesamt 30 Dax-Konzerne (z.B. Audi AG) gendergerechte Sprache oder planen zumindest deren Einführung.

Viele dieser Unternehmen möchten so ein Zeichen für geschlechtliche Vielfalt setzen. Denn auch wenn das Generische Maskulinum alle ansprechen soll: Seine Verwendung führt nachweislich zu stereotypen Rollenbildern und trägt somit zur sozialen Diskriminierung von Frauen, nicht-binären sowie trans- und intersexuellen Menschen bei (vgl. Kollmayer et al. 2018).

Doch obwohl selbst im Grundgesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau verankert ist, ist im schriftlichen Sprachgebrauch noch immer die männliche Form dominant. Menschen, die sich dieser Geschlechtervorstellung nicht zuordnen wollen oder können, bleiben komplett außen vor. Als digitales Fachmagazin für Projektmanagement haben wir eine diverse Leser:innenschaft, die wir ansprechen wollen. Daher haben wir beim projektmagazin entschieden, eine gendergerechte Schreibweise einzuführen.

Inklusiv zu schreiben bei guter Lesbarkeit – das ist nicht immer einfach. Auch wir lernen noch. In diesem Artikel stellen wir Ihnen eine Auswahl der gängigsten Varianten des Genderns mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vor und liefern Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Einführung. So sind Sie für eine gendersensible Kommunikation im Projekt gewappnet.

Gendern einführen? Ja! – aber wie?

Da es bislang keine einheitliche Lösung für gendergerechte Sprache gibt, haben wir uns mit den verschiedenen Möglichkeiten des Genderns auseinandergesetzt. Hierbei wurden wir online mit einer großen Informationsflut und den zahlreichen Varianten konfrontiert. Gleichzeitig fehlt bisher eine konkrete Handlungsempfehlung zur Einführung von gendergerechter Sprache im Projektkontext.

Aus diesem Grund wollen wir Ihnen anhand unserer Erfahrungen einen kleinen Leitfaden zur Einführung gendergerechter Sprache im Projektumfeld liefern. Dieser beinhaltet keine allgemeingültige Lösung, sondern vielmehr eine Hilfestellung, mit der Sie eine für Ihr Unternehmen oder Projekt praktikable Variante des Genderns finden und einführen können.

Varianten gendergerechter Sprache

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten des Genderns geben. Die jeweiligen Untervarianten inklusive ihrer Vor- und Nachteile entnehmen Sie Bild 1.

Generisches Maskulinum

Unter dem sogenannten "Generischen Maskulinum" ist die geschlechtsneutrale Verwendung der maskulinen Substantive und Pronomen zu verstehen.

Noch immer ist diese Form allgegenwärtig. Doch seit ein paar Jahren gerät das Generische Maskulinum immer mehr in die Kritik. Der Hauptvorwurf: Die geschlechtsneutrale Verwendung maskuliner Substantive und Pronomen erzeugt hauptsächlich männliche Bilder im Kopf. Um zu überprüfen, ob diese Annahme auch bei Ihnen zutrifft, stellen Sie sich folgende Szene vor:

Beispiel

An einem Besprechungstisch sitzt eine Runde aus Geschäftsführern, Bereichsvorständen, Projektleitern und weiteren Projektmitarbeitern. Zwei Sales Manager präsentieren die neuesten Zahlen und beantworten anschließend die Fragen ihrer Kollegen.

Hand aufs Herz: Wie sieht das Bild in Ihrem Kopf genau aus? Welches Geschlecht haben die Personen am Tisch? Die meisten stellen sich wahrscheinlich eine Runde von Männern in Anzügen vor. Dies ist problematisch, da Sprache nachweislich unser Bewusstsein prägt. So findet bei Texten, die im generischen Maskulinum formuliert wurden, ein nachweislich geringerer gedanklicher Einbezug von Frauen statt (Sczesny & Stahlberg 2001) – ganz zu schweigen von nicht-binären, intersexuellen oder transsexuellen Personen. Das Bild ändert sich, sobald wir gendergerechte Sprache verwenden. Gendern ist also auch ein sprachliches Instrument, um genauere und klarere Bilder zu zeichnen.

Beispiel: der Projektleiter

Paarform

Anders als das Generische Maskulinum schließen die binären Varianten des Genderns Frauen sprachlich mit ein. Gleichzeitig setzen sie allesamt voraus, dass es lediglich Menschen gibt, die sich entweder als Männer oder als Frauen identifizieren. Nicht-binäre Personen bleiben hier unberücksichtigt.

Beispiel: der Projektleiter und die Projektleiterin, der/die Projektleiter/-in

Varianten mit Sonderzeichen, die geschlechtliche Vielfalt berücksichtigen

Um nicht nur Frauen und Männer sprachlich sichtbar zu machen, sondern geschlechtliche Vielfalt im Allgemeinen, gibt es verschiedene Optionen. Bei allen wird zwischen dem Wortstamm und der weiblichen Endung ein Sonderzeichen (beispielsweise ein Doppelpunkt, Sternchen oder Unterstrich) eingeschoben. Dieses symbolisiert jeweils eine Art Platzhalter und schafft so Raum für geschlechtliche Vielfalt (siehe auch genderleicht.de).

Beispiel: der*die Projektleiter*in, der_die Projektleiter_in, der:die Projektleiter:in

Neutralisierung und Vermeidung

Eine weitere Variante der gendergerechten Sprache ist die Neutralisierung oder Vermeidung explizit männlicher oder weiblicher Wörter. Da Deutsch jedoch eine Sprache ist, die weibliche und männliche Formen nutzt, ist es nicht immer einfach oder möglich, Begriffe zu neutralisieren oder zu vermeiden. Aus diesem Grund wird diese Variante gendergerechter Sprache meist nicht ausschließlich, sondern oft in Kombination mit einer anderen Variante genutzt.

Beispiel: die Projektleitung

Bild 1: Wir haben uns für eine Kombination des Genderdoppelpunkts mit der Neutralisierungs-Variante entschieden
Bild 1: Wir haben uns für eine Kombination des Genderdoppelpunkts mit der Neutralisierungs-Variante entschieden

Gendern einführen in 5 Schritten

Schritt 1: Ausgangslage analysieren

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Alle Kommentare (3)

Rolf
Schmitz

Vorweg: Es ist natürlich gut und richtig, möglichst alle Menschen anzusprechen.
In Bild 1 arbeiten Sie mit Häkchen und Kreuzen (und ein Mal mit einem Kreis). Hier sollte aber dargestellt werden, das Gender-Gap/-Sternchen/-Doppelpunkt den Lesefluss extrem stören - besonders, wenn das "gegenderte" Wort nicht mehr im Nominativ steht. Dann entsteht auch schnell der Eindruck, dass es sich um eine gezwungene Behelfslösung handelt.

Tomas
Bohinc
Dr.

Frau Noemi, Frau Gedig, mit diesem Artikel ist Ihnen einen gute Darstellung des Themas gelungen. Natürlich bleiben in der Praxis noch viele Frage offen. Diese zu lösen ist aber die Aufgabe aller, die Texte schreiben. Sprache ist ein lebendiges Gebilde das durch alle Sprechenden und Schreibenden entwickelt wird. Es kommt weiniger darauf an, Gender gerechte Vorschriften für das Schreiben zu machen, sondern darauf an kreative Formen zu entwickeln die bei den Lesern Gendergerechte Bilder entstehen lassen.

Helga
Trölenberg

Liebe Frau Eberlein, liebe Frau Gedig,
vielen Dank für diese schöne Zusammenstellung zum Thema, auch für den Bericht, wie Sie sich in der Redaktion dem Thema genähert haben. Das hat nicht nur das Thema plastischer gemacht, sondern zudem der Leser und die Leserin, wie Sie in der Redaktion arbeiten.
Nochmals vielen Dank dafür.
Helga Trölenberg