Stuttgart 21: Mit klarer Kommunikation zum Turnaround

Noch vor fünf Jahren war Stuttgart 21 die größte Kommunikationsbaustelle der Republik. Heute ist es still geworden um das einst so umkämpfte Infrastrukturprojekt. Dass sich das Projekt heute in ruhigeren Fahrwassern bewegt, lag bei weitem nicht auf der Hand. Und war doch eines der zentralen Ziele, als es darum ging, das Projekt aus der Krise zu führen.

 

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Stuttgart 21: Mit klarer Kommunikation zum Turnaround

Noch vor fünf Jahren war Stuttgart 21 die größte Kommunikationsbaustelle der Republik. Heute ist es still geworden um das einst so umkämpfte Infrastrukturprojekt. Dass sich das Projekt heute in ruhigeren Fahrwassern bewegt, lag bei weitem nicht auf der Hand. Und war doch eines der zentralen Ziele, als es darum ging, das Projekt aus der Krise zu führen.

 

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Noch vor fünf Jahren war Stuttgart 21 die größte Kommunikationsbaustelle der Republik. Heute ist es still geworden um das einst so umkämpfte Infrastrukturprojekt. Dass sich das Projekt heute in ruhigeren Fahrwassern bewegt, lag bei weitem nicht auf der Hand. Und war doch eines der zentralen Ziele, als es darum ging, das Projekt aus der Krise zu führen.

Stuttgart 21 – das ist weit mehr als ein Bahnhof. Es ist eines der wichtigsten europäischen Infrastrukturprojekte und das zentrale Vorhaben zur Neuordnung des Schienenverkehrs im Südwesten Deutschlands. 35 Jahre ist es nun her, dass der Bund, das Land Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart und die Stadt Stuttgart entschieden hatten, dieses Projekt zu realisieren. Auf dem Weg dorthin, in all den Jahren des harten Ringens, sind dem Projekt aber die Bürger – und teilweise auch so manche Politiker – abhandengekommen. Und mit ihnen die breite Akzeptanz für dieses Vorhaben. Da half es auch nicht, dass Stuttgart 21 durch alle demokratischen Instanzen immer von breiten Mehrheiten aus CDU, SPD und FDP, legitimiert war.

Das Ergebnis kennen wir: Zehntausende gingen gegen den Bau eines "Bahnhofs" auf die Straße. Und haben dabei außer Acht gelassen, welche Bedeutung das Bahnprojekt für den Erhalt und Ausbau einer zukunftsfähigen Infrastruktur hat. Gerade die hervorragende Infrastruktur war es ja, die es Baden-Württemberg ermöglicht hat, sich zu einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas zu entwickeln – von der Industrialisierung hin zum heutigen Wohlstand des Wirtschaftsraumes.

Stakeholder direkt ansprechen

Und so war es die oberste Aufgabe, dem Projekt und den Menschen im Land die Perspektiven zurückzugeben – ohne dabei Herausforderungen und Risiken, die ein solches Infrastrukturprojekt birgt, zu marginalisieren. Es war an der Zeit, Verhältnismäßigkeiten wieder herzustellen und den Pioniergeist im Land der Tüftler und Denker wieder zu wecken.

All das musste auf Basis der persönlichen Vermittlung von Information und Fakten geschehen und nicht durch Hochglanzprospekte und Werbebroschüren. Gerade in Zeiten, in denen die Medien dem Projekt mehrheitlich kritisch gegenüberstanden, war es von zentraler Bedeutung, dass diejenigen, die Verantwortung trugen, den direkten Kontakt zu den Bürgern suchten.

Diese Vermittlungsarbeit müssen alle leisten, die an der Realisierung eines solchen Projekts beteiligt sind. Wir können und dürfen es uns nicht leisten, dass Pioniere deutscher Ingenieurskunst international gefeiert werden, ihre Projekte in ihrem Heimatland aber nicht mehr umsetzen können.

Im Herbst 2011 fand die erste Volksabstimmung in Baden-Württemberg statt – und die erste über ein Infrastrukturprojekt überhaupt. Die Bürger mussten darin entscheiden, ob das Land weiter Projektpartner bleiben oder den Finanzierungsvertrag kündigen soll.

Die Menschen im Land, aber auch die Bürger der Stadt Stuttgart, haben sich klar für die Umsetzung des Projekts entschieden. Das war nicht selbstverständlich. Im Gegenteil. Es war ein langer und harter Weg. Denn es galt vor allem auch, die vielen Befürworter für die Wahl zu mobilisieren. Sie gingen ja längst von der Umsetzung des Projekts aus; in der immer massiver gewordenen Protestbewegung drohte ihre Stimme aber unterzugehen.

Entscheidung für eine Investition in die Zukunft des Landes

Am Ende haben sich die Menschen im Land aber für etwas entschieden und der Protestbewegung eine klare Absage erteilt. Sie haben damit auch für eine Investition in die Zukunft gestimmt.

Das unterscheidet sie z.B. von den Menschen in München. Dort haben sich die Bedenken durchgesetzt. Gegen die Olympischen Spiele. Aber auch gegen die Chancen, die solche Projekte mit sich bringen. Wer weiß, ob der Mittlere Ring in München ohne die olympischen Sommerspiele 1972 gebaut worden wäre? Auch andere Großprojekte erleben jetzt, in welch schwere Zeiten sie hineingeboren werden.

Die harte Auseinandersetzung in der Sache darf bei der Entscheidung für oder gegen ein Projekt nicht zu kurz kommen. Im Gegenteil. Sie ist Grundlage jeder Legitimation und Akzeptanz. Und als solche unwiederbringlich.

Wir dürfen in Deutschland jedoch nicht vergessen, welchen wirtschaftlichen, ökologischen und verkehrlichen Nutzen solche Projekte für ein Land darstellen, das seine Spitzenposition immer wieder und jeden Tag aufs Neue verteidigen muss und durch Infrastrukturprojekte einen wichtigen Schub erhält.

Große Projekte bringen auch große Ängste mit sich. Diese darf man nicht leichtfertig vom Tisch wischen, sondern muss sie ernst nehmen. Aber was wäre die Konsequenz daraus, wenn wir in Deutschland keine solchen wichtigen Investitionen mehr wagen würden? Wir würden mehr und mehr im internationalen Wettbewerb abgehängt werden.


 

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Alle Kommentare (27)

Guest

Wolfgang Dietrich hat sich aus dem Staub gemacht, als ihm gerade die gescheiterte Planfeststellung für den Flughafenbahnhof um die Ohren flog. Nun feiert er sich als PR-Profi? Wenn rechtzeitige Flucht aus der Verantwortung dazu gehört, ist er das wohl.

 

Guest

Klare Kommunikation? Keine Kommunikation und wenn dann nur scheibchenweise, weil es nicht mehr anders geht. So kann man sich das schön reden. Intergraler Taktfahrplan ade... Hier hat der Filz die Oberhand behalten. Eines ist jedoch klar, alle Abläufe sind für die Nachwelt sichtbar. Politiker zieht euch warm an, es dürfte eines der letzten durch gepaukten Projekte sein in dieser Republik.

 

Guest

Ihre Angaben zu Stuttgart 21 sind grob fehlerhaft. Zum Einen gibt es immer noch jeden Montag Demonstrationen gegen dieses Immobilienprojekt und zum Anderen sind immer noch viele Fragen offen. So hat die Bahn zum Beispiel bisher keine Genehmigung für den Bau der Bodenplatte des Trogbahnhofs. Für die Abschnitte Flughafen / Messe und für den Abstellbahnhof Untertürkheim fehlen die kompletten Genehmigungen. Beim Nesenbachdüker, dessen Fertigstellung ursprünglich für Juni 2014 geplant war, hat man anscheinend technische Probleme. Die sogenannte "Musterkelchstütze" im Schlossgarten zeigt Risse und Lunker und im Feuerbacher Tunnel (Baustelle Jägerstraße) dringt Wasser ein, was zu Versinterungen führt. Weiterhin wurde zwischenzeitlich von weltweit anerkannten Eisenbahnexperten bestätigt, dass Stuttgart 21 nicht die Leistungsfähigkeit des heutigen Kopfbahnhofs hat. Das hat selbst der VGH Mannheim in einem richterlichen Urteil bestätigt. Auch die Kostenfrage ist nicht geklärt. Während noch nicht einmal geklärt ist, wer die Mehrkosten der Kostenexplosion von 4,5 auf 6,8 Mrd. € tragen soll, sprechen Fachleute schon von der nächsten Kostenerhöhung auf 9,8 Mrd. €. Ich selbst habe bei hochrangigen Befürwortern des Projekts, die ständig von Transparenz reden, nach den aktuellen Kosten und dem Wirtschaftlichkeitsfaktor des Tiefbahnhofs und der Neubaustrecke gefragt. Aber da hüllen sich die angesprochenen Herren beharrlich in Schweigen. Ich bin kein Experte, aber wenn Dr. Rüdiger Grube 2012 sagte, man sei bei Kosten von 4,5 Mrd. € "gerade noch wirtschaftlich", dann dürfte die Wirtschaftlichkeit allein schon bei 6,8 Mrd. € nicht mehr gegeben sein. Fazit: Bevor man so einen Artikel veröffentlicht, sollte man erst einmal intensiv recherchieren.

 

Vielen Dank für Ihre Kommentare. Vorausschicken möchte ich, dass die Zustimmung – sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik – zu dem Projekt Stuttgart 21 heute größer ist, als bei der Volksabstimmung, bei der es ja schon ein eindeutiges Votum für das Projekt gegeben hatte. Richtig ist, und das sieht man auch an Ihren Kommentaren, dass Teile der Bevölkerung das Projekt nach wie vor skeptisch sehen oder es sogar ablehnen. Das ist bei einem Projekt dieser Größe und bei Infrastrukturprojekte generell nichts Ungewöhnliches. Tatsache ist, dass das Projekt realisiert wird und die Bauarbeiten in fast allen Abschnitten in vollem Gange sind. Dass es dabei auch Schwierigkeiten gibt und möglicherweise auch weiterhin geben wird, ist unstrittig… jedoch haben sowohl der Bauherr als auch die Projektpartner solche Herausforderungen bisher immer gemeistert. Und ich bin sicher, dass das auch zukünftig so sein wird. Das zeigte sich zuletzt beim der Einigung aller Projektpartner über die Realisierung und Finanzierung einer modifizierten Anbindung des Stuttgarter Flughafens. Falsch ist, dass das VGH Mannheim in einem der Urteile, die im Übrigen bisher alle zugunsten des Projektes gefällt worden sind, die Leistungsfähigkeit des neuen Bahnhofs in Frage gestellt hätte.

 

Vielen Dank für die Ausführungen. Dass gerne mal Geschichten von der Gegnerschaft erfunden werden ist ja nichts neues (Turm stürzt ein, Baugruben laufen sofort voll mit Wasser, so eine Gleisneigung gibt es nirgends usw.) - alles Dinge die angebliche Experten bestätigt haben. Ich frage wer sind denn die Bahnexperten, die bestätigt haben dass die Leistungsfähigkeit geringer ist? Warum werden die nicht beim Namen genannt? Ausserdem, da hüllen sich die Herren Experten auch gerne in Schweigen, habe ich noch nirgends eine vollständige und Centgenaue Auflistung gesehen wieviel denn eine Alternative kosten würde. Keiner könnte garantieren ob diese im finanziellen Rahmen bleiben würde - von dem wesentlich geringeren Nutzen für die Stadt und die Umgebung ganz zu schweigen. Ich wünsche dem Projekt weiterhin alles Gute. Probleme gibts und wird es immer bei Projekten dieser Dimension geben - aber dafür sind ja die ECHTEN Experten da die bisher jedes Problem gemeistert haben.

 

Guest

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

Alternativen? Eine Alternative, die keine Tunnels braucht, wird m.E. sicherlich günstiger sein. Auch die Risiken dürften dann erheblich geringer sein. Das ist ja eine Krux dieses komischen Projektes, daß man unbedingt Tiefbau machen will. Utrecht / Holland zeigt eine schöne Alternative, die auch die jeweils neben den Gleisen liegenden Stadtteile mit einander verbindet. Kosten ca. EUR 1,5 Milliarden: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Utrecht_Centraal https://www.google.de/search_Utrecht centraal Sehr anschauliche Bilder dazu. Interessant? Sehr!

 

Ist die Zustimmung tatsächlich grösser? Die Kunde geht, dass der Projektverein eine Umfrage in Auftrag gegeben hat, um deren Ergebnis dann in der Schublade verschwinden zu lassen. Die letzten veröffentlichten Umfragen sprechen zumindest nicht gerade für eine Steigerung der Akzeptanz: https://de.wikipedia.org/wiki/Protest_gegen_Stuttgart_21#Meinungsumfragen

 

Guest

Bei Projekt S21 werden die Details sehr selektiv in die Öffentlichkeit getragen. Dazu oft genug verspätet. Schon alleine die "Preisentwicklung" ist nicht nachvollziehbar; der Bundesrechnungshof äussert sich auch nicht (mehr). Faß ohne Boden und ohne Deckel? Herr Kuhn lässt berechtigte Vorsicht walten. Das ist auch seine Pflicht gegenüber den StuttgarterInnen. "Überfallartig müssen solche Projekte durchgezogen werden, damit die Bedenkenträger keine Zeit haben, die Prozesse zu beeinflussen" - oder so ähnlich wurde dies von Herrn Dürr in der Gründungsphase dargestellt. Sicherheitsfragen sind nicht geklärt: Brandschutz, Gefälle weit über normalen Standards (Sondergenhmigung) Grundwassermanagement bleibt intransparent (rostfreie Rohre?), technische Baufragen werden noch spannend: Dükerbau. Belästigungen durch die Baustellen erheblich größer (gut, das war vorhersehbar, wurde aber kleingeredet). Zum rechts- und grundgesetzwidrigen Polizeieinsatz am 30.09.2010 gegen die eigene Bevölkerung hier keine weiteren Ausführungen. Es gibt gute Argumente.

 

Guest

Zitat: „Wir dürfen in Deutschland jedoch nicht vergessen, welchen wirtschaftlichen, ökologischen und verkehrlichen Nutzen solche Projekte für ein Land darstellen...“ Also bitte nicht vergessen: Stuttgart 21 ist unwirtschaftlich, unökologisch und der verkehrliche Nutzen ist negativ. Gegenteilige Aussagen der Projektbetreiber sind unlautere Propaganda.

 

Guest

Der VGH Mannheim hat mit 32,8 Zügen/h die Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs S21 festgestellt und damit die Angabe des Vorhabenträgers DB AG über eine Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs mit 49 Züge/h in Frage gestellt...

 

Vielen Dank für dieses Detail! Das ist ja dann immerhin vom Gericht amtlich bestätigt. Da kann man nicht drumrumreden. Oder gar das Gegenteil behaupten.

 

Guest

Selbst wenn dieses völlig unnötige, unfassbar teure Bauprojekt gebaut werden kann: es ist eine offensichtliche Fehlmaßnahme für die mittelgroße Stadt Stuttgart. Das Geld hätte für wichtigere Dinge verwendet werden müssen, z.B. Sanierung der maroden Stuttgarter Stäffele, zur Sanierung der vielen, in die Jahre gekommenen Schulen, für sozialen Wohnungsbau. Stattdessen bekommt die Stadt einen U-Bahnhof, der eine gefährliche Gleisneigung aufweist, dessen Brandschutz nie optimal werden kann, der einfach viel zu teuer ist. Zudem müssen die Fahrgäste kiloneterlange Tunnelfahrt erdulden, wer will das. Bahnfahren kann einem so ausgetrieben werden. Es gibt zu viele Argumente gegen dieses Projekt, das allerdings, da bin ich sicher, einigen Leuten viel Geld einbringt.

 

Guest

Kommen wir mal zu den Fakten, womit man in der PR-Branche immer Probleme hat: Stuttgart 21 ist immer noch nicht vollständig planfestgestellt. Es fehlen wichtige Genehmigungen für den Bau und die Inbetriebnahme und nach der angeblichen Baukostenexplosion Ende 2012, bei der man im Grunde nur Kosten einräumte, die man wegen öffentlicher Meinung und Volksabstimmung verschwiegen hatte, mehr als zwei Milliarden Euro. Eine Inbetriebnahme ist nach älteren Aussagen von Wolfgang Dietrich, von denen die Bahn aber nichts mehr wissen will, nicht wie vorgesehen 2021 möglich. Damit kann auch die Neubaustrecke nach Ulm nicht angeschlossen und in Betrieb genommen werden. Zudem bestehen inzwischen erhebliche Zweifel daran, dass man Stuttgart 21 überhaupt bauen kann. Wie beim BER baut man aber munter weiter, wohl um sich weiter die Taschen zu füllen und erst kurz vor der geplanten Inbetriebnahme einzuräumen, dass daraus doch nichts wird.

 

Guest

Herr Dietrich, behalten Sie doch Ihre Märchen für sich! Jeder, der so wie ich mit offenen Augen über die Baustelle geht, sieht, dass nichts wirklich reibungslos klappt. Wenn zum Beispiel die geologischen Gutachten zum Kernerviertel des Bauingenieurs Wittke, der in letzter Zeit immer wieder betont, dass er kein Geologe sei, in Ordnung sind und keine Gefahr für die Gebäude besteht, dann brauchte man doch jetzt keine Planänderung. Und wenn die Bahn jetzt doppelt soviele Häuser mit Hebungsinjektionen sichern muß, dann wird das doch auch wieder teurer. Das steht allerdings nicht in Ihren Märchenbüchern. Und wenn wir gerade bei den Kosten sind: Welchen Wert hat denn der Wirtschaftlichkeitsfaktor bei Stuttgart 21. Der "ehrliche hanseatische Kaufmann" Dr. Rüdiger Grube sagte 2012 bei Kosten in Höhe von 4,5 Mrd. €, das Projekt sei mit einem Faktor von rund 1,1 gerade noch wirtschaftlich. Seit aber der Kostendeckel gesprengt wurde und die Bahn von 6,8 Mrd. € ausgeht, verweigern alle Bahnoberen, von Grube über Kefer bis hin zu Brunnhuber jegliche Aussagen über die Wirtschaftlichkeit von S 21. Und ich glaube auch nicht, dass Sie den Mut haben, den aktuellen Wirtschaftlichkeitsfaktor öffentlich zu nennen. Oder?

 

Guest

"Die Grundlage des Optimismus", sagt Oscar Wilde, "ist blanke Angst." Da ist wohl was dran. Vielleicht lesen Sie mal nach: ALLE validen Gutachten haben ergeben, daß der Tiefbahnhof 32 Züge pro Stunde schafft (max. 32,5). Prof. Martin mußte seine anderslautende Einschätzung zurücknehmen, der berühmte Streßtest ist eingestandenermaßen und auf bestürzende Weise fehlerhaft gewesen und nicht aussagekräftig. Der Kopfbahnhof bewältigt im Augenblick 38,5 Züge/h, weil dies der Bedarf ist. In den 70ern hat er 51 geschafft. Wo da mit 32 Zügen die Leistungssteigerung, gar die Leistungsverdopplung liegen soll, dürfte das Geheimnis des Projektbetreiber bleiben. Das VGH BW hat in seinem Urteil von 3.7. 2014 durchaus eine Leistungsfähigkeit von 32 Zügen bestätigt. Auch hier empfehle ich eine erneute Lektüre. Im übrigen ist Ihre Aussage, der Bau sei "in fast allen Abschnitten" im "vollen Gange", eine gewagte Behauptung. Immerhin sollte er ja schon 2008 fertiggestellt sein, und bis heute fehlen wesentliche Genehmigungen. Zudem ist noch kein einziger Zentimeter im Gipskeuper gebohrt worden, ebensowenig wurde die Untertunnelung des Neckars in Angriff genommen. Die wirklich problematischen Abschnitte kommen also erst noch. Daß Sie die "modifizierte" Anbindung des Flughafens als Erfolg verbuchen, zeigt höchstens, wie wenige Erfolge tatsächlich vorzuweisen sind (über das Verhalten der Bahn in dieser Sache will ich mir hier kein Urteil erlauben). Bis dato sind, trotz gegenteiliger Beteuerungen Ihrerseits, fast alle Befürchtungen der Kritiker eingetroffen: Die Kosten sind explodiert, die Leistungsteigerung ist eine Phantasievorstellung, eine Wirtschaftlichkeit des Projekts ist nicht gegeben und der Brandschutz nicht gewährleistet. Jeder, der sich halbwegs informiert, weiß, daß das Projekt mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Katastrophe enden und kein einziges Versprechen erfüllt werden wird.

 

Guest

Da denke ich gerade an die Leichten Güterzüge, die es gar nicht gibt und nie geben wird. Wenn dann noch die SNAG den alten Bahnhof übernimmt, sinkt die Wirtschaftlichkeit von S 21 ins Unterirdische... Man darf raten: 0,4 oder 0,2 oder 0,1 ?

 

Guest

Ach, Herr Dietrich, wie schnell man doch vergisst und sich die Vergangenheit schöndenkt. Was sind das eigentlich für Politiker, die es mit Zustimmung verwechseln, wenn Bürger stirnrunzelnd das Ergebnis einer Abstimmung akzeptieren - keinen Deut mehr? Kein Wort von Ihnen über den "Schwarzen Donnerstag" und die mittlerweile ergangenen Urteile gegen Polizisten und Polizeiführung? Was sagt ein solches Vorgehen eigentlich über den zustand unserer Demokratie? Ihre schöne "persönliche Vermittlungsarbeit" sah so aus, dass monatelang, bis über ein Jahr, die Fragen der kritischen Bürger nicht beantwortet wurden / werden konnten. Jene, die beantwortet wurden, wurden trickreich nur zum Teil beantwortet - das Unangenehme immer schön aussparen. Beispiel hier: http://direktzu.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/stuttgart21/messages/verzoegerungen-40269 Als sich die Verantwortlichen gar nicht mehr um die bohrenden Fragen herumwinden konnten, wurde plötzlich das Forum "direktzu" geschlossen. Komisch, dass Sie dazu gar nichts mehr schreiben. Aber in der Politik vergisst man ja so schnell. Die Garantie, dass die politisch Verantwortlichen mit ihrem Privatvermögen für etwaige Mehrkosten von Stuttgart21 einstehen, hat auch noch niemand gegeben. Dabei sind Sie sich ja weiterhin 100% sicher, dass S21 pünktlich fertiggestellt wird und keinen Cent mehr kostet. Oder? Wer hatte eigentlich garantiert, dass die Bürger vom Bau nichts mitbekommen werden, insbesondere auch keinen Lärm? Und was ist jetzt im Kernerviertel los mit nächtlichem Bohrlärm? Es wäre schön, wenn Sie sich einmal ehrlich mit den gebrochenen S21-Versprechen befassen würden.

 

Profile picture for user pb@projektmagazin.de
Petra
Berleb

Liebe Aktive von Parkschuetzer.de, vielen Dank für Ihre zahlreichen engagierten Beiträge! Hier im Blog des Projekt Magazins geht es allerdings nicht darum, ob für Stuttgart ein Durchgangs- oder ein Kopfbahnhof die richtige Lösung ist. Hier ist die spannende Frage: Wie gehen wir als Projektmanager mit einem gesellschaftlich äußerst kontrovers beurteilten Projekt um? Jeder Projektmanager weiß, dass in einem großen Infrastrukturprojekt eine Menge gravierender Fehler passiert. Und genauso ist klar, dass es bei einem solchen Projekt massive Einflussnahmen der Interessengruppen gibt. Großprojekte sind somit prädestiniert für "Filz" und "Murks". Dessen muss man sich bewusst sein und frühzeitig wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen. Stuttgart 21 ist hier bekanntermaßen ein Lehrstück für Projektmanagement, wie es nicht gehen darf. Eben deswegen wollen wir es auf der PM-Welt thematisieren und daraus für weitere Großprojekte lernen. Mit Ihren Beiträgen haben Sie deutlich gemacht, dass Stuttgart 21 nach wie vor in einem enormen Spannungsfeld steht. Wichtig erscheint mir, dass Sie weitgehend um sachliche Auseinandersetzung bemüht sind. Nur so können Sie etwas bewirken. Und durch Ihre kritische Begleitung sind die Projektverantwortlichen gezwungen, ihre Aktionen detailliert zu begründen und zu rechtfertigen. Menschen wie Wolfgang Dietrich (und genauso z.B. Heiner Geißler) haben sich in einer äußerst verfahrenen Situation mitten in das Wespennest begeben und daran gearbeitet, die Kommunikation wieder in Gang zusetzen. Ich halte deshalb persönliche Angriffe, auch wenn sie nur unterschwellig geäußert werden, für unangemessen. Das Projekt Stuttgart 21 ist noch lange nicht in trockenen Tüchern – aber der soziale Lernprozess dort hat mit dazu beigetragen, dass große Infrastrukturprojekte in Deutschland eine gänzlich neue Wahrnehmung erfahren: Beispiele hierfür sind die Auseinandersetzung um die dritte Startbahn am Münchner Flughafen oder der Volksentscheid gegen die Olympischen Spiele in Hamburg. Es wird bei keinem dieser Projekte einen vollständigen Konsens in der Sache geben. Aber es ist ein riesiger Gewinn für das Projektmanagement in Deutschland, wenn es Konsens im Projektmanagement für solche Projekte gibt.

 

Sehr gut geschrieben! Die Erkenntnis daraus sollte sein, dass eine "verbesserte" Kommunikation alleine noch keine Akzeptanz schafft. Das Projekt selbst muss sich verbessern --oder eben fallen gelassen werden, wenn das nicht möglich ist. Dass zuverlässiges, transparentes Projektmanagement möglich ist, hat uns Olympia London gezeigt. Kommunizierte Fakten nicht vom Projektsprecher ausgewählt, sondern konsequent jedes Detail, jeden Plan, jede Berechnung, jedes Gutachten veröffentlicht. Das wurde akzeptiert, der Kostendeckel gehalten. Das Informationsfreiheitsgesetz der Stadt Hamburg kann da eine Richtlinie sein. Es hat auch niemand etwas gegen sinnvolle Projekte, gut investiertes Geld. Die Elektrifizierung der sog. Südbahn, der Strecke Ulm - Lindau, geht seitens der Bevölkerung völlig geräuschlos vonstatten. Strecken wie die Hermann-Hesse-Bahn werden reaktiviert und ausgebaut, ganz ohne Demonstrationen. Die Rheintalbahn scheint inzwischen auch in trockenen Tüchern, nachdem sie nochmal zusammen mit der Bevölkerung grundlegend überarbeitet und in weiten Teilen geändert wurde. Dass Stuttgart 21 auch 6 Jahre nach Baubeginn immer noch an der Kippe zum scheitern steht liegt wohl nicht an bunten Prospekten, ominösen Zukunftsängsten oder gar Technikfeindlichkeit. Es liegt daran, dass das Projekt --pardon-- einfach schlecht ist. Wem immer es dient, der Bevölkerung und dem Bahnverkehr dient es eher nicht.

 

Guest

Stuttgart 21 wurde durch eine Volksabstimmung in Baden-Württemberg vom Wahlvolk 2011 legitimiert mit knapp 60(!) Prozent Zustimmung. Die Baustellen begeistern viele. Ich empfehle Ihnen den Youtubekanal, welcher über 1 Million mal angeschaut wurde. https://www.youtube.com/user/S21BauTV

 

Der Hinweis auf die Volksabstimmung hat sich erübrigt, denn nur ein Jahr danach wurde den Bürgern erklärt, dass Stuttgart 21 zwei Milliarden Euro teurer wird. Es ist unwahrscheinlich, dass die Bahn erst nach der Volksabstimmung entdeckte, dass so viel Geld fehlt, zumal diese Summe zum großen Teil aus Kosten besteht, die man vor der Volksabstimmung noch als Einsparpotential verkauft hat. Auch andere Versprechen entpuppten sich als Lügen: Filderbahnhof und die Fildertrasse konnten nicht planfestgestellt werden und müssen umgeplant werden, weder für den Tiefbahnhof noch für den Filderbahnhof gibt es ein genehmigungsfähiges Brandschutzkonzept, es wird trotz gegenteiliger Versprechen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen, mit dem Bau des Tiefbahnhofs kommt man nicht voran, weil ein Statiknachweis fehlt, beim Bau einiger Tunnel ist man langsamer als vorgesehen, es fehlt immer noch die Genehmigung für eine Tunnelkreuzung am Rosensteinpark, ohne die gar keine Züge aus Richtung Bad Cannstatt einfahren können, eine Inbetriebnahme ist (schenkt man älteren, inzwischen offenbar vergessenen Aussagen von Wolfgang Dietrich glauben) 2021 nicht mehr möglich, womit auch die Neubaustrecke nicht wie vorgesehen in Betrieb genommen werden kann, und es ist immer noch nicht geklärt, ob der bestehende Kopfbahnhof überhaupt außer Betrieb genommen werden darf. Die Bahn wird voraussichtlich erst nach den Wahlen einräumen, dass Stuttgart 21 und Neubaustrecke erst 2022 in Betrieb genommen werden können. Die Volksabstimmung sollte daher wiederholt werden.

 

Guest

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

... oder einfacher gesagt: es ist die DB selbst, die sich nicht an die Volksabstimmung hält.

 

Daß Sie diese Meinung als Rechtsanwalt vertreten, irritiert mich. Die Volksabstimmung hat das Quorum nicht erreicht und ist damit rechtlich irrelevant. Wir dürfen indes getrost davon ausgehen, daß diese Tatsache im Falle einer Niederlage der Projektbetreiber angeführt worden wäre, um den Weiterbau zu rechtfertigen. Zudem sollten Sie die Abstimmungsfrage genauer lesen. Es wurde NICHT gefragt, ob S21 gebaut werden soll oder nicht, sondern ob das Land VERPFLICHTET werden soll, aus der Finanzierung auszusteigen. Selbst wenn man das nicht erreichte Quorum beiseite läßt, ist das Land mit dem Ergebnis der Volksabstimmung nur nicht VERPFLICHTET worden, aus der Finanzierung auszusteigen. Diese Handlungsoption steht ihm weiterhin offen, beispielsweise wenn sich Stuttgart 21 als gewaltiger Betrugsfall entpuppen sollte.

 

Guest

Das ist lustig. "Wie gehen wir als Projektmanager mit einem gesellschaftlich äußerst kontrovers beurteilten Projekt um?" Offenbar, indem man versucht, den Leuten noch mehr blauen Dunst vorzumachen und sich zu den skandalösen Vorgängen ausschweigt. Wenn Kritiker Herrn Dietrich dafür mitverantwortlich machen, scheint mir das zielführend und angebracht zu sein.

 

Guest

Zum Fertigbauen gibt es keine Alternative. Was wollen die verbliebenen S 21 Gegner? Weiter alles verzögern und verteuern? Schlichtung, Stesstest und Volksabstimmung waren für die Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit sinnvoll, haben jedoch das Gesamtprojekt verzögert und verteuert. Weitere Verzögerungen und Verteuerungen braucht der Steuerzahler nicht. Was das Gesamtprojekt kostet, weis man wie immer, erst am Schluß. Stuttgart 21 und die Neubaustrecke sind ein Ökoprojekt. Schade, dass es von der Linkspartei und den Grünen bekämpft wurde. Thomas Eschle Www.fuerstuttgart21.de

 

Guest

Die Wirtschaftlichkeit dieses Projekts hat aller Wahrscheinlichkeit nach einen Faktor < 1,0. Der Bundesrechnungshof sollte endlich alle Daten verarbeiten und das amtliche Ergebnis veröffentlichen. Und dies un-instrumentalisiert von jedweden Interessengruppen. Nachvollziehbar der Klarheit und Wahrheit verpflichtet. Entsprechend allgemeiner Bilanzierungsregeln. Rechtsstaatlich korrekt. Auf Basis unserer FDGO. Alles andere ist und bleibt Schönrederei. Das ist nicht Kommunikation. Das ist Verlautbarung. Veröffentlichung. Werbung. Daran muß sich das Projekt messen lassen. Jeder demokratische Rechtsstaat muß an einer nachvollziehbaren Vorgehensweise interessiert sein.