Ein Verein für jeden Projektmanager!

Projektmanager sind Individualisten. Das ist vermutlich eine Berufskrankheit. Schließlich sind Projektmanagerinnen und Projektmanager persönlich verantwortlich dafür, dass sie ihr Projekt richtig planen, beständig überwachen und gezielt steuern. Sie müssen viele Entscheidungen einsam treffen, vor allem dann, wenn der Auftraggeber "Delegieren" als "Verantwortung abschieben" versteht.

Ein Verein für jeden Projektmanager!

Projektmanager sind Individualisten. Das ist vermutlich eine Berufskrankheit. Schließlich sind Projektmanagerinnen und Projektmanager persönlich verantwortlich dafür, dass sie ihr Projekt richtig planen, beständig überwachen und gezielt steuern. Sie müssen viele Entscheidungen einsam treffen, vor allem dann, wenn der Auftraggeber "Delegieren" als "Verantwortung abschieben" versteht.

Projektmanager sind Individualisten. Das ist vermutlich eine Berufskrankheit. Schließlich sind Projektmanagerinnen und Projektmanager persönlich verantwortlich dafür, dass sie ihr Projekt richtig planen, beständig überwachen und gezielt steuern. Sie müssen viele Entscheidungen einsam treffen, vor allem dann, wenn der Auftraggeber "Delegieren" als "Verantwortung abschieben" versteht.

Nachdem nun aber kein Mensch gerne allein ist, schließen sie sich zusammen. Auf diese Weise entstehen Vereine und Verbände. So entstanden z.B. die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) e.V, die spm Schweizerische Gesellschaft für Projektmanagement und die pma - Projekt Management Austria . Und natürlich bildeten sich auch in vielen anderen Ländern nationale PM-Verbände. Diese schlossen sich dann zu einem Dachverband, der International Project Management Association (IPMA) zusammen. Eine logische Angelegenheit.

Nun sind aber Projektmanager Individualisten. Das US-amerikanische Project Management Institute (PMI) mag natürlich nicht bei der IPMA dabei sein. Wie für amerikanische Institutionen üblich, sieht es sich selbst als die führende, weltweite Vertretung der Projektmanagement-Community an und fördert dementsprechend in allen Nationen die Gründung von Chaptern, die sich in Form lokaler Vereine formieren. Das ist sehr erfreulich, schließlich schafft dies Vielfalt. Zumindest schon mal im Bücherschrank. Alle vier Jahre einen neuen PMBOK® Guide und in unregelmäßigen Abständen eine neue Competence Baseline sowie immer wieder einmal ein neues Grundlagenwerk der GPM: Nach dem Projektmanagement-Fachmann und dem ProjektManager nun der Vierbänder Kompetenzbasiertes Projektmanagement (kurz PM3).

Grundlagenwerke sind wichtige Finanzierungsquellen für die Verbände. Und da kann es schon mal vorkommen, dass es Streit über die Erstellung eines solchen Werks gibt.

Ich mach mir 'nen Verein, widdewidde wie er mir gefällt!

In einer hochemotionalen und kontroversen Auseinandersetzung (die freilich der PM-Community selbst reichlich egal war) trennten sich Dr. Roland Ottmann, einer der Autoren des ProjektManagers, und die GPM. Klar, dass dann Ottmann einen neuen Verband gründete, die International Association for Project Management™ (IAPM) in Liechtenstein. (Es ist selbstverständlich purer Zufall, dass die IAPM so ähnlich wie die IPMA heißt. Aber das macht nichts, denn schließlich ist jedem Personaler auf den ersten Blick der Unterschied zwischen einem IPMA- oder einem IAPM-Zertifikat klar, oder?) Das Wichtigste ist natürlich: Ein neuer Verband gibt wieder vielen Individualisten die Möglichkeit, regionale Vertreter einer weiteren Institution zu sein.

Überhaupt scheint dies ein wichtiger Zweck von Vereinen zu sein: Positionen für Funktionäre zu schaffen. Allerdings haben Funktionäre ein gewisses Beharrungsvermögen und sehen wenig Notwendigkeit für eine vorwärtsdrängende Weiterentwicklung der Institution, für die sie fungieren. Junge, dynamische Rebellen (im Projektmanagement sind dies übrigens alle, die noch nicht das 60. Lebensjahr vollendet haben) sind deshalb von Zeit zu Zeit der Meinung, dass die verkrusteten Strukturen der bestehenden PM-Verbände keine Kreativität und Innovation zulassen. Was machen Sie dann? Richtig, sie bauen einen neuen Verein auf! Zuletzt den Open-PM e.V. mit dem Ziel, PM-Wissen und vor allem PM-Erfahrung allen Interessierten frei zur Verfügung zu stellen.

Natürlich gibt es noch viel mehr Vereine. Z.B. den traditionellen Verband der deutschen Projektsteuerer in der Bau- und Immobilienbranche DVP e.V. Und für manche andere Branche ebenso. Oder den Best Practice User Group Deutschland e.V., der PRINCE2 und die anderen projektbezogenen Managementsysteme von AXELOS zum Inhalt hat.

Macht doch, was Ihr wollt!

Die beschriebene Vielfalt hat für Unternehmen jede Menge an Vorteilen. Sie liefert für wirklich alles gute Argumente und zielführende Lösungen. Hier ein paar Beispiele:

  • Wenn die Unternehmensführung keinesfalls Projektmanagement einführen will, kann sie das mit dem Durcheinander der verschiedenen Ansätze schlagkräftig begründen.
  • Will man die Entscheidung für die Einführung von Projektmanagement verschieben, kein Problem: Irgendein Grundlagenwerk wird immer gerade aktualisiert. Es lohnt sich also, noch abzuwarten.
  • Soll hingegen Projektmanagement unternehmensweit eingeführt werden, gibt es immer eine Kompromisslösung: Wenn es z.B. eine IPMA-Fraktion und eine PMI-Fraktion gibt, führt man halt PRINCE2 ein – damit niemand bevorzugt wird. Und damit keiner beleidigt ist, fördert man die anderen Zertifizierungen weiterhin (kein Scherz, dies kommt genauso vor).
  • Will man nur ein "bisschen Projektmanagement", dann wählt man sich halt aus allen Angeboten das aus, was einem am besten in den Kram passt.
  • Will man sein Unternehmen zugrunde richten, dann lässt man jede Abteilung nach einem anderen PM-System zertifizieren.

Die ultimative Lösung: iPMmyname e.V.

Für die Projektmanagerin und den Projektmanager als Individuum wiederum stellt sich da natürlich die Frage: Welcher Verein ist für mich der richtige? Sehr viele, die ich kenne, sind in mindestens drei Vereinen Mitglied oder zumindest in Kontakt. Ich selbst bin ja Mitglied in der GPM, dem PMI und dem BPUG Deutschland e.V.

Aber das ist auch irgendwie ein wenig anstrengend und verwirrend: Ist jetzt ein Business Case oder der Project Charter das wichtigste Dokument im Projekt? Sollen soziale Kompetenzen Teil der Zertifizierung sein oder nicht? Punkte, über die viel diskutiert und gestritten wird.

Doch jetzt habe ich endlich die ultimative Lösung gefunden:

Ich gründe morgen meinen eigenen PM-Verein! "iPMAngermeier" soll der heißen und er nimmt nur ein einziges Mitglied auf, nämlich mich. Ich bin dann auch Vorstandsvorsitzender (einstimmig gewählt) und Leiter der Regionalgruppe. Jetzt brauch ich nur noch eine Zertifizierung und ein dickes Handbuch, dann geht es los!

Und wann gründen Sie Ihren eigenen iPM-Verein? Worauf warten Sie noch?

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Alle Kommentare (7)

Guest

Sie haben mir heute einen sehr amüsanten Morgen beschwert mit dem bisher lustigsten Blog-Artikel, den ich im Projektmagazin bisher gelesen habe - herrlich satirisch :-) Herzlichen Glückwunsch zur Vereinsgründung!

 

Guest

Interessant, dass openPM mit den anderen quasi in einen Topf geworfen wird. openPM wurde gerade deshalb gegründet, weil die beobachtbare Vereinsmeierei keinen Sinn mehr ergibt. Um dem ganzen eine vernünftige Struktur zu geben stand dem Verein als Rechtsform trotzdem nichts entgegen. Wir sollten hier unterscheiden zwischen der Rechtsform und wie diese in der Praxis gelebt wird.

 

Guest

iPMBlumenau muss hier auf das Äusserste widersprechen! Nein, jetzt mal im Ernst: Sehr schön und (selbst)ironisch geschrieben. Der Text bringt die Verwirrung, die die Vielzahl von Verbänden und Zertifizierungen bei vielen Projektleitern "draussen im Feld" hervorruft, gut auf den Punkt. Selbstverständlich hat jedes Verbandsmitglied meist gute Gründe, warum es eben genau in dem einen oder anderen Verband seine Heimat gefunden hat. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob wir uns mit der Verbandslandschaft als Ganzes insgesamt in eine sinnvolle Richtung entwickeln. Mit Blick auf die Effizienz und Funktionalität der Verbandslandschaft mit Sicherheit nicht, von der Außenwirkung einmal ganz zu schweigen. Man möge mich nicht falsch verstehen. Generell halte ich Vielfalt für eine gute Sache, wenn sie Dynamik und neue Ideen generiert oder zumindest branchenspezifische Unterschiede bedient. Aber genau diese Vielfalt, mit all ihrer Redundanz, wird von so manchem nicht in Verbänden aktiven Projektleiter als "Irrsinn" empfunden und bestätigt diese, sich von Verbänden generell fernzuhalten. Weiterhin habe ich es gerade in Großkonzernen oft erlebt, dass diese sich z.B. vom PM-Zertifizierungsgeschäft fast gänzlich distanzieren, und lediglich intern ihre eigenen Prozesse schulen, ergänzt durch ein bisschen Lean Six Sigma, ISO-basiertem QM, usw. . Hier spielen sicherlich viele Gründe eine Rolle, individuelle Bedürfnisse, Kosten/Aufwand und vieles mehr. Aber die nur wenig strukturierte Vielfalt auf dem externen Markt beschleunigt diesen Prozess mit Sicherheit.

 

Georg
Angermeier
Dr.

Hallo Herr Eschen, herzlichen Dank für Ihren Input! Ich hoffe sehr, dass Sie meinen Blogbeitrag als das verstanden haben, was er sein soll, nämlich als Satire! Natürlich hat Satire immer einen ernsthaften Hintergrund. In diesem Fall nicht die "Vereinsmeierei" sondern die - wie soll ich sagen - "Diversifizierung" des Projektmanagements, die meiner ernsthaften Meinung nach der Akzeptanz und dem Vorankommen von Projektmanagement schadet. IAPM und openPM sind Symptome einer aus meiner ganz persönlichen Sicht (die ich mit vielen teile) katastrophalen bis desolaten Situation des Projektmanagements. Ein "Antiverein-Verein" und ein "Potemkinsches Vereinsdorf" sind die logischen Konsequenzen dieser Situation - und natürlich Steilvorlagen für Satire. Ich möchte niemanden persönlich angreifen oder kritisieren. Ganz im Gegenteil. Ich überzeichne nur ein ganz klein wenig die Realität, um zum Nachdenken anzuregen. ... und natürlich, um all den Projektmanagern, die sich verwirrt vom "offiziellen" Projektmanagement abwenden, etwas zum Schmunzeln zu geben.

 

Alexander
Volland

Natürlich hat der Artikel etwas Wahres. Gerade diese "IAPM-Gründung" ist reichlich fragwürdig und sieht von außen betrachtet wie der Versuch eines IPMA-Imitats mit dem primären Ziel des Gelderwerbs aus. Auf der anderen Seite hat openpm.info e.V. ein anderes Ziel als GPM, PMI&Co und daher schon eine Daseinsberechtigung: Während die "großen Verbände" sich in Normierung versuchen und davon Zertifizierungseinnahmen ableiten, will openpm "lediglich" einen Informationsaustausch von Praktikern bewerkstelligen (und das auch noch kostenlos). Im Artikel nicht genannt wurden Institutionen, welche sich wissenschaftlich mit Projektmanagement auseinandersetzen. Also beispielsweise einzelne Hochschulen oder Berufsverbände, wie die Gesellschaft für Informatik, welche mit Tagungen und Konferenzen die Brücke zwischen (fundierter) Theorie und Praxis schlägt. So ist das Projektmagazin beispielsweise Medienpartner für die PVM (Konferenz Projektmanagement und Vorgehensmodelle, pvm-tagung.de).

 

Georg
Angermeier
Dr.

Antwort auf von Alexander Volland

Lieber anonymer Kommentator, vorweg: Das hier ist kein Artikel, sondern ein Blog-Beitrag, früher hieß das Kolumne, diesmal im Format einer Glosse. Selbstverständlich hat jeder Verein seine Daseinsberechtigung! Daran möchte ich auch gar keinen Zweifel aufkommen lassen. Und selbstverständlich sind in jedem Verein hochengagierte Projektmanagerinnen und Projektmanager, die etwas bewegen wollen. Aber warum geschieht dies nicht gewissermaßen "Hand in Hand"? Konkretes Beispiel: openPM arbeitet ja direkt mit der Fachgruppe "Agile Management" der GPM zusammen. Das ist doch ausgezeichnet! Aber wieso nehmen die Gründer von openPM den anspruchsvollen Verwaltungsaufwand einer Vereinsgründung auf sich? Alle bisherigen Tätigkeiten von openPM hätten auch problemlos als Fachgruppe der GPM stattfinden können - ohne Vereinsregistereintrag, Anerkennung der Gemeinnützigkeit, Finanzberichte und Mitgliederversammlungen ... Mir scheint, dass hier doch die Einstellung "Wir möchten aber unser individuelles, ganz eigenes Ding machen" sehr dominiert. Und ganz sicher nicht nur bei openPM, sondern noch viel mehr bei den Institutionen mit wirtschaftlichem Interesse. Ich hätte sicher auch einen fachlich fundierten Artikel über die ISO 21500 und die Politik der PM-Institutionen schreiben können. Wäre aber ziemlich langweilig für die Allgemeinheit gewesen. Denn Hauptadressat meines Blogbeitrags sind PMI, IPMA und AXELOS/BPUG. Eigentlich hatte ich ja von deren Seite als etablierte Vereine einigen Protest erwartet ...

 

Guest

Jeder dieser Individualisten ist der Meinung, dass er Projektmanagement am besten verstanden hat und besteht daher bis zuletzt auf seinem Ansatz und seinen Erfahrungen. Gefühlt besteht keine Einigkeit, worauf es wirklich ankommt. Wer beispielsweise die deutsche Antwort auf die IPMA Competence Baseline, das sog. PM3 (Kompetenzbasiertes Projektmanagement) kennt, weiß wovon ich spreche. Im "handlichen" 4-Bandwerk (A4 !) haben auf über 2500 Seiten viele - durchaus kompetente - Menschen ihre Spuren hinterlassen. Jeder hat zu jedem Thema eine Menge zu erzählen, und dazu hat man ihr/ihm dort den Raum gegeben. Viel von dem was dort geschrieben steht ist richtig oder kann zumindest in der Praxis beobachtet werden. Vieles ist aber auch widersprüchlich oder konkurrierend. (Im Zuge meiner Zertifizierungsvorbereitung habe ich mir vor einigen Jahren die Mühe gemacht, zumindest die ersten beiden Bände komplett durchzuarbeiten, daher erlaube ich mir dieses Urteil.) In der Praxis zeigt sich jedoch, dass es am Ende doch nur auf wenige Grundbegriffe, Grundregeln und Verfahren ankommt. Das hat mir auch die erwähnte Prüfungsvorbereitung bestätigt: Was in den Büchern steht ist interessant zu lesen, hilft aber nicht zwingend durch die Prüfung zu kommen. Alleine die Anmeldung ist eine Hürde, die nur mit fachkundiger Hilfe sicher gelingt. Die Prüfung besteht, wer sich durch einen Trainer die möglichen Fragen und Antworten vorkauen läßt und diese möglichst auswendig lernt. Wenn es gelingt, den Grundansatz des Projektmanagements (dieser lässt sich in knapper Form auf wenigen Seiten beschreiben - einige fachkundige Autoren haben das ja bereits bewiesen) in eine große Anzahl der Köpfe im Unternehmen zu bringen, dann ist schon mal ein großer Schritt getan. Ob Verbände mit hohen Zertifizierungskosten dafür der richtige Ansatz sind, bleibt für mich mehr als fraglich.