Mensch und Methodik gleichermaßen im Fokus Veränderungsprojekte professionell durchführen
Mensch und Methodik gleichermaßen im Fokus Veränderungsprojekte professionell durchführen
Veränderungsprojekte haben in einer sich schnell wandelnden Wirtschaftswelt mittlerweile eine hohe Bedeutung erlangt. Doch die Zahl der gescheiterten Change-Projekte ist dabei überdurchschnittlich hoch (s. u.a. PMI 2014). Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass viele Verantwortliche den Fokus einseitig auf den „Faktor Mensch“ legen, da sich Change-Projekte ihrer Meinung nach von herkömmlichen Projekten, wie z.B. aus dem Produktentwicklungs- oder Baubereich, vollkommen unterscheiden. Umgekehrt stehen in vielen Fällen strukturelle und methodische Fragen zu sehr im Vordergrund, was den Besonderheiten von Change-Projekten nicht gerecht wird.
In der Praxis kommt es darauf an, Projektmanagement-Methodik und Change-Knowhow ausgewogen zu verbinden. Mit den Standard-Prozessen und -Methoden des Projektmanagements sind alle benötigten Werkzeuge vorhanden, um auch Change-Projekte erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Lediglich den Fokus muss man an einigen Stellen anders setzen, wie z.B. beim Stakeholdermanagement.
Auf was Sie bei der Durchführung von Veränderungsvorhaben speziell achten sollten, zeigt dieser zweiteilige Beitrag. Der erste Teil beschrieb die besonderen Ausprägungen von Change-Projekten in den Phasen "Initiierung und Definition" und "Planung". Dieser zweite und abschließende Beitrag widmet sich nun den wichtigsten standardmäßigen Projektaufgaben in den Phasen "Durchführung und Steuerung" sowie "Abschluss".
Projektphase 3: Durchführung und Steuerung – vom Umgang mit Widerständen
Am Ende der Durchführungsphase, der üblicherweise längsten Projektphase, steht das vom Auftraggeber bzw. dem Lenkungsausschuss abgenommene Projektergebnis. Der Grad der Zielerreichung bemisst sich dabei auf der Grundlage des Projektauftrags (s. Projektphase 1) bzw. der zwischenzeitlich freigegebenen Änderungen. Bis zur Abnahme des Projektergebnisses gilt es, gegenüber Auftraggeber bzw. Lenkungsausschuss den Status zu berichten, Prognosen für den kommenden Berichtszeitraum abzugeben und ggf. Korrekturmaßnahmen vorzuschlagen.
Beispiel 3: HR-Optimierungsprojekt "Entwicklung eines modernen Leadership-Modells in der Ingenieur AG"
In der Ingenieur AG hat Fachkompetenz auch bei der Besetzung von Führungspositionen einen hohen Stellenwert. Der Vorstand möchte ein modernes Leadership-Modell, das kulturell zum Unternehmen passt und die Entwicklung von Führungskompetenzen vorantreibt. Gleichzeitig soll bereits im laufenden Prozess eine Sensibilisierung der Führungsmannschaft für "weiche" Führungsthemen erfolgen.
Status-Reports – in der Kürze liegt die Würze
Veränderungsprojekte sind oft "Langläufer". Der Projektleiter steht also vor der Herausforderung, im Projektteam, beim Auftraggeber wie auch in der Gesamtorganisation das Aufmerksamkeitslevel hoch zu halten, während laufend neue Themen in den Fokus geraten. Adressatengerechte Status-Reports (Projekt Magazin 11/2013) bieten die Möglichkeit, Fortschritte darzustellen, Lösungsstrategien für Hindernisse abzustimmen und mit den wesentlichen Stakeholdern im Gespräch zu bleiben.
One-Pager als knappes Format
Voraussetzung dafür ist ein "knackiges" Reporting-Format, das einmal festgelegt auch konsequent fortgeführt wird – denn anhand zu umfangreicher oder inkonsistenter Status-Reports lässt sich ein fortlaufender Dialog mit mehreren unterschiedlichen Stakeholdern nur schwer führen. Deshalb empfiehlt sich getreu dem Grundsatz "Weniger ist Mehr" ein "One-Pager" (Bild 1) mit einer klaren Fokussierung auf die drei zentralen Berichtsgrößen Zielerreichung, Kosten und Zeit. Hier zeigt sich gerade bei Change-Projekten die Bedeutung klarer, definierter Messkriterien. So wird z.B. das weiche Qualitätsziel "Kompetenzsteigerung" im Projektauftrag wie auch im Projektreport an der "Durchführung von x% Schulungen" gemessen.
Je nach Rolle und Informationsbedürfnis des jeweiligen Stakeholders kann das Format weiter ergänzt werden. So ist es z.B. besonders bei Reports an den Auftraggeber oder Mentor empfehlenswert, Risiken und Lösungsvorschläge zu benennen, die als Grundlage für eine offene, lösungsorientierte Diskussion dienen. Wichtig bleibt für alle Stakeholder: Knappe Reports, die den Dialog fördern und den in Change-Projekten notwendigen Raum fürs Zuhören sowie die aktive Beteiligung der jeweiligen Stakeholder nicht gefährden.
Schlüssel zum Erfolg – Kommunikation und Stakeholdermanagement
In der Durchführungsphase stehen Kommunikation und Stakeholdermanagement auf der Liste der standardmäßig durchzuführenden Aufgaben weit oben. Gerade für Veränderungsprojekte ist auf die absolut erfolgskritischen Rollen der Projektkommunikation und des Stakeholder Commitments (Projekt Magazin 14/2012) schon vielfach hingewiesen worden (PMI, 2014).
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