Unternehmen stabil durch Krisen führen
Krisen sind normal – dies behauptet zumindest Petra Berleb. Als Geschäftsführerin des Projekt Magazins hat sie schon einige Wirtschaftskrisen durchlebt. Sie empfiehlt, Unternehmensstrategien so auszurichten, dass Unternehmen für Krisen möglichst gut gerüstet sind. Aus ihrer Erfahrung stellt sie ein paar Management-Grundsätze vor, die zwar trivial klingen, aber häufig missachtet werden.
Unternehmen stabil durch Krisen führen
Krisen sind normal – dies behauptet zumindest Petra Berleb. Als Geschäftsführerin des Projekt Magazins hat sie schon einige Wirtschaftskrisen durchlebt. Sie empfiehlt, Unternehmensstrategien so auszurichten, dass Unternehmen für Krisen möglichst gut gerüstet sind. Aus ihrer Erfahrung stellt sie ein paar Management-Grundsätze vor, die zwar trivial klingen, aber häufig missachtet werden.
Den Starttermin des Projekt Magazins hätte ich ungünstiger nicht aussuchen können: Mitten im Zusammenbruch des sogenannten Neuen Markts brachte ich Anfang 2000 ein gebührenpflichtiges Online-Magazin auf den Markt. Und seitdem folgte eine Wirtschaftskrise auf die andere. Wer als Geschäftsführer sein Unternehmen nicht auf die nächste Krise vorbereitet hat, steuert es schnell in die Insolvenz. Im Folgenden habe ich aus meinen Erfahrungen der letzten Jahre ein paar Empfehlungen zusammengestellt, wie Unternehmen krisenfest geführt werden können. Manche von ihnen mögen vielleicht trivial klingen, aber es ist genau die Missachtung dieser Grundsätze, die meiner Meinung nach Ursache für die aktuellen Insolvenzen und damit letztlich auch für die Krise selbst ist.
Krisen sind normal - machen Sie sie zum Bestandteil Ihrer Strategie!
"Den guten Seemann erkennt man bei schlechtem Wetter."
Aus der Toskana
Als erstes sollte jedem Geschäftsführer bewusst sein: Krisen sind normal. Genau wie schlechtes Wetter oder raue See. Wer von einer Krise überrascht wird und seine ungenügende Vorbereitung damit rechtfertigt, dass "damit ja niemand rechnen" konnte, hat anscheinend vor historischen Tatsachen wie dem Börsencrash 1929 oder dem Einbruch des Neuen Markts 2000 sehr erfolgreich die Augen verschlossen. Krisen gibt es immer wieder und deshalb ist es sinnvoll, wenn Geschäftsführer den Pfadfinder-Grundsatz "Allzeit bereit" beherzigen.
Hier ist die innere Einstellung wichtig: Wer Krisen nicht als unvorhersehbare Katastrophe, sondern als eine "normale" Erscheinung in Wirtschaftsphasen ansieht, geht selbstverständlicher mit ihr um. Er verfällt nicht in eine angsterfüllte Starre, sondern plant sie in die Unternehmensstrategie mit ein. So musste das Projekt Magazin innerhalb der letzten knapp 10 Jahre schon drei Wirtschaftseinbrüche durchleben. Eine der Konsequenzen daraus war, dass ich beim Projekt Magazin ein Controlling aktueller Leistungskennzahlen eingeführt habe, um frühzeitig Fehlentwicklungen zu erkennen und abzustellen.
Kritisch bleiben - Risikomanagement betreiben
"Diese ganze Finanzkrise ist doch nicht gerade einem Mangel an Vertrauen geschuldet, sondern einer geradezu rührenden Leichtgläubigkeit."
Hans Magnus Enzensberger (*1930), dt. Schriftsteller
In guten Zeiten brummt die Wirtschaft und jeder erzählt, welche Riesengewinne und Supergeschäfte er gerade getätigt hat. Bei manchen Geschäftsführern kommt da schnell die Angst auf, sie könnten das große Geschäft verpassen.
Die große Herausforderung besteht darin, solchen allseits verbreiteten Gewinn- und "Alles ist möglich"-Versprechungen nicht einfach zu glauben, sondern sie kritisch zu hinterfragen. Dazu gehört, dass man auch die denkbar schlechteste Wirtschaftsentwicklung als Risikofaktor einkalkuliert. Selbst wenn die Wirtschaft gerade auf einer wunderschönen Welle surft - jede Welle bricht einmal und dann möchte man nicht von ihr unter Wasser gerissen werden.
Als ich mich vor zehn Jahren dazu entschlossen hatte, das Projekt Magazin als erstes Content-Angebot im deutschsprachigen Raum kostenpflichtig im Internet anzubieten, stieß ich reihenweise auf Unverständnis. Mit einem kostenlosen Angebot und der Finanzierung ausschließlich über Werbeeinnahmen könnte ich viel höhere Gewinne erzielen, riet man mir damals. Doch ich wollte nicht das Risiko nur einer einzigen Einnahmequelle eingehen, denn wenn diese wegbricht, ist auch mein Unternehmen weg. Wie Recht ich hatte, zeigte der Einbruch der Online-Werbeeinnahmen nach dem 11. September 2001.
Keinen Ballast anhäufen
"Was es alles gibt, was ich nicht brauche."
Aristoteles (384 v.Chr. - 322 v.Chr.), griechischer Philosoph
In guten Zeiten umgibt man sich gerne mit luxuriösen Dingen wie neuen Stabstellen, zusätzlichen Abteilungen oder angeblich strategisch wichtigen Projekten. Oder man generiert vermeintliches Wachstum durch unüberlegte Aufkäufe von Unternehmen und verliert so den Fokus des Kerngeschäfts. So manche Vorhaben werden nicht mehr sorgfältig auf ihren Nutzen für das Unternehmen und ihre Kosten untersucht. Kommt eine Krise, müssen die zusätzlichen Abteilungen oder Tochterunternehmen möglicherweise geschlossen, Strukturen erneut geändert, Projekte abgebrochen und die Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt oder gar entlassen werden. All das kostet Zeit und Geld. Meist nicht beachtet, aber dennoch fatal für das Unternehmen: Zusätzlich leidet die Motivation und die Energie und damit auch das Commitment aller Beteiligten dem Unternehmen gegenüber. Besser ist es, die Organisation bleibt auch in guten Zeiten schlank und schlagkräftig.