Emotionen richtig einordnen Leichter entscheiden mit Gefühl

Jeder Projektmanager steht irgendwann vor Entscheidungen, die mit objektiven Entscheidungskriterien nicht getroffen werden können: Die Gründe, warum Sie zu keiner zufriedenstellenden Entscheidung kommen, können z. B. ein unklares Ziel, zwiespältige Gefühle oder gleichwertige Optionen sein. Bernhard Sander weiß, wie Sie in solchen Fällen trotzdem die beste Option wählen. Er zeigt Ihnen drei Methoden, mit denen Sie Ihre Emotionen zur Entscheidungsfindung einsetzen.

 

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Emotionen richtig einordnen Leichter entscheiden mit Gefühl

Jeder Projektmanager steht irgendwann vor Entscheidungen, die mit objektiven Entscheidungskriterien nicht getroffen werden können: Die Gründe, warum Sie zu keiner zufriedenstellenden Entscheidung kommen, können z. B. ein unklares Ziel, zwiespältige Gefühle oder gleichwertige Optionen sein. Bernhard Sander weiß, wie Sie in solchen Fällen trotzdem die beste Option wählen. Er zeigt Ihnen drei Methoden, mit denen Sie Ihre Emotionen zur Entscheidungsfindung einsetzen.

 

Wenn Sie eine Entscheidung treffen müssen, stehen Sie meist vor der Aufgabe, aus mehreren Optionen diejenige auszuwählen, die am besten passt. Normalerweise stellen Sie dazu sachliche Kriterien auf, mit denen Sie die einzelnen Optionen bewerten, bis im besten Fall genau eine übrigbleibt, die allen anderen überlegen ist. Doch nicht immer gelingt es, mit Hilfe dieser rationalen Vorgehensweise eine passende Option zu finden – z.B. wenn die Ziele der Entscheidung unklar oder widersprüchlich sind, wenn eine Option mit emotionalen Auswirkungen verbunden ist oder sich sachliche Kriterien nicht als Entscheidungsgrundlage eignen.

Um dennoch zu guten Entscheidungen zu gelangen, können Sie in diesen Fällen auf alternative Entscheidungsmethoden zurückgreifen.

Zielkonflikte mit der WOIS-Methode lösen

Falls die Ziele, die mit einer Entscheidung erreicht werden sollen, zwar für sich genommen positiv sind, gleichzeitig aber zueinander in Widerspruch stehen, dann pendeln Sie unablässig zwischen einem "einerseits" und einem "anderseits". Keine der Optionen ist entweder eindeutig positiv oder negativ bewertbar.

Solch ein Zielkonflikt kostet Nerven und fühlt sich schwammig und ausweglos an. Oft geht es dabei um begrenzte Ressourcen wie Manpower, Zeit oder Budgets.

Beispiele

  • Löse ich das unerwartete Problem im Projekt oder trete ich den lange geplanten Urlaub an?
  • Mache ich mich selbstständig oder nehme ich die attraktive Projektleitung an, die mir kurz vor meinem geplanten Ausscheiden angeboten wird?

Es scheint nur ein Entweder–Oder zu geben. Ein Teil des Ziels bleibt damit jedoch immer auf der Strecke, sodass Sie sich bezüglich dieses Teilziels als Versager fühlen. Oder Sie versuchen, sich mit einem Kompromiss halbwegs durchzulavieren, haben aber dann bei keinem der Ziele eine befriedigende Lösung erzielt.

Knackpunkt suchen und auflösen

Die "Widerspruchsorientierte Innovationsstrategie" (WOIS) nach Prof. Dr. H. Linde nutzt Zielkonflikte kreativ, um neue Optionen zu kreieren. Um diese Strategie bei einem Zielkonflikt anzuwenden, suchen Sie zuerst den Knackpunkt, also den Aspekt, indem sich die Ziele am deutlichsten unterscheiden bzw. sich am deutlichsten gegenseitig ausschließen. Dann formulieren Sie eine neue Frage, die danach sucht, diesen Widerspruch gezielt aufzulösen.

Im Fall des unerwarteten Problems im Projekt und dem lange geplanten Urlaub ist der Knackpunkt: Ich kann nur eines von beiden tun und in beiden Fällen gibt es wichtige Menschen, die von mir enttäuscht sein werden. Die neue Frage lautet: Wie kann ich dafür sorgen, dass das Problem so gelöst wird, dass der Projektfortschritt sichergestellt ist und ich in den Urlaub fahren kann? Mögliche Optionen wären: Stellvertreter festlegen, aus dem Urlaub eingreifen, Projektablauf verändern, etc.

Im Fall des Plans, sich selbständig zu machen, ist der Knackpunkt: Für jede der Optionen benötige ich maximale Zeit (beides geht nicht gleichzeitig). Die neue Frage lautet dann z.B.: Wie kann ich die geplante Selbständigkeit mit der Leitung des Projekts verbinden? Mögliche Optionen sind: Ich mache mich selbständig und leite das Projekt als freier Mitarbeiter oder ich suche nach einem kompetenten Assistenten, so dass ich das Projekt mit erheblich geringerem Zeitaufwand leiten kann.

Entscheidungen bei ambivalenten Gefühlen treffen

Wenn eine Option mit emotionalen Auswirkungen verbunden ist, erschwert das eine rationale Entscheidung ebenfalls. Mit der Option verbundene Gefühle, die wir als positiv wahrnehmen, können wir in der Regel leicht formulieren: Freude, Aufregung, Erfolg. Klar, die hat man gerne. Die negativen Gefühle sind oft diffuser und nicht so leicht auf den Punkt zu bringen: Angst, Trauer, Unsicherheit. Um sich in schwierigen Entscheidungssituationen nicht selber etwas vorzumachen, müssen aber auch die negativen Gefühle auf den Tisch – quasi der "negative emotionale Beifang" jeder Option. So sehr die positiven Gefühle für Motivation und Entschlusskraft sorgt, so sehr bremsen die negativen Gefühle ein entschiedenes Voranschreiten.

Beispiele

  • Wickle ich dieses große Projekt so schnell wie möglich ab, wird voraussichtlich mein Team aufgelöst, mit dem ich mich wohl fühle und mit dem ich bisher sehr erfolgreich war. Wenn ich mir dafür Zeit lasse, sind wir noch eine Weile zusammen, aber dafür wackelt mein leistungsabhängiger Gehaltsanteil.
  • Bewerbe ich mich auf die neue Stelle, erwartet mich eine spannende Aufgabe, die mich karrieremäßig ein gutes Stück weiterbringt. Gleichzeitig werde ich es mit einem Chef zu tun haben, von dem ich bisher noch nichts Gutes gehört habe.

In Fällen von ambivalenten Gefühlen können Sie sich zu jeder Option eine Liste von positiven und negativen Gefühlen erstellen und mit Hilfe einer Skala jeweils angeben, wie stark diese ausgeprägt sind. Anschließend suchen Sie für die Option, bei der Ihre Gefühle am stärksten gespalten sind, konstruktiv nach Möglichkeiten, wie Sie die negativen Gefühle abschwächen können.