Kleiner Aufwand – große Wirkung Feedback und Lob: einfache Führungswerkzeuge für den Projektalltag
Kleiner Aufwand – große Wirkung Feedback und Lob: einfache Führungswerkzeuge für den Projektalltag
Projektleiter üben ihre Führungsfunktion unter erschwerten Bedingungen aus. Sie führen nicht "das Team",sondern jeden einzelnen Mitarbeiter. In der Theorie wird ein an die Situation angepasster und auf jeden Mitarbeiter individuell zugeschnittener Führungsstil verlangt, im Projektalltag aber bleibt für die Mitarbeiterführung meist nur wenig Zeit. Deshalb sind Führungswerkzeuge gefragt, die einfach und wirkungsvoll in der Projektarbeit eingesetzt werden können. Zwei dieser Werkzeuge sind Feedback und Lob. Sie werden häufig unterschätzt, dabei erzeugen sie mit kleinem Aufwand eine große Wirkung und benötigen nicht viel Vorbereitung.
Motivationsfaktor: gut dosiertes Lob
Wann haben Sie Ihre Projektmitarbeiter zuletzt gelobt? Haben Sie sie überhaupt schon einmal gelobt? Erhalten Sie selbst gelegentlich lobende Anerkennung von Ihrem Vorgesetzten oder Projektleiter? Im Normalfall vermutlich nicht, denn Lob gehört in der Regel nicht zum Arbeitsalltag und ist auch im Projektleben nur selten zu finden. Und selbst wenn Lob tatsächlich einmal verteilt wird, kommt es beim Empfänger oft nicht an. Andererseits verliert Lob seine Wirkung, wenn Menschen ständig gelobt werden: Unbegründetes, lediglich aus Pflichtbewusstsein verteiltes Lob wird schnell durchschaut. Es mag seltsam klingen, doch Loben will gelernt sein.
Beispiel für falsches Loben
Ein junger Teammitarbeiter hat den ersten Teil seines Arbeitspakets schnell und einwandfrei erledigt, dem Projektleiter die Erledigung sofort per E-Mail mitgeteilt und darüber hinaus einen guten Vorschlag für die weitere Vorgehensweise vorgelegt. Der Projektleiter ist mit dem Mitarbeiter hoch zufrieden und spricht ihn darauf an, als er ihn in der Kantine trifft. Dabei erklärt er ihm außerdem, dass für den noch ausstehenden Teil vermutlich weniger Zeit zur Verfügung steht als erwartet. Am Ende des Gesprächs überträgt er dem Mitarbeiter eine kleine Aufgabe.
Stellen Sie sich vor, Sie wären der junge Mitarbeiter. Nach dem Gespräch in der Kantine gehen Sie vermutlich an Ihren Arbeitsplatz zurück mit der Sorge, den nächsten Teil des Arbeitspakets nicht zu schaffen. Außerdem haben Sie Ihre neue Aufgabe im Kopf, mit der Sie nicht gerechnet hatten. Und das Lob? Das ist zwischen den anderen Informationen untergegangen. Vielleicht betrachten Sie es sogar lediglich als freundliche Hinführung zu den Nachrichten, die Ihnen danach überbracht wurden, und nehmen es deshalb nicht ernst.
Wenn Sie ein Lob aussprechen und eine möglichst gute Wirkung erzielen möchten, sollten Sie folgende Regeln beachten:
- Nehmen Sie sich für Ihren Mitarbeiter Zeit.
- Wählen Sie eine Situation, in der Sie ungestört miteinander reden können.
- Loben Sie etwas, das der Mitarbeiter in Ihren Augen wirklich gut gemacht hat.
- Sprechen Sie nur dieses Thema an, kein anderes.
- Teilen Sie dem Mitarbeiter Ihre persönliche Meinung mit (Ich-Botschaft) und zeigen Sie Ihre Freude über das Verhalten des Mitarbeiters bzw. sein Arbeitsergebnis.
- Vergessen Sie die Zielorientierung nicht: Erklären Sie, welche positiven Auswirkungen das Verhalten bzw. das Arbeitsergebnis des Mitarbeiters auf das Projektziel (z.B. das Teilziel, die Termine, den nächsten Meilenstein) hat.
- Zeigen Sie eine Perspektive auf: "Weiter so!" Ermuntern Sie den Mitarbeiter, sein Engagement beizubehalten. Halten Sie diesen Teil aber kurz!
Beispiel für richtiges Loben
Der Projektleiter fragt seinen Mitarbeiter bei ihrem zufälligen Treffen in der Kantine nur kurz, ob er anschließend in seinem Büro sein wird. Nach dem Essen sucht er ihn an seinem Arbeitsplatz auf, wo die beiden ungestört reden können. Er spricht das gute Arbeitsergebnis an, danach die schnelle Rückmeldung, die er von ihm erhalten hat. außerdem teilt er ihm mit, dass ihm der Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise sehr gut gefallen hat und er ihn vermutlich realisieren wird. Am Schluss sagt er dem Mitarbeiter kurz, dass er dessen Arbeitseinsatz sehr schätzt, und erwähnt, wie sehr ihn das bei seiner Projektarbeit unterstützt. "Machen Sie weiter so!" beschließt er das Gespräch und verlässt das Büro.
Was hat dieses Gespräch bei dem jungen Mitarbeiter bewirkt? Das Lob wurde in ruhiger, persönlicher Atmosphäre ausgesprochen. Das Gespräch drehte sich ausschließlich um seine gute Leistung, kein anderes Thema wurde angeschnitten. Ein motivierendes Wort schloss das Gespräch ab. Auf diese Weise hatte der Mitarbeiter die Gewissheit, dass sich sein Projektleiter eigens Zeit für ihn genommen hatte. Er erfuhr anhand des Gesprächsverlaufs, welche positiven Auswirkungen sein Verhalten auf seinen Chef und auf das Projekt hatte, und wurde aufgefordert, sich weiter so zu verhalten. Ein Motivationsschub!
Um die Wirkung Ihres Lobs nicht zu schmälern, sollten Sie folgende Regeln beachten:
- Loben Sie einzelne Mitarbeiter nicht in Teamsitzungen oder Meetings. Machen sie niemanden zum "Klassenprimus"!
- Loben Sie bevorzugt persönlich, nicht per Telefon oder E-Mail!
- Vermeiden Sie schwammiges oder allgemein gehaltenes Lob!
- Verbinden Sie Ihr Lob nicht mit einer Aufgabendelegation!
- Vermeiden Sie negative Nachsätze (kein "Gut gemacht, aber ...")!
- Verteilen Sie kein Lob, wenn Sie es nicht ehrlich meinen oder wenn das Lob unbegründet ist!
Wenn Sie Lob ab sofort in Ihre tägliche Projektarbeit einfließen lassen möchten, sollten Sie mit kleinen Schritten anfangen. Loben Sie zu Beginn am besten eine einfache Sache, über die Sie sich schon länger freuen und loben Sie ihre Projektmitarbeiter entsprechend. Tun sie es heute noch! Es wird Ihnen Freude machen zu sehen, wie Ihre Mitarbeiter reagieren.
Lob kann als eine Form von Feedback verstanden werden, das nur bei guten Leistungen gegeben wird. Für einen Projektleiter ist es leichter, seine Mitarbeiter zu loben, als Ihnen kritisches Feedback zu geben. Wichtig ist jedoch beides.
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