Limbisches System: Empfängerorientiert argumentieren im Konflikt Wie Sie Konflikte im Projekt entschärfen
"Herr Meier, Sie sind doch nur auf Ihren eigenen Vorteil aus!" – "Und Sie, Frau Huber, wollen, dass alles beim Alten bleibt und jeder sich wohlfühlt." In Projekten kochen die Emotionen zuweilen hoch und im Team werden Vorwürfe laut. Als Projektleitung können Sie diese Vorwürfe in Wünsche umwandeln und damit Argumente für eine Entscheidung aufbauen, die vom gesamten Team unterstützt wird – beachten Sie dabei aber unser limbisches System, meint Anita Hermann-Ruess.
Management Summary
Als Mitglied erhalten Sie die wichtigsten Thesen des Beitrags zusammengefasst im Management Summary!
Limbisches System: Empfängerorientiert argumentieren im Konflikt Wie Sie Konflikte im Projekt entschärfen
"Herr Meier, Sie sind doch nur auf Ihren eigenen Vorteil aus!" – "Und Sie, Frau Huber, wollen, dass alles beim Alten bleibt und jeder sich wohlfühlt." In Projekten kochen die Emotionen zuweilen hoch und im Team werden Vorwürfe laut. Als Projektleitung können Sie diese Vorwürfe in Wünsche umwandeln und damit Argumente für eine Entscheidung aufbauen, die vom gesamten Team unterstützt wird – beachten Sie dabei aber unser limbisches System, meint Anita Hermann-Ruess.
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Es liegt in der Natur eines Projekts, dass häufig unvorhergesehene Situationen auftreten. Im Team werden dann z.B. verschiedene Lösungsansätze für ein Problem diskutiert. Dabei kann es zu hitzigen Diskussionen kommen, da meist nicht immer klar ersichtlich ist, welcher der ideale Ansatz ist.
Ist es z.B. die Idee von Frau Schneider, die darauf bedacht ist, mit Hilfe von Strukturen und Prozessen die Fehlerquote möglichst gering zu halten? Oder ist vielleicht der Vorschlag von Herrn Fischer vielversprechender, dieses Mal ganz andere Wege zu gehen und die bisherigen Abläufe außer Acht zu lassen?
Als Projektleiter/in kennen Sie wohl solche Diskussionen, doch nicht immer bleibt es bei einem zielführenden Schlagabtausch. Bisweilen kochen solche Situationen hoch und führen zu schwelenden Konflikten innerhalb des Projektteams. Frau Schneider hat große Sorge, dass neue Prozesse zu einem Produktionsstopp führen könnten, wenn bei der Umsetzung nicht alles glatt läuft. Herr Fischer dagegen möchte nicht akzeptieren, dass die alte Software weiterhin eingesetzt werden soll, obwohl er so viel Optimierungspotenzial sieht.
In solchen Momenten ist es nicht immer leicht, sachlich den eigenen Standpunkt zu vertreten. Kommt man zu keiner Einigung, werden größere Geschütze aufgefahren und aus dem schwelenden wird ein brodelnder Konflikt: "Sie immer mit Ihren verrückten Ideen, warum müssen Sie ständig alles Funktionierende in Frage stellen?" "Frau Schneider, Sie sind wohl von gestern, wenn Sie nicht erkennen, dass es nach fünf Jahren viel bessere Lösungen gibt!"
Vermitteln und entscheiden – knifflige Aufgaben der Projektleitung
Als Projektleiter ist es Ihre Aufgabe, nicht nur eine Entscheidung im Sinne des Projekts zu treffen, sondern auch eine gute Zusammenarbeit im Team zu gewährleisten, sodass alle an einem Strang ziehen und Ihre Entscheidung mittragen. Dabei hilft es enorm, hinter die Kulissen zu schauen und zu verstehen, weshalb die Konfliktparteien so vehement ihren Standpunkt vertreten.
Konflikte beruhen auf dem limbischen System
Das Geheimnis steckt in unserem limbischen System. In einem der ältesten Teile unseres Gehirns sind unsere Reaktionen in gewisser Weise vorprogrammiert. Alle Informationen, die auf uns einprasseln, werden dort mit einer Art Marker gekennzeichnet, ob wir diese positiv – als Belohnung – oder negativ – als Bestrafung – wahrnehmen. Erst nachdem eine Botschaft markiert wurde, landet sie in unserem Bewusstsein. Frau Schneiders limbisches System hat Herrn Fischers Argumentation bereits als negativ abgestempelt, bevor sie diese überhaupt bewusst wahrgenommen hat.
Es mag verrückt klingen, doch unsere Entscheidungen werden von unserem Gehirn beeinflusst, bevor wir Einfluss darauf haben. Jeder Projektleiter, der versteht, wie sein Gegenüber tickt, wird deshalb nicht nur sein Team besser steuern können und für Harmonie sorgen, sondern auch beim Verfolgen seiner Ziele erfolgreicher sein.
Das offene Geheimnis unseres limbischen Systems
Welche Logik steht also hinter diesen Markierungen unseres limbischen Systems? Historisch bedingt sorgt das limbische System für unser Überleben. Es ist daran interessiert, eingehende Informationen nach genau diesem Kriterium zu beurteilen. Hilft es uns zu überleben, wird es mit dem Marker "Belohnung" gekennzeichnet. Könnte es eine Gefahr für uns sein, wird es als "Bestrafung" gekennzeichnet. Dabei lassen sich vier zentrale limbische Instruktionen identifizieren (Häusel, 2003):
- Gewinn: Macht es mich stärker, besser, erfolgreicher als andere?
- Sicherheit: Macht es mein Leben sicherer, verlässlicher, vorhersehbarer?
- Verbundenheit: Bringt es mir soziale Geborgenheit und harmonische Verbundenheit?
- Entdeckung: Hilft es mir, Neues zu entdecken? Ist es spannend und abwechslungsreich?
Die einzelnen limbischen Instruktionen sind nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgeprägt. Beim einen hat die Gewinner-Instruktion größeres Gewicht, bei einem anderen die Verbundenheits- und Entdeckungs-Instruktion und bei einem Dritten sind alle vier Instruktionen gleichermaßen ausgeprägt. Um mehr darüber zu erfahren, lesen Sie die Tipps "Beantworten Sie die Fragen Ihrer Zuhörer – nicht Ihre eigenen" und "Wie Sie alle Stakeholder von Ihren Zielen überzeugen".
VW-Methode: Erkennen Sie die Wünsche hinter den Vorwürfen
Schauen wir uns an, was bei unseren Konfliktparteien im Beispiel zu negativen Gefühlen führte, denn an den Befürchtungen (Bestrafungen) lassen sich die einzelnen limbischen Instruktionen zuverlässig erkennen.
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