Auswertung der Blogparade: "Projektleiter 2030 – längst abgeschafft oder Schaltzentrale der digitalen (Projekt-)Welt?" Projektleiter 2030: Eine schöne Vorstellung
Tolle Bilanz unserer zweiten Blogparade: Insgesamt 37 Beiträge beschäftigen sich mit den Trends und Veränderungen, unter denen sich die Rolle des Projektleiters bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts wandeln wird.
Auswertung der Blogparade: "Projektleiter 2030 – längst abgeschafft oder Schaltzentrale der digitalen (Projekt-)Welt?" Projektleiter 2030: Eine schöne Vorstellung
Tolle Bilanz unserer zweiten Blogparade: Insgesamt 37 Beiträge beschäftigen sich mit den Trends und Veränderungen, unter denen sich die Rolle des Projektleiters bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts wandeln wird.
Am Ende dieser Blogparade stehen nicht nur 37 Beiträge (diesen eingerechnet) – sondern vor allem eine tiefgehende und facettenreiche Diskussion. Wir bedanken uns bei allen Bloggern und auch bei einer Reihe von Lesern, die die Diskussion über Kommentare bereicherten. Vielen Dank auch an alle, die unsere Blogparade unterstützt haben, indem sie darauf hingewiesen haben, z.B. in Newslettern und den sozialen Medien.
Bevor ich im Folgenden jeden Beitrag kurz zusammenfasse, möchte ich etwas vorausschicken, was die Parade ganz deutlich zeigt: Projektleiter blicken ganz überwiegend optimistisch in die Zukunft, die meisten verbinden mit der Digitalisierung eher Möglichkeiten und Chancen, als Risiken und Gefahren. Letztere wird zwar öfters genannt, aber nüchtern eingeordnet und nicht überbewertet, von Schwarzmalerei keine Spur.
Die so eindrücklich vorgelebte Offenheit gegenüber Veränderungen wird – wie auch mehrere Blogger betonten – in unserer sich immer schneller wandelnden (Arbeits-)Welt zum zentralen Erfolgsfaktor. Auch deswegen sind die Projektleiter eine der Berufsgruppen, über die sich niemand sorgen muss – egal, was stark sich das Berufsbild selbst verändern sollte.
Projektmanagement ist angekommen
Als Erster folgte Benedict Gross unserer Einladung und teilte seine Überzeugung, Projektmanagement sei "in der Mitte der Gesellschaft angekommen." Dort werde es rasant weiterentwickelt – durch "Kreativität, Verstand, Mut und die Fähigkeit, neue Ideen zu realisieren und Bestehendes zu verbessern. Diese Kompetenzen sind heute wertvoller denn je. Trotz – oder gerade wegen der beiden D's." (gemeint sind Digitalisierung und Disruption)
Michael Schenkel gibt uns elf Thesen mit auf den Weg. Kostprobe: "Jeder wird zur Projektmanagerin oder zum Projektmanager." (These 4) Rosige Aussichten für das Projektmanagement? Nicht ganz: "… als Disziplin ist es in 2030 nicht mehr wichtig, denn jedes Vorhaben ist automatisch ein Projekt. Linientätigkeiten sind längst abgeschafft und zu 100% automatisiert. Projekte werden nicht mehr als Projekte bezeichnet, somit gibt es kein Projektmanagement und auch keine Projektmanager." (These 5) Doch Anpassungswilligen bleibt eine Chance, wenn sie sich zum Projektleader weiterentwickelten, denn: "Es geht um das gemeinsame Erreichen von Zielen, es geht um Visionen. (…) Leadership ist die Zukunft." (These 8)
Wer übernimmt Verantwortung?
Während sich die meisten Blogger direkt mit der Rolle des Projektleiters beschäftigen, nimmt Dr. Jan C. Rode das Top-Management in die Pflicht: Es "muss ein nahezu kompletter Wandel in der Führungskultur vollzogen werden. Projektleiter könnten so in Zukunft auf interne und externe Auftraggeber treffen, die ihnen (smart) alle nötigen Ressourcen für die Realisierung zur Verfügung stellen und den nötigen Input des Umfeldes 'übersetzen'. Erst dann können ProjektleiterInnen zum Dreh- und Angelpunkt werden, neue digitale Trends erfassen, bewerten und – die richtige Unterstützung und Führung vorausgesetzt – die Digitalisierung in Kundenunternehmen vorantreiben."
Eng an der Fragestellung und gleichzeitig launig – das ist Stefan Grabners Beitrag. Ist der Projektleiter 2030 noch vorhanden? Dazu gibt es ein klares "Jein". Doch der erste Eindruck täuscht, der Autor ist ein Freund deutlicher Worte, hier eine Kostprobe: "Zerrieben wird der Projektleiter doch immer, oder nicht? Je eher man sich der Pufferfunktion für Emotionen, Probleme, Erfolge, Schwierigkeiten usw. bewusst wird, desto einfacher wird einem die Tätigkeit fallen." Und weil es so schön ist, noch ein weiteres Bonmot: "Den Berufsstand selbst wird es jedenfalls noch geben. Dafür ist die Quote an Personen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen, einfach zu gering."
Benjamin Michels punktet mit seinem aussagekräftigen Titel: "Der Projektleiter 2030 – die digitale Schaltzentrale". Wussten wir es doch. Bei der Begründung seiner Hauptthese beantwortet er nebenbei noch die Frage unserer vergangenen Blogparade #MethodeEgal (wie auch einige andere). Seiner Einschätzung nach betreibt ein Projektleiter 20% Projektmanagement – und 80% Personalführung. Seine Vision für den PL2030: "Er wird zur coachenden Führungskraft werden und seine Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen, dass sein Team optimal arbeiten kann."
Ein Exkurs über Taschenspielertricks
Einen sprechenden Titel hat sich auch Bernhard Schloß überlegt: "Projektleiter 2030: Taschenspielertricks & Etikettenschwindel". Worum geht's? "Die Agilität erweist sich allzu oft als Pseudo-Agilität. Und einher damit geht eine Aufweichung solcher Rollenbegriffe und eine Inflation neuer Begriffe wird kommen, die sind nämlich nicht geschützt und verleihen einen Hauch von Innovativität. Dabei sind die neuen Begriffe und Rollen für sich so innovativ wie neue Schläuche und die eigentlich interessante Frage wäre die nach dem Wein in den Schläuchen." Dem kann man durchaus zustimmen, ärgerlich ist aber, dass es der Autor damit bewenden lässt. Schade – den neuen Wein hätte ich gerne gekostet. So bleibt der Eindruck, dass Schloss in erster Linie eine Tirade gegen "Pseudo-Agilität" und die "Inflation neuer Begriffe" verfasst hat.
"Projektleiter ist ein irreführender Begriff") – der Titel von Thomas Michls Beitrag weckte bei mir gleich die Befürchtung, dass er Bernhard Schloss Exkurs fortsetzen wollte. Glücklicherweise kriegt der Autor aber die Kurve und treibt die Diskussion voran, indem er die 'dienende Führung' einführt: "Gute Projektleiter sind Trainer, Schiedsrichter, Moderatoren und Mentoren. (…) Der feine, aber kleine Unterschied, der den Projekterfolg mitbestimmt, ist und bleibt die soziale Kompetenz, die Fähigkeit Menschen mitzunehmen, zu begeistern und ihre Fähigkeiten, Stärken zu befördern." Die Bedeutung dieser sozialen Kompetenz wird zunehmen – so verstehe ich den Autor –, die Rolle der Digitalisierung darin vergleicht er mit der eines Katalysators, "der einen Prozess beschleunigt, der bereits im Werden ist."
Matthias Gärtner reflektiert den sich wandelnden Charakter der Projekte in Folge des Siegeszugs agiler Methoden. Das bedeutet am Ende "die Steuerung der Projekte wird auf immer mehr Schultern verteilt." Und durch die Digitalisierung gebe es "mehr und kleinere Projekte, das bedeutet auch, dass immer mehr Mitarbeiter Projektmanagement verstehen und anwenden können. Aber auch für die Unternehmen heißt es, sich darauf einzustellen und das professionelle Projektmanagement im eigenen Haus zu etablieren. Gute Projektleiter mit einem Verständnis für agile Umsetzung werden in 2030 immer mehr gefragt sein."
Ein Vorkämpfer der Digitalisierung blickt zurück
Patrick Schönfeld erzählt als erster eine fiktive Geschichte: Sein Held Frank befindet sich im Jahr 2030 und blickt zurück auf die Konflikte, zu denen es im Zuge der Digitalisierung zwischen den Generationen kam (auch der Schlosssche Etikettenschwindel taucht auf). Frank sah sich auf einer Mission, wollte gegen den Widerstand der "Unveränderlichen" einen höheren Kundennutzen durchsetzen – und gleichzeitig sah er den Mitarbeiter an erster Stelle. Das offene Ende hast Appellcharakter: "Frank war sich nicht ganz sicher, ob sie dieses Ziel erreicht hatten, ... Doch er wusste, dass er es versucht hatte."
"Der Projektleiter 2030 wird ein Vermittler zwischen Maschine und Mitarbeiter werden.", prophezeit Alexander Pinker. Er rechnet mit großem technischem Fortschritt und warnt die Unternehmen davor, darüber die Mitarbeiter zu vernachlässigen, sondern sie sollten "die Investitionen in Technologie und Humanressourcen ausbalancieren, um die Produktivität zu maximieren und neue Kompetenzen bei den Projektleitern zu entwickeln."
Auch in diesem Jahr waren Bloggerinnen eher die Ausnahme – immerhin nicht mehr ganz so krass wie im Vorjahr. Umso wertvoller ist u.a. Martina Baehrs Beitrag, in dem sie ein 'Future Mind' vorstellt, mit dem Projektleiter fit für Veränderung werden. Dessen drei Merkmale sind:
- Emotionale Unabhängigkeit
- Intuition entwickeln und nutzen
- Wertvolle Beziehungen pflegen
Elitenbildung im PM – und der Rest macht "Proutine"?
Für Holger Zimmermann erfordern "echte Projekte" viel Kreativität, "weshalb der Umgang mit Unsicherheit und Nicht-Wissen wichtige Kompetenzen für diese Projektleiter sind". Diese 'Pioniervorhaben' (bei dem Begriff beruft er sich auf den in der Szene wohlbekannten Blogger Stefan Hagen) benötigen die besten Projektleiter – der Rest ist "Proutine", also Vorhaben, für die sich "Quasi-Standards etabliert" haben. Wer ein solches Projekt leitet, werde sich 2030 nicht mehr Projektleiter nennen dürfen.
An die Elite der Projektleiter dagegen würden die Ansprüche steigen: "Sie sind Experten für Kooperation, für Teamentwicklung, für Moderation, für Konfliktklärung, dafür, wie kreative Leistung entsteht. Sie führen Teams ohne formale Macht, sind Initiatoren und Katalysatoren für Selbstorganisation. (...) Wir werden 2030 noch Projektleiter haben und die sind Treiber der Unternehmensentwicklung. Sie sorgen dafür, dass Zukunftsbilder und Strategien (...) in greifbare Ergebnisse überführt werden und Unternehmen sich ihre Zukunft schaffen, Zukunft gestalten."
Dazu passt der Kommentar unseres Lesers Frank Plaum, der ebenfalls zwei Kategorien von Projektleitern prognostiziert:
"Projektleiter kann jeder werden: Es ist ein Grundskill und wird auch in der Schule gelehrt, …"
Es "werden TOP-Projektleiter gesucht, die Klartext reden und den Entscheidern frühzeitig Veränderungen und Konsequenzen anzeigen und Entscheidungen vorbereiten. Sie kennen das Projekt in der Tiefe und prüfen die Aussagen der Projektteams."
Auch die Szenarien, die Martin Dragosits zeichnet, beinhalten starke Projektleiter: "Sie sind Katalysator und Motor für Veränderung, für das Verwenden und Ausprobieren von geeigneten Methoden, personen- und teamspezifisch. Sie erkennen, welche Arbeitsweise in welchem Umfeld für welches Team am ehesten zum Erfolg führen kann.
Sie beraten, überzeugen und helfen, indem sie aus einem umfangreichen Methodenkoffer schöpfen, (...). Sie coachen Teams und Personen dabei, neue Arbeitsweisen zu lernen und anzuwenden, um so Projekterfolge zu ermöglichen. Sie unterstützen Vorstände und Abteilungsleiter in der Entscheidungsfindung, mit der Durchführung von Workshops, dem Bewerten von Business Cases oder Risiken, der Aufbereitung von Informationsgrundlagen und vielem mehr, was bereits in der Vergangenheit zu ihrem Handwerkszeug gehörte. Nun vermehrt mit dem Fokus darauf, die Planung und Umsetzung von Projekten in Unternehmen ganzheitlich zu verbessern."
Projektleiter lernt vom Unternehmensberater
Auch Tassilo Kubitz betont den wachsenden Stellenwert der lateralen Führung, denn "Team-Performance und der zugrundeliegende Teambildungsprozess" werden anspruchsvoller. "Die Führungskompetenz setzt dabei auf dem Agilen Mindset und der Bedeutung von Fehlerkultur und Motivation auf. Projektleiter müssen sich als Enabler verstehen, die Mitarbeiter und ganze Teams dazu bringen, über sich hinaus zu wachsen. (…) Dazu agiert der Projektleiter im Jahr 2030 viel mehr als heute mit den Fertigkeiten eines Unternehmensberaters und Produktmanagers und kann wichtige Chancen am immer schneller werdenden Markt für sich nutzen." Aus diesen Gründen sei der Generalist gegenüber dem Spezialisten klar im Vorteil, denn letzterer "laufe Gefahr, sich nicht schnell genug anpassen zu können."
Marc Widmann hat nachgerechnet und sich gefragt "Wie sieht die Welt in 500 Wochen aus?" In seinem sehr differenzierten Beitrag zeigt er anhand von Beispielen, wie sich die Projektarbeit in verschiedenen Branchen verändert. Dabei skizziert er gewaltige Unterschiede, z.B. Software- und Investionsprojekten, sein Fazit: "Es wird nicht mehr den Projektleiter geben, der universell in allen Branchen und Projektarten Projekte leiten kann. Zumindest die heutige Anspruchshaltung hierzu wird immer weniger zutreffend sein." 2030 werde der Projektleiter "viel in Transformationsvorhaben mitarbeiten und wird bei mutigen und schnell agierenden Geschäftsführungen durch das schnelle Platzieren von neuen Vorhaben damit zur Revolution beitragen."
Tobias Leisgang vergleicht die Digitalisierung mit der Hochindustrialisierung in der Landwirtschaft. Wo damals der Bauer dank Traktor mehr Felder bewirtschaften konnte, kann "dank Digitalisierung ja ein Projektleiter mehr Projekte gleichzeitig übernehmen. Da es erstmal auch viele Digitalisierungsprojekte geben wird, gibt es wohl keinen Grund zur Panik. Aber warum nicht die Chance des Nebenerwerbsprojektleiters ergreifen? Am Morgen ist man Projektleiter, am Nachmittag Handballtrainer." Eine Vision, die fast zu schön klingt, um wahr zu werden. Noch schöner, beinahe lyrisch mutet sein finaler Vergleich an: "Der Landwirt lässt Pflanzen oder Tiere wachsen. Der Projektleiter lässt ein Team wachsen. Beim Landwirt benötigt das die Liebe zur Natur und zum Tier. Beim Projektleiter braucht es die Liebe zum Menschen."
Wie Kommunikation sich wandelt
Mareike Brensing setzt auf die Schwarmintelligenz aus Team und Kunden. Dazu benötigt der Projektleiter weiterhin Führungskompetenz und muss vor allem "zielorientiert kommunizieren" und die "laterale Kommunikation zwischen den Teammitgliedern" fördern, "die durch digitale Tools optimiert werden kann"; Der Projektleiter solle dazu "die strukturelle Informationsarchitektur" bereitstellen.
Auch Sigrid Hauer, langjährige Autorin unseres Meilensteinblogs, zeigt den hohen Nutzen von Kommunikation auf: "Je digitaler unsere Welt wird, umso wichtiger wird es, dass wir Sinn und Hintergrund digitaler Vorgänge verstehen. Das ist eine Kommunikationsaufgabe, denn wir brauchen umso mehr Beispiele, Vorbilder und Erklärungen, wie unsere digitale Welt funktioniert, ja abstrakter sie zu werden scheint. (…) Veränderungen zu erklären und Digitalisierung begreiflich machen, dafür braucht es Projektleiter, die Geschichten erzählen können – die Storytelling beherrschen."
Ganz konkret wird Dominic Lindner, der zufällig eine kleine Umfrage dazu durchgeführt hat, wie der digitale Wandel den Arbeitsalltag und die Kommunikation von Projektmanagern beeinflusst: "Die gesamte Kommunikation läuft über verschiedenste Kanäle (analog sowie digital) beim Projektleiter zusammen. Dies sind neben den massiven Mails und Benachrichtigen auch Anrufe und persönliche Gespräche. (...) Während Fachleute weltweit mit dem Projektleiter kommunizieren und dieser Arbeit über Tools wie Jira oder ähnliches verteilt, muss er sicherlich ebenfalls vor Ort Stakeholder und Projektmitarbeiter treffen." Sein Fazit für 2030: "Es bahnt sich an, dass der Projektleiter die Steuerung von Projekten mittels Tools übernimmt."
Nicht immer ernst gemeint ist der Text von Andrea Windolph und Dr. Alexander Blumenau. Mit viel Witz und Ironie beschreiben sie einen typischen Arbeitstag von Herrn Futurist, einem Projektleiter aus dem Jahr 2030. Doch nicht nur wegen des Humors lohnt sich die Lektüre; die Autoren greifen viele Trends auf, die aktuell diskutiert werden, z.B. ein allgegenwärtiges Gesundheitsmodul (das sich glücklicherweise aber austricksen lässt) und ein Projektmeeting mit VR-Brille und Simultanübersetzer. Einen Ausblick dieser Art wagt auch unser Leser Dave Boddin. Sein Kommentar ist jedoch nichts für Zartbesaitete.
Auch Anne Nühm steht der Technik skeptisch gegenüber, sie traut z.B. Software fürs Projektmanagement nicht viel zu, denn "ein Projektleiter muss einen Überblick über sämtliche möglicherweise involvierten Themenbereiche haben, und abschätzen können, was relevant ist oder unbedeutend. (…) Solche Tätigkeiten lassen sich nicht digitalisieren."
Die Zukunft gehört dem Team
Christina de Vries schildert ihre Wünsche an die Zukunft des Projektmanagements: Es soll 2030 weit verbreitet sein, agile und traditionelle Methoden werden ohne Vorbehalte kombiniert. Schema F soll ausgedient haben, der Autorin schwebt stattdessen ein Pool an erfolgreich erprobten Methoden und Werkzeugen vor, die sinnvoll verbunden werden. "Dabei wird es für alle völlig normal sein, diese fortlaufend weiterzuentwickeln und bei Bedarf zügig auszutauschen, wenn sich die Gegebenheiten entsprechend ändern."
Auch das Team der TimeTac Zeiterfassung sieht – wie kann es anders sein – die Zukunft der Arbeit im Team: "Stimmen die aktuellen Prognosen, wird es bereits in drei Jahren mehr Team- als Einzelarbeitsplätze in Unternehmen geben. Der Anspruch an Projektleiter wird steigen, seine Führungskompetenz an Bedeutung gewinnen. Was bedeutet das für Führungskräfte wie einen Projektleiter? Einzelinteressen und vor allem -meinungen, auch die der Führungskraft, treten zum Wohl der Gruppe und des Projektergebnisses, in den Hintergrund. Erfolg wird über Ziele gemessen."
Olaf Hinz sieht das ähnlich, das zeigt er schon beim Titel: "Projektkapitän statt Methodenheld". Denn "Projektführung dagegen ist ein sozialer Prozess, in dem gegenläufige Interessen und Gruppendynamik zu erwarten sind. (…) Das Projektschiff zu steuern, bedeutet nicht, einmalig einen Kurs festzulegen und diesen zu halten, sondern 'dass da immer noch etwas nachkommt': Rückkopplungen und Unvorhergesehenes sind Tagesgeschäft eines Projektleiters."
Methode UND Persönlichkeit
Dr. Christoph Hirnle stört sich an Folgendem: "Sobald wir an mehr als einem Projekt arbeiten, geht es drunter und drüber" und fragt sich "was, wenn unsere Pläne aufgehen würden? Damit das tatsächlich passiert, braucht es ein methodisches Vorgehen. (…) Es geht aber nicht um irgendeine, vielmehr um eine verständliche, leicht erlernbare und alltagstaugliche Methode: Lean PPM."
Der Autor träumt davon "wie großartig ein Leben mit Projekten sein könnte. (…) Projektleiter werden dafür gewürdigt, mit ihren Teams großartige Projekte abzuliefern, nicht für makellos ausgefüllte Statusberichte. 'Projektleiter' ist eine angesehene Position im Unternehmen und nicht einfach nur ein zwangsläufiger Schritt auf dem Karrierepfad. Projektleiter können sich auf die Zusage von Ressourcen verlassen. Und das Management vertraut ihnen bezüglich der Art und Weise der Projektabwicklung."
Mittels dreier Prinzipien rüstet sich der österreichische Kommunikationsanbieter A1 Telekom für die Zukunft der Projektarbeit: Agilität leben, den Mensch in den Mittelpunkt stellen und die Chancen der Digitalisierung nutzen. Die Formel dahinter beschreibt Susanne Salomon als "weniger Management – mehr Leadership. (…) Das neue Rollenbild des Projektmanagers stellt sich für uns wie folgt dar: Er ist Kommunikator, Wegbereiter, Reiseleiter und laterale Führungskraft" (...) selbstgesteuerter Teams. Somit liegt der Fokus in der Aus- und Weiterbildung unserer Projektmanager immer mehr auf den Soft Skills."
Ein ausgeprägter Geschäftssinn wird (wieder) wichtiger
Jan-Florian Kuhnke steuert einen sehr hörenswerten Podcast bei. Er ist der Meinung, dass Agilität und Automation den Projektleiter stärken, denn "es sind gerade die nicht mächtigen Teile seiner Arbeit, die er abgibt, Fleiß- und automatisierbare Arbeit." Stattdessen wachse seine Verantwortung, die Unruhe und Unsicherheit der VUCA-Welt auszugleichen, die Übersicht zu behalten und nachzusteuern. Dafür müsse er den Geist des Projekts erkennen und Geschäftssinn besitzen, um ein Projektergebnis mit hohem Nutzen zu identifizieren. Der Projektleiter der Zukunft werde "vom Verwalter zum Führer", vom Listenfeger zum Sinngeber." Eine Rolle, die daher nur erfahrenen Führungskräften vorbehalten sein werde.
Heiko Bartlogs Beitrag hat für unsere Parade seinen eigenen Blog gestartet. Inhaltlich hat sein Beitrag viele Parallelen zum gerade vorgestellten Podcast: "Ich bin davon überzeugt, dass sich die Rolle des Projektleiters quasi 'zurückentwickeln' wird (…): Gute Projektleiter werden sich künftig darauf fokussieren, das Projekt zu einem möglichst guten Ergebnis im Sinne des Kundennutzens bzw. Markterfolgs zu führen.
Künstliche Intelligenz und Projektmanager
Carola Moresche ein echter Marketingprofi. Das erkennt man schon am Titel ihres Beitrags, mit dem sie klar Stellung bezieht: "KI & die Rolle des Projektmanagers im Jahr 2030". Sie geht davon aus, dass die Software bis dahin deutlich mächtiger sein (als Mitarbeiterin bei dem PM-Software-Anbieter InLoox dürfte sie einen genauen Einblick haben in den Stand der Entwicklung) und dem Projektmanager viele typische Tätigkeiten im Projekt abnehmen wird. Daher müsse dieser sich einen neuen Namen überlegen, "denn das 'Managen' also Planen, Steuern und Optimieren übernimmt ja die Software. Die Kernaufgaben des zukünftigen Projektmenschen werden jene sein, die wir bereits jetzt innehaben, aber teils als zweitranging ansehen: Konflikte lösen, kreativ sein, Innovationspotenzial erkennen und Innovationen realisieren."
Dr. Alexander Rachmann, Patrick Aelbrecht und Sven Olk für das TeamWFP stoßen ins gleiche Horn: "Alle automatisierbaren Aufgaben werden durch Systeme mit künstlicher Intelligenz übernommen. Die Führung von Menschen – und damit sind sowohl Kunden als auch Mitarbeiter gemeint – wird die zentrale Aufgabe des Projektleiters sein."
Dr. Klaus Wagenhals, Mitglied der GPM-Fachgruppe "Führen im Projekt", hält sich kurz, was ihn aber nicht daran hindert, eine konkrete Hoffnung zu äußern: "… dass es aber aufgrund der Vielfalt der Rollen und der sich im Projektgeschäft jetzt schon abzeichnenden neuen-(alten) Aufgaben wie z.B. Vernetzung, mehr Problemlösungen im Zusammenspiel mit dem Kunden, vielfältige Moderationsarbeiten, höhere Anforderungen an die Koordinierung komplexer Aufgaben-Pakete, sorgfältigere Stakeholder-Bearbeitung u.ä. eine Stärkung des PL geben kann."
Günter Weigl hält Technik und Methodenwissen für überschätzt. Ein Projektleiter muss seiner Meinung nach eine Führungspersönlichkeit sein. "Wenn diese Führungspersönlichkeit das Projekt dann treibt, seine Mitarbeiter begeistert, Probleme klar und deutlich benennt und sich im Zweifelsfall zu seiner Verantwortlichkeit bekennt, dann ist mir um den Erfolg des Projekts nicht bange. Eine Projektmanagementsoftware kann das nicht leisten."
Warum weniger mehr ist
Wolfram Müller schließt sich unserer Hypothese vom Projektmanager als Vernetzer an: Er "bringt die richtigen Leute zusammen. Der Projektmanager würde so zum entscheidenden Bindeglied zwischen Kreativen und Ausführenden." Zudem müsse er Engpässe aufspüren. Dazu beruft sich der Autor den israelischen Physiker Eliyahu M. Goldratt und sein Konzept "CCPM (Critical Chain Project Management): 'Jedes System hat einen Engpass – etwas, das die Leistung von allem begrenzt. Nur darauf muss ich achten!' Diesen Engpass gilt es zu finden, optimal zu nutzen und niemals zu überlasten."
Passend zum Ende der Parade blickt Henryk Lüderitz nochmal zehn Jahre weiter in die Zukunft und fragt: "Welche Kompetenzen benötigen Projektleiter im Jahr 2040?" Seine Antwort: "Echte Projektleiter sollten Spaß an Innovationen und Fortschritt haben. Sie müssen mit Leidenschaft Neues in sich aufsaugen und mit der Zeit gehen." Dass die Lernbereitschaft in einer Studie über die Arbeitswelt 2040 auf Platz eins gewählt wurde findet er "logisch". Stimmt. Lena Stadelmann bringt die Diskussion nochmal auf den Punkt: "Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass die Rolle des Projektleiters im Zuge der Digitalisierung vermutlich an Dimension verliert – aber dadurch an Profil gewinnt."
Uwe Mateja
16.02.2018
Daniel Vienken
16.02.2018
Holger Zimmermann
16.02.2018
Dr. Klaus Wagenhals
27.03.2018
Die Zukunft agiler Projektleiter
29.04.2022
Beim Lesen der Artikel hab ich mich gefragt, ob es die Rolle der Projektleiter in 2030 noch geben wird? Es mag eine provokative Frage sein, aber sind Projektleiter 2030 noch Projektleiter oder eher Agile Coach (https://bit.ly/3y3ZmcE) bzw. Product Owner? Ist es eine Servant Leader Rolle.