Zahlen analysieren und optimieren: Der Solver in Microsoft Excel
Zahlen analysieren und optimieren: Der Solver in Microsoft Excel
Das Lösen komplexer Rechenprobleme kostet in der Regel Zeit und manchmal Nerven. Wer es sich einfacher machen möchte, kann auf den Solver von Excel zurückgreifen. Er ist der große Bruder der Zielwertsuche und ermöglicht es, auch umfangreiche Optimierungsaufgaben zu lösen. Im Gegensatz zur Zielwertsuche kann er mehrerer Variablen gleichzeitig verändern, bis das gewünschte Ergebnis gefunden ist. Dabei berücksichtigt er zusätzliche Nebenbedingungen. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie den Solver in Excel aktivieren und für Optimierungen einsetzen können.
Solver aktivieren
Der Solver ist ein Add-In von Excel und wird bei vollständiger Installation automatisch installiert (siehe Menüpunkt Extras / Solver). Falls dieser Menüpunkt bei Ihnen nicht erscheint, gehen Sie folgendermaßen vor:
- Rufen Sie den Menüpunkt Extras / Add-Ins auf.
- Aktivieren Sie im Dialogfeld "Add-Ins" in der Liste "Verfügbare Add-Ins" das Kontrollfeld "Solver".
- Schließen Sie das Dialogfenster "Add-Ins" über die Schaltfläche "OK".
Der Solver ist nun aktiviert. Die konkrete Anwendung des Solvers lässt sich am Besten anhand eines einfachen Beispiels zeigen.
Beispiel: Streckenverlauf optimieren
Die kleine Gemeinde Musterdorf liegt am Rande eines Waldes. Der Wald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet mit einer großen Waldlichtung. Auf dieser Waldlichtung befinden sich ein Spielplatz, ein Waldhaus und eine Feuerstelle zum Grillen. Der Gemeinderat hat beschlossen, das Waldhaus neu einzurichten und eine Stromleitung dorthin verlegen zu lassen, um das Haus für private, Gemeinde- und Vereinsanlässe vermieten zu können.
Zur Waldlichtung gelangt man über eine Straße (1,5 km) und einen Waldweg (0,5 km), wie Bild 1 zeigt. Das Problem besteht nun darin, die Strecke für die Kabelverlegung so zu wählen, dass die Gesamtkosten möglichst niedrig gehalten werden. Aus früheren Projekten weiß der Gemeinderat, dass die Kabelverlegung entlang der Straße 300 Euro pro Meter und durch den Wald wegen der erschwerten Grabungsarbeiten 450 Euro pro Meter kostet. Aber welche Strecke erfüllt dieses Kriterium? Auf den ersten Blick bieten sich zwei mögliche Streckenverläufe an:
Variante 1: Die kürzeste Gesamtstrecke
Eine Möglichkeit ist, die kürzeste Strecke zu wählen und das Kabel ausschließlich durch den Wald zu verlegen. Errechnet man die benötigte Kabellänge für diese Strecke und multipliziert sie mit den Kosten für die Verlegung durch den Wald, ergeben sich Gesamtkosten in Höhe von 711.513 Euro (Berechnung siehe Tabelle 1).
Variante 2: Die kürzeste Waldstrecke
Die Kabelverlegung entlang der Straße ist pro Meter billiger, als die Verlegung im Wald. Deshalb liegt der Gedanke nahe, möglichst wenig Kabelmeter durch den Wald verlaufen zu lassen, um so Kosten einzusparen. Das Kabel würde in diesem Fall 1.500 Meter an der Straße entlang verlaufen und 500 Meter durch den Wald. Obwohl diese Alternative diejenige mit der längsten Gesamtstrecke ist, liegen die Kosten niedriger als bei der Variante 1: Sie belaufen sich auf 675.000 Euro (Tabelle 1).
Beide Lösungen - die längste und die kürzeste Gesamtstrecke - sind Extreme, und die Mitglieder des Gemeinderats fragen sich, ob es nicht eine noch günstigere Lösung zwischen diesen Extremen gibt. Bei dieser dritten Variante müsste das Kabel teils entlang der Straße und teils diagonal durch den Wald verlaufen (Bild 2).
Dieter Gennburg
19.04.2017