Neue Impulse in der GPM: PM-Expertinnen schließen sich zusammen
Neue Impulse in der GPM: PM-Expertinnen schließen sich zusammen
Projektmanagement-Techniken und -Konzepte wurden ursprünglich für Großprojekte des Anlagenbaus, den Rüstungsbereich und die Luft- und Raumfahrt erarbeitet - also für reine Männerdomänen. In der Raumfahrt legt man mittlerweile Wert darauf, Frauen mit an Bord zu haben, um die Gruppendynamik zu stabilisieren. Wie sieht es aber im Projektmanagement aus? Während in der Gründungszeit der GPM der Kreis an PM-Expertinnen in der IPMA und der GPM noch überschaubar war, haben sich Frauen mittlerweile durch ihre Fachkompetenz und Führungsqualität im Projektmanagement bewährt. Dennoch gibt es in dem mit über 4.000 Mitgliedern größten deutschen Fachverband für Projektmanagement, der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V., nur 13% Frauen unter den Mitgliedern und keine im Vorstand. Hier ist Handlungsbedarf gegeben!
Diese Überlegung war Anlass, auf dem Aktiventag der GPM im Februar 2007 die Gruppierung "PM-Expertinnen - Innovation durch Diversity" ins Leben zu rufen. Initiatoren waren Roswitha Müller-Ettrich, langjährige Vorsitzende des Kuratoriums der GPM, und Dr. Dorothee Feldmüller, Leiterin der GPM Regionalgruppe Dortmund/Ruhrgebiet und Mitglied des Regionalbeirats. Ihnen ging es darum, die Präsenz der 13% weiblichen Mitglieder sichtbar zu machen. Dazu wollten sie diese stärker einbinden und vernetzen sowie spezielle Angebote für weibliche Mitglieder auf die Beine stellen. Ein erstes Treffen fand am 23. April 2007 in Würzburg statt. Mittlerweile hat sich die Gruppierung formiert und es gab drei weitere Treffen in Frankfurt bzw. Würzburg.
Im Vorstand der GPM stieß die Initiative von vornherein auf Wohlwollen. Von Vorteil war, dass in den letzten drei bis vier Jahren ein Generationswechsel in den Führungsgremien der GPM stattgefunden hat, der eine neue Ausrichtung der GPM mit sich bringt. Diese kommt den Anliegen der PM-Expertinnen entgegen. Eine ähnliche Initiative in den Jahren 2003/04 hatte weniger Glück: Ihre Mitglieder gaben nach Konfrontation mit dem damaligen Vorstand einige Monate nach der Gründung auf.
Die GPM wurde 1979, also vor knapp 30 Jahren, gegründet. Anlass war die Ausrichtung eines Weltkongresses für die internationale PM-Community in Deutschland im Auftrag der IPMA (International Project Management Association), damals noch INTERNET genannt. Um den Kongress überhaupt ausrichten zu können, musste ein "German Chapter" der IPMA gegründet werden, und es entstand die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. Der Kreis der Fachleute, die sich damals mit Projektmanagement befassten, war überschaubar. Er bestand hauptsächlich aus Vertretern des Anlagenbaus, den vorwiegend für den Verteidigungsbereich tätigen Systemherstellern und deren Auftraggebern sowie einigen Theoretikern des Gebiets Operations Research, die die theoretischen Grundlagen für die Netzplantechnik erarbeiteten. Zu den Gründungsmitgliedern der GPM gehörten 15 PM-Experten sowie eine PM-Expertin.
Die PM-Expertinnen als Teil der GPM
Die PM-Expertinnen unter Leitung von Dr. Dorothee Feldmüller und Roswitha Müller-Ettrich begannen ihre Arbeit als "Arbeitskreis" im April 2007; seit Mai 2008 ist der Status "Interessengruppe" durch den Vorstand offiziell bestätigt. Als solche vertreten sie in der GPM "die Anliegen von weiblichen Fach- und Führungskräften im Projektmanagement" - wie sie es selbst formulieren. Zur Unterstützung ihrer Arbeit ist ihnen ein Vorstandsmitglied als Mentor zugeordnet - ähnlich wie anderen Interessengruppen auch, z.B. den Vertretern der GPM in den Regionen, der Young Crew oder den Trainern.
Die PM-Expertinnen verstehen sich als Teil der GPM. Es geht ihnen - wie allen anderen Projektmanagement-Experten auch - zunächst darum, Projektmanagement weiterzuentwickeln und in den verschiedenen Bereichen von Wirtschaft, Dienstleistung und Verwaltung zu etablieren und zu stärken. Ein besonderes Anliegen ist ihnen dabei die bewusste Wahrnehmung und Förderung von personeller Vielfalt im Sinne des "Diversity Managements" - sowohl in der Projekt- als auch in der Verbandsarbeit. Sie bringen neue Ideen und Verbindungen zu anderen Netzwerken zum Nutzen der GPM ein.
Was die PM-Expertinnen bewegt
Vor dem ersten Treffen der PM-Expertinnen wurde eine Befragung der weiblichen GPM-Mitglieder durchgeführt, um Klarheit über den gegenwärtigen Stand und die Bedürfnisse zu erhalten. Aus den Ergebnissen ließ sich folgendes Bild ableiten: Etwa 40% der Frauen, die an der Befragung teilnahmen, sind zwischen 30 und 40 Jahre alt; die restlichen zwischen 40 und 50 Jahre. Sie besitzen umfangreiche PM-Erfahrung (etwa die Hälfte mehr als acht Jahre Praxiserfahrung) und arbeiten in Klein-, Mittel- sowie Großunternehmen in unterschiedlichen Branchen (etwa 50% in der IT-Branche). Etwa die Hälfte der Frauen sind als Projektmanagerinnen beschäftigt, die anderen sind als Trainerin, Beraterin, Projektassistentin und Teammitglied tätig.
Die Befragten wünschten sich von der Initiative "PM-Expertinnen - Innovation durch Diversity" vor allem Vernetzung in jeglicher Form (national, regional und virtuell), u.a. auch durch Treffen beim jährlichen PM-Forum der GPM. Darüber hinaus plädierten sie für spezielle Angebote für weibliche Mitglieder, vor allem Mentoring und Coaching (zwei Drittel der Befragten), aber auch kollegiale Beratung und den Aufbau einer Expertinnen-Datenbank. In einigen Fällen äußerten die Befragten den zusätzlichen Wunsch, dass die Angebote hochwertig und individuell gestaltbar sein sollten. Etwa drei Viertel der Teilnehmerinnen befürworteten zudem die Platzierung von Success Stories über Projektmanagement-Expertinnen in der Verbandszeitschrift "Projekt Management aktuell" oder in der Wirtschaftspresse, um ihre Arbeit und Leistung bekannter zu machen.
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Elisabeth Wagner
05.04.2017