Bekannte Muster brechen Langsames Denken in Projekten – ein Manifest
Vorgefasste Denkmuster behindern unsere Fähigkeit zur Problemlösung. Gerade in neuartigen Projekten benötigen wir deshalb "langsames Denken", das Voraussetzung für Design Thinking ist. Prof. Dr. Frank Habermann und Karen Schmidt stellen Prinzipien und Techniken vor, die Wahrnehmungsverzerrungen vermeiden helfen. Mit einer einfachen Übung zum Selbsttest und einem Praxisbeispiel verdeutlichen sie den Nutzen ihres Ansatzes. Mit dem "Manifest für langsames Denken" appellieren sie für eine neue Herangehensweise an anspruchsvolle Projekte.
Management Summary
Als Mitglied erhalten Sie die wichtigsten Thesen des Beitrags zusammengefasst im Management Summary!
Inhalt
- Ein Experiment zum schnellen und langsamen Denken
- Schnelles Denken und seine Wirkung
- Projekt ist, wenn schnelles Denken an Grenzen stößt
- Eine Anleitung für langsames Denken in Projekten
- Praxisbeispiel: schnelle Projektdefinition mit langsamem Denken
- Wahrnehmung lässt sich schulen
- Ein Manifest für langsames Denken in Projekten
- Literatur
Bekannte Muster brechen Langsames Denken in Projekten – ein Manifest
Vorgefasste Denkmuster behindern unsere Fähigkeit zur Problemlösung. Gerade in neuartigen Projekten benötigen wir deshalb "langsames Denken", das Voraussetzung für Design Thinking ist. Prof. Dr. Frank Habermann und Karen Schmidt stellen Prinzipien und Techniken vor, die Wahrnehmungsverzerrungen vermeiden helfen. Mit einer einfachen Übung zum Selbsttest und einem Praxisbeispiel verdeutlichen sie den Nutzen ihres Ansatzes. Mit dem "Manifest für langsames Denken" appellieren sie für eine neue Herangehensweise an anspruchsvolle Projekte.
Management Summary
Als Mitglied erhalten Sie die wichtigsten Thesen des Beitrags zusammengefasst im Management Summary!
Inhalt
- Ein Experiment zum schnellen und langsamen Denken
- Schnelles Denken und seine Wirkung
- Projekt ist, wenn schnelles Denken an Grenzen stößt
- Eine Anleitung für langsames Denken in Projekten
- Praxisbeispiel: schnelle Projektdefinition mit langsamem Denken
- Wahrnehmung lässt sich schulen
- Ein Manifest für langsames Denken in Projekten
- Literatur
In seinem Bestseller "Schnelles Denken, Langsames Denken", beschreibt Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman die Gegensätzlichkeit zwischen zwei verschiedenen "Systemen" des Denkens (Kahnemann, 2014). Wie Kahneman ausführt, fällt es Menschen natürlicherweise schwer, schnelles und intuitives Denken zu kontrollieren. Manchmal tritt schnelles Denken in Situationen zutage, wo wir es weder gebrauchen können, noch uns dessen bewusst sind. Herausfordernde und interdisziplinäre Projekte sind derartige Situationen. Gerade in der Start- und Definitionsphase von derartigen Vorhaben laufen wir ziemlich sicher Gefahr, durch schnelles Denken ungewünschte Effekte zu erzielen. Daher sollten wir – nicht nur aber insbesondere – in der Startphase eines Projekts lernen, "langsam zu denken".
Wir stellen Ihnen in diesem Beitrag Prinzipien und Techniken vor, die Ihnen dabei helfen, Wahrnehmungsverzerrungen in der praktischen Projektarbeit zu vermeiden und so die Qualität von Projektentscheidungen zu steigern. Doch zuerst möchten wir Sie zu einer einfachen Übung einladen.
Ein Experiment zum schnellen und langsamen Denken
Im Folgenden können Sie Ihre eigenen Denkmuster anhand von zwei einfachen Übungen erproben, die nur wenige Sekunden dauern. Alles, das Sie benötigen, sind Stift und Papier. Die Übungen funktionieren nur richtig, wenn Sie tatsächlich etwas aufschreiben. Sind Sie ausgestattet? Gut, dann kann es losgehen:
Übung 1: Wahrnehmung
Was sehen Sie auf Bild 1? Notieren Sie die Antwort in max. zehn Sekunden!
Übung 2: Interpretation der Wahrnehmung
Betrachten Sie das Bild nochmals. Beantworten Sie nun die Frage: Was könnte alles passiert sein? Schreiben Sie so viele Antworten auf, wie Ihnen einfallen! Sie haben eine Minute Zeit.
Schnelles Denken und seine Wirkung
Die beiden Übungen verdeutlichen, wie menschliche Wahrnehmung funktioniert. Wir haben sie in den vergangenen 12 Monaten in ähnlicher Form mit über 1.400 Menschen durchgeführt. Falls Sie die Übungen absolviert haben, können Sie jetzt Ihre Antworten mit den Ergebnissen dieser Stichprobe vergleichen.
Intuition bewirkt unbewusste Schlussfolgerungen
"Was sehen Sie?". Die Frage zielt auf eine möglichst wertfreie Beobachtung der Lage. Was sind die Fakten; was ist auf dem Bild nachweislich zu sehen? Eine möglichst objektive Beobachtung lautet beispielsweise: Asphalt, Streifen, Pflanzen, Wand …
Enthält Ihre eigene Antwort irgendwelche Adjektive? Haben Sie vielleicht eine "kleine" Hecke gesehen, eine "marode" Wand oder einen "schmalen" Weg? Dann beinhaltet Ihre Antwort bereits eine Bewertung der Lage; Ihre Antwort ist keine reine Beobachtung, sondern sie spiegelt Ihr Wertesystem wider. Was einer Person als marode erscheint, ist für eine andere Person vielleicht noch von guter Qualität und ein Weg, der einem Menschen aus Berlin schmal erscheinen mag, ist für einen Dorfbewohner vielleicht von normaler Breite. Gegen diese Art von Bewertung können wir uns kaum wehren. Sie ist Ergebnis unserer Herkunft, Sozialisation, Bildung und Erfahrung und erfolgt ohne aktives Hinterfragen und kritischen Diskurs. Gemeinhin heißt dieses unbewusste Schlussfolgern "Intuition". Daniel Kahneman, Psychologe und Nobelpreisträger für Wirtschaft, nennt es "schnelles Denken" (Kahnemann 2014).
Nur jede hundertste Antwort ist frei von Bewertung
Über 95% aller Teilnehmenden geben an, einen "Fußgängerüberweg" zu sehen. Diese Zahl verdeutlicht besonders eindrucksvoll, wie schnelles Denken funktioniert: Ausgehend von unserem Standpunkt besitzen wir eine begrenzte Menge an Informationen (hier der Bildausschnitt). Wir sehen parallele Streifen auf einer glatten, grauen Fläche und unser Gehirn macht "Fußgängerüberweg" daraus. Warum? Weil wir "etwas Derartiges" tausendfach in einem "ähnlichen Kontext" gesehen zu haben glauben. Wir modellieren unbewusst einen plausiblen Zusammenhang: "Fußgängerüberweg" erscheint uns stimmig und wurde unbewusst in Sekundenbruchteilen als unsere individuelle Wahrheit geboren. Insgesamt war nur rund 1% aller Antworten in unserem Experiment tatsächlich bewertungsfrei.
Sofort weiterlesen und testen
Erster Monat kostenlos,
dann 24,95 € pro Monat
-
Know-how von über 1.000 Profis
-
Methoden für alle Aufgaben
-
Websessions mit Top-Expert:innen
Hans-Heinz Maier
25.01.2017
Hans-Heinz Maier
30.01.2017
Prof. Dr. Frank Habermann
30.01.2017
Dipl.-Ing. Kurt Eichberger
08.02.2017
Mag. Hannah Nowak
27.06.2017