Eine Frage der Haltung Mit Wertschätzung die Teamleistung erhöhen

Bei besonderen Leistungen fällt es uns meist leicht, einen Mitarbeiter zu loben und Anerkennung auszusprechen. Was aber, wenn es im Projekt einmal nicht so gut läuft und es nichts zu loben gibt? Auch dann sollten Sie auf einen wertschätzenden Umgang mit Ihren Teammitgliedern achten, damit Sie deren Leistungsfähigkeit und Kreativität erhalten. Wie Ihnen das gelingt und warum Sie dazu bei sich selbst ansetzen sollten, erklärt Hans Habegger.

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Eine Frage der Haltung Mit Wertschätzung die Teamleistung erhöhen

Bei besonderen Leistungen fällt es uns meist leicht, einen Mitarbeiter zu loben und Anerkennung auszusprechen. Was aber, wenn es im Projekt einmal nicht so gut läuft und es nichts zu loben gibt? Auch dann sollten Sie auf einen wertschätzenden Umgang mit Ihren Teammitgliedern achten, damit Sie deren Leistungsfähigkeit und Kreativität erhalten. Wie Ihnen das gelingt und warum Sie dazu bei sich selbst ansetzen sollten, erklärt Hans Habegger.

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Als Projektleiter wissen Sie: Stressige Situationen stellen in Projekten eher die Regel denn eine Ausnahme dar. In solchen Momenten fällt es nicht immer leicht, alle Teammitglieder fair und wertschätzend zu behandeln. Ärger und Frust über Fehler oder Verzögerungen werden schon mal zum Ausdruck gebracht – und sei es nur durch nonverbale Signale wie Mimik und Gestik.

Aber: Mit Ihrem Verhalten beeinflussen Sie in solchen Situationen entscheidend, ob ein Teammitglied seine volle Leistungsfähigkeit und Kreativität einbringt, um das Problem zu lösen – oder ob es vornehmlich damit beschäftigt ist, sich selbst zu schützen. Denn in Problemsituationen brauchen Mitarbeiter positive Impulse, die sie motivieren, das Problem in Angriff zu nehmen und dabei auch kreative Lösungen zu suchen. Aber woher sollte diese Motivation kommen, wenn Sie als Führungskraft in dieser Situation nur Ihre Verärgerung zeigen und keinerlei Wertschätzung mehr spürbar ist?

Mittlerweile weiß jeder, dass Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Projektteammitglieder größer ist, dass sie effektiver und kreativer arbeiten, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen. Das zeigen doch entsprechende Studien."

Es scheint tatsächlich so einfach: Mehr Lob und Anerkennung durch den Projektleiter und schon steigt das Engagement im Team. Allerdings sprechen wir über Lob und Anerkennung sowie über positives Feedback in Führungsseminaren, im Coaching und bei anderen Gelegenheiten seit vielen Jahren, ohne dass sich bei den Resultaten der jährlichen Gallup-Umfrage (zum Thema: Emotionale Bindung der Mitarbeiter) etwas ändert!

Ein Praxisbeispiel

Im Rahmen des von Ihnen geleiteten Projekts findet eine der üblichen Projektbesprechungen statt, bei der die Teilnehmer über den Stand ihrer Aktivitäten und die aufgetretenen Schwierigkeiten berichten. Sie müssen morgen beim Lenkungsausschuss einen Statusreport über das Projekt abgeben. Einer der Teilnehmer berichtet, dass er eine aus Ihrer Sicht dringende Teilaufgabe erst nächste Woche fertigstellen wird. Ihre verärgerte Reaktion: "Das geht auf keinen Fall! Solche Unzuverlässigkeit können wir uns nicht erlauben. Da hätten Sie mich auch früher informieren können. Sehen Sie zu, dass Sie das bis morgen früh fertig haben. Mir ist völlig egal, wie Sie das hinkriegen!"

Lob und Anerkennung sind in dieser Situation nicht zu finden. In welcher Stimmung, mit welcher Motivation wird dieses Mitglied des Projektteams jetzt diese Aufgabe fertig stellen?

Wie würde es Ihnen nach einem solchen "Anpfiff" gehen, wenn Sie sich in die Lage des Teammitglieds versetzen? Könnten Sie sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren, wären Sie tatsächlich voll leistungsfähig? Oder würden Ihre Gedanken noch einige Zeit um das in der Projektbesprechung Erlebte kreisen?

Lob und Anerkennung versus Wertschätzung

Bisher habe ich die Begriffe "Anerkennung", "Lob" und "Wertschätzung" synonym verwendet. Aber bedeuten sie tatsächlich dasselbe?

Wann loben und anerkennen wir?

Hat ein Mitarbeiter eine Leistung erbracht, ein Ziel erreicht oder ein Verhalten gezeigt, das uns gefällt, dann loben und anerkennen wir. In der Praxis fällt das vielen Führungskräften schwer, insbesondere, wenn die Leistung oder das Verhalten den Erwartungen beziehungsweise Zielen entspricht. Dann, so sagen viele, brauche es kein Lob, das sei doch normal. Ist Lob und Anerkennung also nur für besondere Leistungen oder für besonderes Verhalten vorbehalten? Was heißt das für all jene, die einfach nur einen guten Job machen?

Und wann wertschätzen wir?

Wenn Wertschätzung das gleiche wäre wie Lob und Anerkennung, würden wir demzufolge einen Menschen nicht wertschätzen, wenn er keine besondere Leistung erbringt. Versetzen Sie sich einmal in die Lage dieser Person: Wie würden Sie sich bei dem Gedanken fühlen, dass Sie einfach Ihren Job erledigen, Ihre Ziele erreichen und dennoch nicht wertgeschätzt werden, weil Ihre Leistung oder Ihr Verhalten nichts Besonderes ist. Wie sehr motiviert Sie das?

Bedeutung und Wirkung von Wertschätzung

Alle Kommentare (6)

Martina
Baehr

Ein wichtiges Thema wie ich finde. Und ja: Wertschätzung hat tatsächlich nichts mit Lob und Anerkennung zu tun, ich finde es wichtig dass Sie, Herr Harbegger dies deutlich hervorheben. Sonst bekommt die Thematik eine manipulative Note. Und das ist schade. Und es ist wichtig, dass wir diesen Unterschied auch wirklich fühlen. Denn Wertschätzung ist ein Gefühl. Noch eine Anmerkung meiner Seite: Schauen Sie nicht auf das was fehlt, sondern auf das was schon da ist. Aber aufgrund unserer Erwartungshaltung oder Aufmerksamkeit auf die Defizite einfach nicht wahrgenommen wird. Einfacher ausgedrückt: Fragen Sie Andere ganz konkret was sie an Ihnen wertschätzen. Und sagen Sie anderen was Sie an Ihnen wertschätzen. So richten wir unsere Aufmerksamkeit in die Richtung, in die wir uns entwickeln möchten. Und wir erkennen, was wir und andere verstärken müssen, damit ein wertschätzenderes Klima entsteht.

 

Lydia
Schwarz

Ich halte das Thema "wertschätzende bzw. grundsätzlich konstruktive Haltung gegenüber Anderen" auch für ein wichtiges Thema, einen Grundpfeiler für gute Zusammenarbeit. Allerdings würde es aus meiner Sicht oft zu weit gehen, das unter "Wertschätzung" zu thematisieren. Für mich hat das Wort immer noch einen etwas esotherischen Beigeschmack und ist auf dem Weg zu einer "Bullshit-Bingo"-Vokabel. Nach meiner Meinung entsteht dadurch der Eindruck, einander nur mit Seidenhandschuhen anfassen zu dürfen, dass klare Worte schon als destruktiv gewertet werden, und die Kommunikation in rosa Zuckerguss erstickt. Hintenrum wird über solche Maßnahmen oft gescherzt, die sich erst einmal nur im Wort, nicht in Taten wiederfinden. Das Sichselbsthinterfragen ist aus meiner Sicht elementar, die anderen praktischen Beispiele finde ich sehr passend. Trotzdem: Lieber machen als drüber reden.

 

Hans
Habegger

@ L.Schwarz Der bei Ihnen entstandene Eindruck des "mit Seidenhandschuh anfassens" bzw. "Bullshit-Bingos" ist für mich nachvollziehbar und ist Hintergrund/Anlass, diesen Artikel zu veröffentlichen. Wertschätzung ist eine ethische Haltung und entstammt nicht der Esoterik. Sie ist die Grundlage z.B. auch unseres Rechtssystems, in dem indem wir Menschen, die einen Mord begehen, für 15 Jahre ins Gefängnis stecken und dann (sofern keine "besondere Schwere der Schuld" festgestellt wurde) ohne Auflagen wieder freilassen. Das ethische Prinzip ist eben, dass wir den Menschen als im Kern für gut ansehen und ihn für sein Verhalten bestrafen. Wir trennen hier "Sein" von "Verhalten". Den Menschen wertzuschätzen, ihn aufgrund seines Verhaltens (auch leistungsbezogen) dennoch zu entlassen die Übersetzungen in den unternehmerischen Alltag. Von "Seidenhhandschuhen" kann nicht die Rede sein. allzuoft erleben wir es jedoch, dass Teammitglieder wegen Ihres Verhaltens oder ihrer Sichtweisen als Mensch abgewertet werden. Wertschätzung kann man nicht "machen", es ist eine innere Haltung. Lob und Anerkennung im weitesten Sinn kann man "machen". Was aber "machen" wir im Sinne von Wertschätzung, wenn es keinen Anlass für Lob/Anerkennung gibt. In den Fällen wird, wie im Artikel beschrieben, der betreffende Mitarbeiter keine Wertschätzung spüren. Das ist genau das, worüber viele klagen und in der Folge das Engagement sinkt. Sie sprechen genau die "Wertschätzungsfalle" an, die dann entsteht, wenn man diese innere Haltung für sich nicht durchdacht hat. Dann wird es zur leeren Worthülse.

 

Lydia
Schwarz

Hallo Herr Habegger, das Wort "machen" war wohl nicht richtig gewählt. "Das eigene Handeln von einer wertschätzenden Grundhaltung bestimmen lassen" wäre wahrscheinlich deutlicher gewesen. Ganz konkret wollte ich auf folgendes hinaus: Es ist einfach für Menschen in einer Führungs- oder Verantwortungsrolle, einen "Wertschätzungsoffizier" zu bestimmen, und das Thema in die (Projekt-)Ziele aufzunehmen, ohne sich selbst, die Unternehmenskultur und den Hintergrund der einzelnen Mitarbeiter zu reflektieren, und Konflikte und Probleme als Teil des normalen menschlichen Miteinanders zu akzeptieren, in denen es auf das Wie ankommt, und nicht auf das Ob. Das erlebe ich in der Praxis. Deswegen habe ich diese beiden Ratschläge aufgegriffen und kritisiert, die ja nur wenige Zeilen in einem langen Artikel sind, den ich sehr gut fand. Dadurch passiert aus meiner Sicht genau das, was wir beide nicht sinnvoll finden, nämlich ein Klima der Unehrlichkeit und Konfliktvermeidung zu schaffen, wo hehre Ziele vor sich her getragen werden, die aber das Handeln nicht bestimmen, sondern von allen nur als Marketing-Gag empfunden werden, als Worthülse, wie Sie schreiben. Viele Menschen "verstehen" diese Einstellung glaube ich auch noch nicht. Bedingungslose Zuneigung / Respekt "ohne speziellen Grund" erfahren die meisten nur durch die eigene Mutter, bei anderen ist das erst einmal suspekt. Es gibt glaube ich auch eine Wahrnehmungsverknüpfung bei vielen Menschen zwischen wertschätzendem Verhalten und konfliktvermeidendem, und mit Schwäche / fehlender Belastbarkeit. Wenn das eine wahrgenommen wird, wird das andere hineininterpretiert auf Grund von Vorerfahrung. Ich persönlich versuche, genau das aufzubrechen, und sammele viele Erfahrungen. Falls Sie auch auf dem PM-Event am 26. April dabei sind, könnten wir uns gerne austauschen.

 

Hans
Habegger

Hallo Frau/Herr Schwarz, Ihrem Kommentar stimme ich sehr gerne zu. Verwundert bleibe ich, dass Sie zuvor "Wertschätzung" sprachlich in Verbindung bringen mit Esoterik und "Bullshit-Bingo". Das halte ich für unglücklich, erweckt ihr zweiter Kommentar doch gerade den Eindruck, dass sie das nicht so sehen. Ja, viele haben Schwierigkeiten, den begriff in seiner Bedeutung zu verstehen. Lassen Sie uns daran arbeiten.

 

Lydia
Schwarz

Hallo Herr Habegger, die Verbindung besteht im folgenden Satz meines ersten Kommentars: "Allerdings würde es aus meiner Sicht oft zu weit gehen, das unter "Wertschätzung" zu thematisieren." Ich selbst kann das Wort hier, in diesem Forum, verwenden, in der Definition, die wir aus Ihrem Artikel nehmen. Im Job nicht. Nur handeln kann ich danach, mit den Problemen, die dies mit sich bringt. Mich würden andere Meinungen und Erfahrungen auch interessieren.