Offene Standards – Zukunft des Projektmanagements?
Alle Projektmanagement-Standards sollten kostenfrei jedem zur Verfügung stehen – dies ist die Auffassung von Dr. Stefan Hagen. Im Rahmen des ersten PM-Camps vom 4. bis 5. November 2011, das sich mit den aktuellen Trends im Projektmanagement auseinandersetzte, erläutert Hagen im Gespräch mit Petra Berleb, wie er sich ein zukunftsfähiges Projektmanagement vorstellt.
Offene Standards – Zukunft des Projektmanagements?
Alle Projektmanagement-Standards sollten kostenfrei jedem zur Verfügung stehen – dies ist die Auffassung von Dr. Stefan Hagen. Im Rahmen des ersten PM-Camps vom 4. bis 5. November 2011, das sich mit den aktuellen Trends im Projektmanagement auseinandersetzte, erläutert Hagen im Gespräch mit Petra Berleb, wie er sich ein zukunftsfähiges Projektmanagement vorstellt.
Vom 4. bis 5. November 2011 fand in Dornbirn das erste PM-Camp statt, eine Mischung aus Konferenz und Barcamp, das sich mit den aktuellen Trends im Projektmanagement befasste. (Anm. d. Red.: Ein Barcamp ist eine Tagung mit dem Ziel des fachlichen Austauschs, deren Teilnehmer erst zu Beginn der Tagung den Ablauf festlegen und im Tagungsverlauf in offenen Workshops die Inhalte entwickeln.)
Die 71 Teilnehmer der Veranstaltung setzten sich aus namhaften Bloggern der deutschsprachigen PM-Community und jungen wie auch erfahreneren Projektmanagern aus verschiedenen Branchen und Disziplinen zusammen. (Über die Veranstaltung berichten wir im Editorial des PM-Newsletters zur Ausgabe 22/2011.)
Petra Berleb: Stefan, was motivierte Dich bzw. das Organisationsteam, das PM-Camp zu veranstalten?
Stefan Hagen: Wir, als Organisationsteam, wollten mit dem PM-Camp einen neuen, aus unserer Sicht zeitgemäßen Rahmen bieten, um relevante Entwicklungen und Trends im Projektmanagement zu diskutieren. 2009 entstand die Grundidee, ein Barcamp zum Thema "Projektmanagement" durchzuführen. Herausgekommen ist eine Mischung aus klassischen Vorträgen und offenen Sessions, d.h. der Diskussion von Teilnehmerthemen im sog. "Open Space".
Dr. Stefan Hagen
Dr. Stefan Hagen ist seit 2001 als selbständiger Unternehmensberater und Projektmanager tätig. Seine Schwerpunktthemen sind Projektmanagement, Organisationsentwicklung und Strategie. Zu seinen Kunden zählen große und mittlere Unternehmen im In- und Ausland sowie diverse öffentliche Körperschaften. Seit 2004 ist er als externer Dozent für das Studienfach "Projektmanagement" an der Fachhochschule Vorarlberg tätig. Er betreibt den im deutschsprachigen Raum bekannten PM-Blog pm-blog.com.
Wir wollten, dass sich die Teilnehmer zu folgender übergeordneten Frage austauschen: Wie muss Projektmanagement heute und in Zukunft gestaltet werden, damit es funktioniert? So sehen wir ja z.B., dass agile Prinzipien bereits in den klassischen Projekten erfolgreich eingesetzt werden, ohne dass man diese Prinzipien als "agil" bezeichnet. Es geht aus meiner Sicht auch grundsätzlich nicht darum, welchen Namen ein Vorgehen oder eine Methode trägt, die man einsetzt. Letztlich zählt nur das positive Ergebnis. Am Ende des Tages zeigt sich dann, ob man seine Arbeit richtig oder falsch gemacht hat.
"Klassische und agile Projektmanager sollten mehr voneinander lernen wollen."
Petra Berleb: In welche Richtung wird sich Projektmanagement Deiner Ansicht nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Stefan Hagen: Also, in welche Richtung es genau gehen wird, weiß ich natürlich nicht. Ich kann Dir aber sagen, was ich mir wünschen würde: Dass die verschiedenen Experten, die es in den vielen Anwendungsbereichen des Projektmanagements gibt, mehr voneinander lernen können – und wollen; unabhängig, ob sie aus der klassischen oder der agilen Richtung kommen, aus großen oder kleinen Projekten oder auch aus unterschiedlichen Branchen.
Je stärker wir uns in verschiedenen PM-Communities gegeneinander abschotten, desto größer ist die Gefahr, dass wir keine innovativen Problemlösungen hervorbringen, sondern nur "auf der Stelle treten". Je häufiger wir über unseren eigenen "Tellerrand" blicken, in andere Branchen oder auch Disziplinen, wie z.B. von der Produkt- auf die Softwareentwicklung, umso mehr können wir erkennen, was vielleicht auch in unseren Projekten funktionieren kann. Hierfür den Rahmen zu geben und diesen Austausch zu fördern, sehe ich ein Stück weit als Aufgabe des PM-Camps an.
Georg Angermeier
16.11.2011
Zunächst scheint mir, Herrn Hagen ist da ein großes Missverständnis unterlaufen:
Wo immer man Mitglied ist: Einen Beitrag zahlt man, um die Basis für das eigene Engagement in einer Community mitzufinanzieren. Die einzig berechtigte Begründung für einen Austritt ist daher: "Ich konnte/wollte mich dort nicht mehr engagieren." Das ist völlig legitim, denn Engagement in einem großen Verband, bei dem man als einfaches Mitglied eintritt, ist sehr, sehr mühsam. Der Grund "Ich konnte keinen Nutzen daraus ziehen" beruht hingegen auf einer falschen Erwartungshaltung.
Wem alle bestehenden Verbände nicht gefallen, der kann man natürlich seinen eigenen gründen. Dafür benötigt man ein Alleinstellungsmerkmal, wie z.B.: "Wir stellen unsere Arbeitsergebnisse frei verfügbar ins Internet." Die erste Frage ist, ob ein weiterer Standard die zu Recht kritisierte Eigenbrödelei zu überwinden hilft. Die zweite Frage ist, ob sich damit Kosten für Qualitätssicherung, Übersetzung (ein deutscher Open-PM-Standard wäre ein Witz!), Serverbetrieb usw. finanzieren lassen. Also braucht es Spenden oder Mitgliedsbeiträge. Wikipedia z.B. wäre ohne massives Spendenaufkommen nicht mehr am Leben.
Ich nehme mal an, Herrn Hagen und dem Kern-Team von "#openpm" schwebt ein PM-Wiki auf Spendenbasis vor. Ein netter, sympathischer Ansatz. Allerdings möchte ich auf eine in diesem Zusammenhang besonders wichtige Tatsache hinweisen: Die Verbreitung von Richtlinien hängt mit der Anerkennung und Verbreitung der Zertifizierungen zusammen. Ein "Open-PM"-Standard (was übrigens bereits ein Widerspruch in sich selbst darstellt, denn ein Standard darf nicht jeden Tag willkürlich editiert und verändert werden) wird nur dann relevant werden können, wenn er eine international verbreitete und anerkannte Zertifizierung hervorbringt.
Alles andere ist privates Hobby. Nett als Stoff für die Medien, um darüber zu berichten. Nett für die professionelle Community, um sich darüber, je nach Charakter. zu echauffieren oder zu amüsieren. Aber irrelevant für die Praxis.
Und kurz recherchiert: Der PMBOK Guide kostet bei Amazon 36,95 Euro, das PRINCE2-Handbuch 79,95 Euro. Mir erscheint dies für Business-Bücher als erschwinglich. Wer dies nicht zahlen kann, hat zunächst einmal andere Probleme zu bewältigen als sich mit PM-Standards zu beschäftigen.
Zudem: Das Geschäftsmodell der Verbände läuft nicht primär über den Verkauf der Standards und Informationen, sondern über Mitgliedsbeiträge. Die kommerziellen Anteile (Buchhandel, Zertifizierung) sind in der Regel ausgegliedert, da ansonsten die Gemeinnützigkeit verloren gehen würde.
Eberhard Huber
16.11.2011
Eberhard Huber
16.11.2011
R.Wagner
16.11.2011
Wolfgang Merten
16.11.2011
Norbert Bongartz
16.11.2011
Stefan Hagen
16.11.2011
Stefan Hagen
16.11.2011
Stefan Hagen
16.11.2011
Thomas Mathoi
16.11.2011
Georg Angermeier
16.11.2011
Stefan Hagen
17.11.2011
Bezahlen/Kostenfrei: Klar sind Menschen bereit, sich zu engagieren und einzubringen. Ob es dann "hochqualifizierte Fachredakteure" sein werden, wie Sie schreiben, werden wir sehen.
Offene Strukturen: Auch hier gilt es wieder zu differenzieren. Sprechen wir von Verbänden oder von Initiativen wie Open-PM? a) Verbände: Klar kann sich jeder zu diversen Fachgruppen oder Gremien melden. Aber mal ehrlich: Glauben Sie, dass Sie mit diesem Angebot z.B. die "agile Community" - um es einmal verkürzt auszudrücken - erreichen werden? b) Initiativen wie Open-PM: Hier entsteht die Offenheit vor allem durch die Transparenz des gesamten Prozesses. Das muss und soll nicht der Anspruch an Verbände sein, aber wie Sie selbst auch schreiben: Damit werden neue Zielgruppen und ungenutzte Potenziale erschlossen.
Knowledge-Community: Ob eine offene Plattform mit zugegebenermaßen sehr professionell aufgezogenen Wissensplattformen wie dem Projektmagazin mithalten kann. Aber auch hier geht es nicht um ersetzen oder konkurrenzieren, sondern vielmehr um ergänzen.
Konkret formulieren, was ich/wir will/wollen: Mir kommt vor, die ganze Angelegenheit wurde innerhalb kürzester Zeit aufgebläht. a) Im Kern geht es mir persönlich um eine Weiterentwicklung im Projektmanagement. Ich denke, dass Verbände in diesem Zusammenhang eine wichtige Aufgabe und Funktion haben. Und genau in diesem Zusammenhang würde ich die stärkere Öffnung (zumindest im Bereich der Standards) begrüßen. b) Davon getrennt zu betrachten ist die Open-PM-Initiative. Ich möchte auch bei dieser Gelegenheit klarstellen, dass ich weder eine Sprecherfunktion in dieser Sache wahrnehme, noch dass ich im Kernteam an der Idee arbeite. Ich befinde mich bestenfalls in der 2. Reihe. Deshalb wird es wohl sinnvoller sein, wenn Marcus Raitner diese Frage beantwortet. Und wenn ich es richtig verstanden habe, wird er dies in kürze auf seinem Blog tun. Die Grundidee ist aber hier beschrieben:http://openpm.info
Stefan Hagen
17.11.2011
Ulrich Rohde
30.11.2011
Rainer Eschen
30.11.2011
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