Burnout oder die große Erschöpfung
Burnout oder die große Erschöpfung
Ein hohes Maß an Engagement, Freude am Beruf und das Gefühl, mit harter Arbeit (fast) alles bewirken zu können - vielleicht treffen diese Charaktermerkmale auch auf Sie zu. Das Burnout-Syndrom ist Ihnen zwar ein Begriff, aber Sie kennen nur andere, die davon betroffen sind. Wenn Sie eines Tages merken, dass Ihre Kraft nachlässt, ihr Enthusiasmus schwindet und Sie sich auch nach Wochenenden noch immer müde fühlen, kann das Thema "Burnout" für Sie von Bedeutung werden.
Stress, psychische Belastungen und Burnout verursachen in Deutschland Schätzungen von Krankenkassen zufolge Kosten in Milliardenhöhe durch Krankheitsbehandlungen und Produktivitätsausfall - mit steigender Tendenz. Da eine Erholung von einem ausgeprägten Burnout-Syndrom mehrere Monate oder sogar Jahre dauern kann, sollten erste Burnout-Symptome bereits so früh wie möglich behandelt werden. Aus diesem Grund ist eine Prophylaxe besonders wichtig. Dieser Artikel erklärt, was Burnout ist, woran Sie die typischen Symptome erkennen und wie Sie richtig auf die Warnsignale reagieren.
Welche Risikogruppen gibt es?
Lange glaubte man, dass vor allem Personen in so genannten "helfenden" Berufen, z.B. Pflegepersonal oder in Berufen mit hohem Leistungsdruck, wie z.B. Top-Manager, burnout-gefährdet seien. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass Burnout grundsätzlich jeden treffen kann. Besonders gefährdet sind leistungsbereite, engagierte und ehrgeizige Menschen, die hohe Anforderungen an sich und ihre Arbeit stellen. Aber auch Personen, die dauerhaft beruflich unter hohem Druck stehen oder starkem Stress ausgesetzt sind, können am Burnout-Syndrom erkranken.
Gerade bei der Projektarbeit bewegt man sich oft in einem solchen Spannungsfeld. Verträge sind im Projektgeschäft oft befristet und projektbezogen, die Mitarbeiter wechseln ständig, ebenso die Personalstrukturen und -hierarchien. Hinzu kommen Termindruck sowie komplexe und anspruchsvolle Aufgaben. Der Projektmanager muss zwischen dem Auftraggeber und den Mitarbeitern vermitteln, Spannungen abfangen, Motivationsarbeit leisten und auch ungeliebte Maßnahmen gegen Widerstände durchsetzen - wobei er selbst in der Regel nur selten motiviert wird. Als Führungsperson erlebt er zudem Einsamkeit, Angst vor Versagen oder vor Gesichtsverlust. Selbst wenn Projektmanager gute Voraussetzungen für ihren Beruf mitbringen - Flexibilität, soziale und emotionale Kompetenz und ein hohes Maß an Frustrationstoleranz - besteht die Gefahr, dass sie ihre eigenen Grenzen überschreiten. Da Projekte zeitlich befristet sind, ist die Versuchung groß, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen und die notwendige Erholung bis zum Projektende aufzuschieben.
Auch Freiberufler und Selbständige leiden immer häufiger unter Burnout-Symptomen. Neben ihrer eigentlichen Arbeitsbelastung müssen Sie meist erheblichen Aufwand für Akquise betreiben ohne dadurch eine sichere Auftragslage für die Zukunft zu schaffen. Zudem ist die Trennung zwischen Beruf und Freizeit nicht klar, im Krankheitsfall sind sie wirtschaftlich und sozial schlechter abgesichert als Angestellte und häufig haben sie wenig Möglichkeiten, sich mit Personen auszutauschen, die ihre Probleme und Sorgen aus eigener Erfahrung kennen. All das baut zusätzlichen Druck auf.
Wie entsteht Burnout?
Der Begriff "Burnout" wurde in den 1970er Jahren geprägt und bedeutet so viel wie "ausgebrannt". Das Burnout-Syndrom beschreibt einen Zustand chronischer körperlicher und seelischer Erschöpfung, deren Ursache meist eine andauernde berufliche Überlastung ist. Burnout ist als Krankheit anerkannt und wird in der Internationalen Klassifikation der Erkrankungen (ICD 10) als "Zustand der totalen Erschöpfung" erfasst.
Die Meinungen darüber, wie Burnout entsteht, sind vielfältig. Wissenschaftlich ist diese Frage nicht endgültig geklärt. Klar ist jedoch, dass sich Burnout schleichend, über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt und nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen ist. Meist sind es mehrere - innere wie auch äußere - Faktoren, die dafür verantwortlich sind.
Äußere Faktoren
Äußere Faktoren, die einen Burnout begünstigen, können z.B. sein:
- hohe Arbeitsbelastung über einen längeren Zeitraum
- permanenter Zeitdruck
- schlechtes Betriebsklima
- wenig tragfähige Beziehungen zu Mitarbeitern und Vorgesetzten
- Kommunikationsprobleme (vertikal und horizontal)
- Arbeitsabläufe und Arbeitszusammenhänge werden zunehmend komplexer und unüberschaubarer
- unzureichende Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsorganisation
- Hierarchieprobleme (widersprüchliche Vorgaben durch Vorgesetzte verschiedener Hierarchieebenen)
- zunehmende Verwaltungs- und Dokumentationszwänge
- ständige organisatorische Umstellungen (Restrukturierungen)
- immer wieder neue und wechselnde Anforderungen
- Angst vor Arbeitsplatzverlust
- usw.
Innere Faktoren
Auch persönliche Eigenschaften, die grundsätzlich als positiv gewertet werden, können einen Burnout fördern. Dazu gehören z.B. Leistungsorientierung, Einsatzwille, Initiative und Engagement. Der Ausspruch "Wer ausgebrannt ist, muss einmal gebrannt haben" zeigt, dass ursprünglich wirkliche Begeisterung und Leidenschaft für etwas empfunden wurden. Deshalb sind vor allem Menschen, die dazu neigen, ihre Ziele sehr hoch zu stecken und dabei ihre inneren Bedürfnisse vergessen oder immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, burnout-gefährdet. Oft identifizieren diese sich außergewöhnlich stark mit ihrer Arbeit und haben das Gefühl, dort unabkömmlich zu sein. Körperliche und seelische Signale werden meist kontinuierlich überhört.
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Marcus Lang
03.10.2011