Für eilige LeserInnen: Das Troubleshooting-Buch
Nicht immer hält ein Buch, was Einband und Titel versprechen. Beim "Erste-Hilfe-Koffer" für Projekte ist aber tatsächlich drin, was drauf steht. Eigentlich erübrigt sich damit die Rezension. Denn Klaus D. Tumuscheit, bekannt für seine pragmatisch-unterhaltsame Art über Projektarbeit zu schreiben, hat 33 Erstmaßnahmen am Unfallort zusammengestellt, mit denen der Projektverantwortliche sofort Schadensbegrenzung betreiben und heilende Hilfe leisten kann.
"Erste Hilfe" scheint fast ein wenig zu kurz gegriffen, denn es geht nicht nur um Ad-hoc-Probleme wie: "Der Fachbereich hat das Falsche geliefert!", sondern auch um chronische Projektkrankheiten wie "Der Papierkram stiehlt meine Zeit!". Auch sind die Gegenmaßnahmen nicht nur stabile Seitenlage (wie z.B. das Ausbedingen einer Prüfung und Planung bei neuen Forderungen des Auftraggebers), sondern reichen bis zur Herztransplantation (wie z.B. die Neuplanung eines Himmelfahrtskommandos zur Lieferung eines überlebenssichernden Ergebnisses).
Für jedes der 33 von Tumuscheit identifizierten Projektprobleme gibt er auf der ersten Seite des jeweiligen kurzen Kapitels eine stichpunktartige Zusammenfassung des Problems und der ersten Hilfsmaßnahme. Danach folgen detaillierte Problembeschreibung, Darstellung oft beschrittener Holzwege und als wichtigstes die ausführliche Anleitung zur Lösung. Teilweise sind diese Lösungen nach Fällen differenziert, manchmal finden sich auch Hinweise zur langfristigen Vorbeugung erneuter Unfälle.
Die plakativen Überschriften wie "Wir kriegen keine Entscheidung!" oder "Der Kunde zieht mich übern Tisch!" dienen zur schnellen Orientierung, wo man eine Lösung seines akuten Problems findet. In den meisten Fällen genügt bereits die Lektüre von drei oder vier Seiten und man weiß, wie es "eigentlich" weitergehen soll. Die längste Darstellung ("Unsere Meetings drehen sich im Kreis") umfasst 10 Seiten, wobei der Autor hier schon weit über den Begriff "Erste Hilfe" hinausgeht.
Dass der objektive Informationsgehalt nicht so hoch ist, liegt ganz einfach daran, dass es hier um sofort umsetzbare Maßnahmen geht, die man "eigentlich" ja schon immer gewusst hat. Genau das Wörtchen "eigentlich" scheint mir das größte Problem zu sein bei der Lektüre dieses wunderbaren Buchs: Es kann nicht die Probleme des Lesers lösen, das muss er oder sie schon selber tun. Das Buch zeigt lediglich schonungslos auf, wie man ein Projekt an die Wand fährt und wie man es aus dem Graben zieht, um doch noch zum Ziel zu kommen.
Hier stehts wie's geht - den Mut und die Überwindung zum Handeln muss der Leser selbst mitbringen.