Nachlese zur pma-Veranstaltung "S.O.S. Projekt in Not"
Nachlese zur pma-Veranstaltung "S.O.S. Projekt in Not"
Gelungenes Scheitern und sinnvolles Retten von Projekten standen im Blickpunkt der Veranstaltung "pma focus" des österreichischen Projektmanagementverbands pma vom 16. bis 17. Oktober in Wien.
Eines muss man unseren österreichischen Nachbarn ja lassen: Mit welcher Leichtigkeit und mit welchem Humor sie dieses Thema behandelt haben - das muss ihnen erst mal jemand nachmachen. Dass das Thema der Zielgruppe auf den Nägeln brennt, ist kein Wunder - bei dem aktuellen Bezug. Hier haben die pma-Organisatoren wieder einmal ein Näschen für Trends bewiesen. Die Veranstaltung war - erstmalig - bereits Anfang Oktober ausgebucht.
Weniger Zuspruch fand das Thema bei den Sponsoren und Ausstellern. Nur wenige wollten mit diesem angstbewehrten Titel in Verbindung gebracht werden. Die pma erhielt sogar den gut gemeinten Rat, das Thema zu ändern, doch die Organisatoren hielten an ihrem Konzept fest. Am Ende blieben deshalb nur wenige Aussteller übrig, die sich nicht abschrecken ließen. Diese dürften sich doppelt gefreut haben, denn die Stimmung war gut und die Stände wurden rege besucht. Die Teilnehmer profitierten von der offenen und ehrlichen Auseinandersetzung der Referenten mit dem Thema "Scheitern".
Die Themenzusammenstellung war abwechslungsreich und durchgehend interessant. So berichtete der Keynote-Speaker Douglas MacLennan, dass die NASA in ihrer 50jährigen Geschichte nicht nur Erfolge verbuchte, sondern auch auf eine Vielzahl an gescheiterten Projekten zurückblickt. Aus MacLennans Sicht hat ein Teamleiter großen Einfluss darauf, wie erfolgreich ein Projekt verläuft. Einer der wichtigsten Punkte sei seine Entscheidungsfähigkeit: "Du musst als Führungskraft Entscheidungen treffen. Waren sie schlecht, kein Problem, ändere sie. Und wenn du zu viele schlechte Entscheidungen triffst, dann lass dir helfen oder es übernimmt eben ein anderer das Ruder. Das Problem sind Führungskräfte, die keine Entscheidungen treffen".
Gescheiterte Projekte können mitunter große Erfolge hervorbringen. Vorausgesetzt, das Projektergebnis ist im Unternehmen bekannt und es gibt einen Promoter, der die Chance für einen anderen Einsatzbereich erkennt und die Beharrlichkeit hat, skeptische Kollegen und Kunden vom Nutzen zu überzeugen. So geschehen in den 1980er Jahren bei der Firma 3M. Die Entwicklung eines Superklebers, der auf allen Materialien klebte, scheiterte - dafür hatte man Post-its.
Auch dieses Jahr thematisierte der pma focus gesundheitliche Aspekte: Es gab einen Workshop zur Körperhaltung. Hier konnten die Teilnehmer erfahren, wie sich Gefühle - zum Beispiel Angst, Unsicherheit oder unterdrückte Wut - in Form von Anspannungen und Blockaden bemerkbar machen und sich im Lauf der Zeit zu körperlichen und psychischen Leiden entwickeln können.
Das Fazit der Veranstaltung lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es ist wichtig, sich Krisen zu stellen und auch ein Scheitern zu akzeptieren. Wer bedrohliche Situationen negiert, "business as usual" betreibt und - wenn das nicht mehr geht - einen Schuldigen sucht, der ist der wahre Verlierer. Denn er verweigert sich selbst dem kleinsten Gewinn: Aus Niederlagen zu lernen.