Arbeiten im collaborative workplace? Nein, danke!
Seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage, wie ich in meinem Arbeitsalltag produktiver werden kann. Dazu schaute ich kürzlich meinen Arbeitsplatz genau an – und erkannte viel Optimierungspotenzial. Aber bevor ich zur Tat schreiten konnte, kam die Nachricht, dass die Firma umzieht. Meine erste Frage: "Ziehen wir in einen collaborative workplace um?" Zum Glück lautete die Antwort "Nein"!
Arbeiten im collaborative workplace? Nein, danke!
Seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage, wie ich in meinem Arbeitsalltag produktiver werden kann. Dazu schaute ich kürzlich meinen Arbeitsplatz genau an – und erkannte viel Optimierungspotenzial. Aber bevor ich zur Tat schreiten konnte, kam die Nachricht, dass die Firma umzieht. Meine erste Frage: "Ziehen wir in einen collaborative workplace um?" Zum Glück lautete die Antwort "Nein"!
Kein Freund des "collaborative workplace"
Das mag auf viele altmodisch wirken; schließlich leben und arbeiten wir in einer vernetzten und schnelllebigen Welt, in der abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und flache Hierarchien entscheidend für den Erfolg sind. Denn je kürzer die Wege und je geringer die Barrieren, desto schneller ist man mit seinem Produkt am Markt bzw. liefert es an den Kunden, so die gängige Meinung. Da erscheint das Großraumbüro – neudeutsch auch gerne kollaborativer Arbeitsplatz (engl. collaborative workplace) genannt – doch als die perfekte Raumlösung, die den Mitarbeitern des agil organisierten Unternehmens den idealen agilen Arbeitsplatz bietet.
Ich halte das jedoch für einen Trugschluss. Denn: "Nichts Gutes wurde je in einem großen Raum geschrieben." Dieser Ausspruch des US-Historikers und Erzählers David McCullough gilt meiner Erfahrung nach nicht nur für Autoren. Auch Programmierer, Ingenieure oder auch Handwerker werden mir zustimmen: In einem ruhigen Umfeld, das so wenig Ablenkung wie möglich bereithält, produziert man bessere Ergebnisse und benötigt dazu sogar weniger Zeit.
Interaktion ist wichtig, konzentriertes Arbeiten wichtiger!
Mich erinnert der Anblick eines kollaborativen Arbeitsplatzes oft an den Wiener Stephansplatz und seine Fiaker. Die Mitarbeiter wirken wie Pferde, die sich mit Scheuklappen gegen die Umwelt abschirmen wollen: Alle haben Kopfhörer auf, verschanzen sich hinter ihren Monitoren oder der Büropflanze und sind gleichzeitig stets sprungbereit, um in einen freiwerdenden Fokusraum zu hechten.
Im modern und hip designten Großraumbüro mit seinen bunten, multifunktionalen Möbeln, den Entspannungsecken, Multimedia-Meetingräumen und natürlich der Community Lounge manifestiert sich der für unsere Zeit typische Drang nach Interaktion. Das ist schön und gut, auch für mich ist der Austausch mit meinen Kollegen wertvoll und auf Veranstaltungen netzwerke ich gerne – und manchmal auch abseits davon in Social Media. Nur: Wo und wann soll ich denn konzentriert arbeiten?
Damit wir uns richtig verstehen: Ich appelliere nicht für eremitenhaftes Dasein im abgeschotteten Einzelzimmer. Sondern für die Schaffung eines Arbeitsumfelds, das es mir ermöglicht, meine ganze Konzentration auf eine Aufgabe zu fokussieren – ohne Unterbrechung und Ablenkung.
Überraschung: Ein kleines Büro fördert die Zusammenarbeit
Interessanterweise lautet das erste Fazit meiner Kollegen und mir nach vier Wochen in unserem neuen, kleinteiligen Büro: Es hat nicht nur die Produktivität des Einzelnen erhöht, sondern fördert auch die Zusammenarbeit. Das hat zwei Gründe:
- Niemand hat mehr das Gefühl, seine kostbare unterbrechungsfreie Zeit verteidigen zu müssen. Dadurch ist die Bereitschaft zu informellen Besprechungen gestiegen.
- Das konzentrierte Arbeiten fördert die Kreativität. Ideen können geschärft und zusammen mit den jeweiligen Experten umgesetzt werden.
{node/1116949}
Dr. Matthias Eberspächer
11.09.2018
Carola Moresche
26.09.2018