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Brainstorming ist die Kreativitätstechnik schlechthin: Egal, ob man Probleme lösen, bestehende Produkte weiterentwickeln oder im Rahmen des Risikomanagements mögliche Gegenmaßnahmen ermitteln möchte – gemeinsam im Team erhält man mit dieser Methode meist zahlreiche Lösungsansätze in kürzester Zeit. Doch es gibt auch Fälle, in denen sich partout keine zufriedenstellende Lösung für die anstehende Aufgabenstellung finden will? Für diesen Fall eignet sich das sog. "Imaginäre Brainstorming", das Arthur F. Keller Anfang der siebziger Jahre entwickelte.
Im Kern besteht das Imaginäre Brainstorming aus drei Schritten:
Die Methode eignet sich besonders gut, wenn die Gruppe mit den bestehenden Denkmustern nicht weiterkommt. Denn der Vorteil dieser Technik liegt darin, dass durch den Perspektivenwechsel ein Umdenken stattfinden muss, wodurch neue Sichtweisen entstehen.
Vorzugsweise sollten etwa vier bis acht Personen an einem Imaginären Brainstorming teilnehmen. Bei mehr als acht Personen lohnt es sich, Teilgruppen zu bilden, die sich dann separat mit der Ausgangssituation beschäftigen. Je nach Umfang der Aufgabenstellung sollten Sie 30 Minuten bis zu zwei Stunden (inkl. Pausen) in das Imaginäre Brainstorming investieren – länger sollte das Meeting jedoch nicht dauern, da das kreative Denken mit zunehmender Dauer anstrengend wird und an Effizienz verliert.
In einem ersten Schritt müssen Moderator und Team die wesentlichen Merkmale und Begebenheiten des Ausgangsproblems radikal verändern, um eine völlig neue Ausgangssituation, sozusagen ein "imaginäres Problem" zu erstellen, für das es nun Lösungen zu finden gilt. Dieses neue Problem kann eine völlig neue Situation sein, die a) mit den ursprünglichen Inhalten nichts mehr zu tun hat oder b) die Ausgangssituation im Kern surreal verfremdet.
Wenn das reale Problem z.B. lauten würde: "Wie schaffen wir es, dass unsere IT-Service-Mitarbeiter den neuen Prozess zur Abarbeitung von Benutzeranfragen besser akzeptieren und umsetzen?", könnten imaginäre Probleme dazu heißen:
a) "Wie schaffen es die Eltern, dass ihre Kinder nicht nur mit dem neuen, sondern auch mit dem alten Spielzeug weiterhin spielen?" (Inhalte vertauscht)
b) "Wie schaffen wir es, dass unsere Mitarbeiter in der Schwerelosigkeit gut mit den neuen Prozessen zurechtkommen?" (surreale Verfremdung)
Grundsätzlich gilt: Das imaginäre Problem darf dem realen nicht zu sehr ähneln, da man sonst in alten Denkmustern verharrt. Achten Sie besonders darauf, dass die neue imaginäre Situation nicht abstrakt klingt und dass sich alle Beteiligten darunter auch konkrete Bilder vorstellen können. Formulieren Sie außerdem das Problem als Frage, denn auf eine Frage lassen sich Antworten wesentlich einfacher finden.
In unserem Beispiel wurden bei a) die Schlüsselbegriffe ersetzt, z.B. die Mitarbeiter durch Eltern oder die Prozesse durch Spielzeug. Bei b) wurde das surreale Element der Schwerelosigkeit hinzugefügt, das völlig neue Sichtweisen mit sich bringt. Es ist auch erlaubt, beide Ansätze miteinander zu kombinieren, z.B.: "Wie gelingt es den Eltern, dass ihre Kinder in der Schwerelosigkeit nicht nur mit dem neuen, sondern auch mit dem alten Spielzeug weiterhin spielen?"
Rainer Eschen
30.05.2012