Nach dem Burnout – zurück ins Leben und in den Beruf

Nach einem Burnout begann für Polat Maklunson beruflich wie privat ein Neustart seines Lebens. In diesem Beitrag beschreibt er zunächst, wie er sich in der Therapie von seinem bisherigen Lebensplan verabschieden musste und sich neue Werte, einen neuen Lebensstil und eine andere Vision seines beruflichen Werdegangs erarbeitete. Diese neuen Vorstellungen und Werte in die Realität anschließend umzusetzen, erwies sich jedoch als überaus schwierig. Welche Widerstände es zu überwinden, welche Kompromisse es zu schließen und welche Niederlagen es dabei zu verdauen galt, bis er sich wieder im Berufsleben etablieren konnte, schildert Polat Maklunson in seinem persönlichen Erfahrungsbericht.

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Nach dem Burnout – zurück ins Leben und in den Beruf

Nach einem Burnout begann für Polat Maklunson beruflich wie privat ein Neustart seines Lebens. In diesem Beitrag beschreibt er zunächst, wie er sich in der Therapie von seinem bisherigen Lebensplan verabschieden musste und sich neue Werte, einen neuen Lebensstil und eine andere Vision seines beruflichen Werdegangs erarbeitete. Diese neuen Vorstellungen und Werte in die Realität anschließend umzusetzen, erwies sich jedoch als überaus schwierig. Welche Widerstände es zu überwinden, welche Kompromisse es zu schließen und welche Niederlagen es dabei zu verdauen galt, bis er sich wieder im Berufsleben etablieren konnte, schildert Polat Maklunson in seinem persönlichen Erfahrungsbericht.

Im Artikel "Ausgebrannt" erzählte ich, wie ich als ehrgeiziger, leistungshungriger Abteilungsleiter innerhalb eines halben Jahres alle Phasen eines Burnouts bis hin zum vollständigen Zusammenbruch durchlebte. Mit diesem Artikel wollte ich bei Gefährdeten und ihrem Umfeld das Bewusstsein und die Achtsamkeit für die Gefahr eines Burnouts schaffen, damit sie Kennzeichen möglichst früh erkennen und gegensteuern können. Fast noch wichtiger erscheint es mir jedoch zu berichten, wie ich danach wieder "auf die Beine" kam. Wenn man bestimmte Artikel über Burnout liest, könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass ein Burnout den "Ritterschlag" des modernen Managers darstellt. Aus eigener Erfahrung darf ich aber versichern, dass ein Burnout alles andere als "chic" ist. Ganz im Gegenteil, der Weg zurück in ein aktives Leben und in den Beruf ist sehr schwer. Noch anspruchsvoller ist es, seinen Lebensstil so anzupassen, dass das Gleichgewicht zwischen Leistung und Entspannung auf Dauer gewahrt bleibt. Ich habe dafür noch keine endgültige Lösung gefunden – vermutlich gibt es sie auch gar nicht. Gelernt habe ich jedoch, mich im Spannungsfeld zwischen beruflichen Anforderungen und persönlicher Leistungsfähigkeit zu behaupten, trotz aller Widersprüche.

Wie bereits den ersten Artikel schreibe ich auch diesen unter einem Pseudonym und habe die Rahmenbedingungen meiner Geschichte so verändert, dass keine Rückschlüsse auf mich möglich sind. Sollten dabei ohne meine Absicht Ähnlichkeiten mit anderen Personen oder Situationen entstanden sein, so sind diese rein zufälliger Natur.

Therapie

Mein Hausarzt hatte mir einen auf Burnout spezialisierten Psychotherapeuten und Arzt empfohlen. Als ich zur ersten Stunde bei ihm war und im Wartezimmer der beruhigenden Hintergrundmusik und dem Plätschern des kleinen Brunnens lauschte, war ich angespannt, unsicher und voller ungeklärter Fragen. Was wurde von mir erwartet? Würde ich einem Fremden alles anvertrauen, ihm meine Schwächen eingestehen können? Andererseits wusste ich, dass ich aus eigener Kraft nicht lebens- und arbeitsfähig würde und professionelle Hilfe brauchte.

Es half mir, dass die erste Stunde unverbindlich und kostenlos war, um mich frei entscheiden zu können, ob ich mit diesem Therapeuten arbeiten wollte. Ich empfand ihn als locker und vertrauenswürdig und gewann den Eindruck, dass er der richtige Therapeut für mich sei. Dennoch war ich in der ersten Stunde gehemmt und fühlte mich nicht ganz frei. Erst im Laufe der nächsten Sitzungen konnte ich mich ihm gegenüber öffnen, was er als völlig normal betrachtete.

Zu diesem Zeitpunkt war es mir am wichtigsten zu erfahren, ob ich in eine Klinik müsse. Mein Therapeut verneinte dies. Wesentlich sei, dass ich den Kontakt zu meiner Firma komplett abbrechen und mich in ein anderes Umfeld begeben würde als dasjenige, das zum Burnout geführt habe. Da ich mich gerade 300 Kilometer entfernt von meinem Wohnort im Haus meines Vaters einquartiert hatte, der nach seinem Schlaganfall in einer Reha-Klinik war, ließ sich das leicht umsetzen.

Der Therapeut empfahl mir zu meinem Entsetzen als erstes, für ein paar Wochen Urlaub zu machen. Ich widersprach entschieden: Ich könne doch meinen Vater nicht alleine in der Reha-Klinik lassen und es wäre doch gar nicht erlaubt, in den Urlaub zu fahren, wenn ich krankgeschrieben sei. Wer würde sich um meinen Vater kümmern und würde ich damit nicht meinen Job aufs Spiel setzen? Ich befand mich immer noch vollständig im Modus: "Ich muss liefern" und "Ich muss es allen Recht machen". Mein Therapeut überzeugte mich jedoch davon, dass mein Vater derzeit in der Reha gut aufgehoben sei und es wichtiger wäre, dass ich in ein paar Wochen für ihn da sein könnte, sobald er nach Hause käme. Außerdem überzeugte er mich, dass ich in meinem aktuellen Zustand für niemanden eine große Hilfe wäre. Ich müsse erst Energie für mich selbst zurückgewinnen, bevor ich sie für andere einsetzen könne. Er veranschaulichte mir dies anhand eines Beispiels aus den Sicherheitsanweisungen im Flugzeug: Die Eltern sollen ihre Sauerstoffmaske zuerst selbst aufsetzen und erst danach ihren Kindern dabei helfen.

Mein Therapeut schrieb mich krank mit der Auflage, Urlaub zu machen. Er übernahm auch die Kommunikation mit der Personalabteilung meines Arbeitgebers, so dass ich keinerlei Kontakt mit meinem Arbeitsumfeld mehr aufnehmen musste.

Die ersten Schritte

So flog ich kurzfristig drei Wochen nach Malta. Von dort hätte ich schnell zurück kommen können, falls die gesundheitliche Situation meines Vaters dies erfordert hätte, vor allem aber war ich in einer wirklich anderen, entspannenden Umgebung. Und es tat mir tatsächlich gut. Natürlich beschäftigte ich mich viel mit meiner Situation und es war mir unangenehm, während des Krankenstands in den Urlaub zu fliegen. Aber die veränderte Umgebung und die Eindrücke halfen mir tatsächlich, schneller Abstand zu gewinnen. In den Monaten davor hatte ich das Gefühl, in mir drehe sich ein Rad, das immer schneller wird und mich nicht mehr zur Ruhe kommen lässt, was u.a. zu meiner Schlaflosigkeit führte. Der Urlaub half mir dabei, dieses Rad zum Stillstand kommen zu lassen. Ich wurde gewissermaßen von 100% auf 0% "heruntergefahren". Mein Therapeut gab mir ein leichtes Schlafmittel mit, damit ich wirklich zur Ruhe kam. Allein der bessere Schlaf bedeutete eine echte Verbesserung für meine Lebensqualität.

Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub wohnte ich bei meinem Vater, der aus der Reha nach Hause gekommen war. Er konnte sich zwar innerhalb des glücklicherweise behindertengerecht gebauten Hauses selbständig mit Rollstuhl und Rollator bewegen und sich selbst versorgen, war aber für Haushaltstätigkeiten und Besorgungen dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen.

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Alle Kommentare (2)

Kay
Schulz

Alle Welt spricht über Burnout bei Promis, aber wie in anderen Bereichen auch, bei "normalen" Menschen scheint es keine gute Referenz zu sein. Die Hürden, die sich danach auftun, waren mir nie so bewusst und auch in den Medien, bei den Promis, wird wenig darüber gesagt, wie sie zurückkommen, welche Schwierigkeiten das mit sich bringt, denn die Arbeit, unsere Kultur, unsere Gesellschaft ändert sich nicht, oder nicht so schnell. Es steht auch nirgends was es für die Familie und Freunde bedeutet. Vielleicht wäre das Buch von Herrn Gerald Hüther, Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher ein Ansatz dazu. Ein sehr persönlicher, sehr gut geschriebener Artikel, der einige Fragen offen lässt. Aber die kann der Autor vielleicht erst in seiner Rente beantworten. Für mich zeigt er aber, dass ich für mich und mein Team noch mehr dafür sorgen muss, dass keiner in so eine Lage kommt. Denn der Autor hatte auch ziemliches Glück, das hat vielleicht nicht jeder.

 

Susanne
Stemmer

Ich bin selbst Projektmanagerin und habe mich bis ca. 2009 an Projekten "aufgerieben". Aufgerieben zwischen den Projektzielen, den zeitlichen Rahmen, den MA-Ressourcen und der eher projektfeindlichen Unternehmenskultur. Im Nachhinein sage ich "aufgerieben", damals war ich unter Dauerfeuer und Dauerstrom. Kurzfristig ein tolles Gefühl. Ich habe selbst rechtzeitig die "Notbremse" gezogen und mich gefragt, was ich eigentlich wirklich will. Heute arbeite ich nur noch 80 %, arbeite als Experte im gleichen Unternehmen und stehe als Projektmanagerin dem Unternehmen nicht mehr zur Verfügung. Die kurzfristigen Reaktionen waren nicht sehr positiv "sie setzen ihre Karriere aufs Spiel, was wird der Vorstand von Ihnen denken, etc.". Zwei Jahre später kann ich mit einem breiten Grinsen sagen: Mut und Selbstbestimmtheit sind die eigentlichen Schlüssel zum persönlichen Erfolg. Ja, es war richtig. Meinem persönlichen Standing hat es nicht geschadet. Ich kann jedem die Empfehlung geben, genau hinzuhören, hinzuhören, was jeder selbst will vom Leben und zu unterscheiden, was davon ihm mitgegeben wurde an "erzieherischen" sowie "gesellschaftlichen" Werten. Macht Euch frei davon - findet Euren persönliche Weg - es ist der bessere Weg. Ich wünsche allen viel Erfolg dabei. Oft ermöglicht man sich durch einen inneren Rückzug, eine Distanz-Betrachtung des Lebens auch die Chance auf neue Ideen.