Unterstützung in stürmischen Zeiten Systemisches Coaching in der Praxis
Unterstützung in stürmischen Zeiten Systemisches Coaching in der Praxis
Das Berufsleben stellt (Projekt-)Manager täglich vor neue Herausforderungen: knifflige Entscheidungen, schwierige Kollegen und anspruchsvolle neue Aufgaben sind nur einige davon. Manchmal wachsen einem solche Situationen über den Kopf. Während man selbst für ein Problem nur eine einzige Lösung sieht, hat ein Außenstehender möglicherweise einen anderen Blickwinkel darauf, kann neue Ideen beisteuern und den eigenen Horizont erweitern. Coachs z.B. unterstützen Projektbeteiligte in schwierigen Situationen systematisch, indem sie ihnen spezifisches Wissen vermitteln, gemeinsam mit ihnen neue Perspektiven eröffnen oder alternative Lösungen entwickeln. Im Folgenden wird anhand eines praxisnahen Beispiels beschrieben, wie Coaching durchgeführt wird wie sich die Coaching-Maßnahmen auf den Coachee und das Projektumfeld auswirken können.
Die Vorgeschichte
21 Uhr. Nach 14 Stunden Arbeit verlässt der Projektleiter das Werksgelände - ein Tag wie jeder andere. Die Arbeitsbelastung ist inzwischen so groß, dass er kaum noch bei seiner Familie ist. Auf der Heimfahrt fasst er einen Entschluss: Er wird einen Stellvertreter einarbeiten und einige seiner Aufgaben delegieren. Aber es gibt noch einen weiteren Grund für diese Entscheidung: Der Projektleiter hat sich intern auf eine neue Stelle beworben. Sollte er sie erhalten, muss er die Projektleitung aufgeben. Das kann er zwar noch nicht kommunizieren, möchte aber seinen Abgang so gut wie möglich vorbereiten.
Am nächsten Morgen bittet er einen der Teilprojektleiter zu sich. Dieser ist Ingenieur und aus Sicht des Projektleiters am besten als Stellvertreter geeignet. Allerdings hat er noch nie selbstständig ein großes Projekt geleitet. Im Gespräch wird deutlich, dass den Ingenieur hauptsächlich fachliche Themen interessieren. Administrative Aufgaben der Projektverwaltung und der Auftritt auf dem "politischen" Parkett des Unternehmens liegen ihm weniger. Er bittet deshalb um Bedenkzeit.
Der Ingenieur wägt seine Entscheidung ab: Eine Projektleitung bzw. die Rolle des Stellvertreters ermöglichen einen baldigen Karrieresprung in der Linienorganisation. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er eine solche Chance so früh erhalten würde, deshalb ist er fachlich noch nicht ausreichend vorbereitet. Er beschließt, das Angebot trotzdem anzunehmen. Allerdings unter der Bedingung, dass die Einarbeitung durch einen Coach begleitet wird, der ihn vor allem im Projektmanagement fachlich unterstützt. Am nächsten Tag teilt der Ingenieur dem Projektleiter seine Entscheidung mit. Dieser ist aufrichtig erfreut und stimmt dem Coaching zu.
Wie findet man einen guten Coach?
Es gibt kein Patentrezept, um einen guten Coach zu finden. Coaching hat in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt und in der Folge tummeln sich auf dem Coaching-Markt zahlreiche Anbieter mit den verschiedensten Ausbildungen - bis hin zu Beratern, die ausschließlich auf Grundlage ihrer fachlichen Kompetenz Coaching anbieten. Der Begriff "Coach" ist nicht geschützt.
Ausbildung
Die Qualifizierungen zum Coach sind sehr unterschiedlich. Auf dem Markt konkurrieren dreitägige Seminare mit mehrjährigen Ausbildungen, wobei diese unabhängig von der Dauer meist mit einem Zertifikat der Organisation oder des Lehrinstituts abschließen. Hinsichtlich der Zertifizierungssysteme und der Definition, was Coaching eigentlich ist, konkurrieren mehrere größere Vereinigungen miteinander. Dazu gehören z.B. der Deutsche Bundesverband für Coaching (DBVC), die Systemische Gesellschaft (SG), der Deutsche Verband für Coaching und Training (DVCT) und der Qualitätsring Coaching (QRC). Eine dominante Marktposition hat jedoch keine dieser Organisationen inne.
Trotz Bemühungen dieser Vereinigungen, ein gemeinsames Verständnis zu erlangen und Minimalanforderungen an eine Ausbildung zu definieren, herrscht derzeit noch keine Einigkeit darüber, was handwerklich gutes Coaching ausmacht - und somit auch nicht, was ein guter Coach ist. Ein Minimalkonsens gibt es lediglich hinsichtlich der Definition von Coaching: Coaching soll personenbezogene Beratung im beruflichen Umfeld sein - in Abgrenzung zur personenbezogenen Beratung im privaten Umfeld, die auch eine Therapie umfassen kann. Strittig ist, ob der Begriff "Coaching" ausschließlich die Beratung von Einzelpersonen oder auch die von Teams beschreibt, und ob nur die Beratung von Führungskräften oder auch die von Mitarbeitern auf der untersten hierarchischen Ebene als Coaching bezeichnet werden soll.
Über die Feldkompetenz ist man sich uneins: Einige Stimmen fordern, dass der Coach ein Spezialist auf dem Gebiet sein muss, für das er Coaching anbietet. Der Coach eines Bereichsleiters in einem Großunternehmen sollte demzufolge selbst einmal einen vergleichbaren Bereich in einem vergleichbaren Konzern geleitet haben. Andere postulieren, die Hauptaufgabe des Coachs bestehe darin, dem Coachee dessen Potenziale bewusst und nutzbar zu machen. Eine zu enge inhaltliche Verstrickung sei dabei eher hinderlich.
Lassen Sie sich einen Coach empfehlen
Die Frage wie man einen "guten" Coach findet, lässt sich also nicht leicht beantworten. Ein guter Weg ist, sich einen Coach von Kollegen oder Bekannten empfehlen zu lassen. So erhält man eine Meinung zur bisher geleisteten Arbeit des Kandidaten.
Folgende Kriterien sollte ein Coachee bzw. ein Auftraggeber für ein Coaching bei der Auswahl eines Coachs anlegen:
…