Ergebnisse einer Studie Gewinn und Karriere durch Standards und Zertifizierungen?

PM-Zertifizierungen können die Karriere von Projektleitern fördern, Standards die Qualität des Projektmanagements verbessern. Einen direkten Einfluss beider Faktoren auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens konnte bisher aber nicht nachgewiesen werden. Im Rahmen einer Studie hat Nicolai Rathmann deutsche Unternehmen nach dem Einsatz von zertifiziertem Personal und Standards befragt und daraus Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Projektmanager abgeleitet. Die zentralen Ergebnisse der Studie sowie Empfehlungen für den Einsatz von Standards und Zertifizierungen stellt er in seinem Beitrag vor.

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Ergebnisse einer Studie Gewinn und Karriere durch Standards und Zertifizierungen?

PM-Zertifizierungen können die Karriere von Projektleitern fördern, Standards die Qualität des Projektmanagements verbessern. Einen direkten Einfluss beider Faktoren auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens konnte bisher aber nicht nachgewiesen werden. Im Rahmen einer Studie hat Nicolai Rathmann deutsche Unternehmen nach dem Einsatz von zertifiziertem Personal und Standards befragt und daraus Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Projektmanager abgeleitet. Die zentralen Ergebnisse der Studie sowie Empfehlungen für den Einsatz von Standards und Zertifizierungen stellt er in seinem Beitrag vor.

Viele Unternehmen versprechen sich von Zertifizierungen und Standards eine Professionalisierung des Projektmanagements, gesteigerte Qualität, langfristige Kostensenkungen und eine erhöhte Termintreue. Einzelne Autoren sprechen bereits von PM-Zertifizierungen und Standards als "geschäftsentscheidenden Wettbewerbsvorteilen" und "business requirement" (z.B. Lang/Rattay, VW Coaching). Bisher gibt es aber keine Studien, die solche Behauptungen bestätigt oder widerlegt haben und somit den Verantwortlichen in den Unternehmen als Entscheidungsgrundlage für die Weiterentwicklung des Projektmanagements dienen können.

Die Studie "Zertifizierung und Standardisierung im Projektmanagement - Eine Studie in deutschen Unternehmen" soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Die Ergebnisse zeigen Stand und Trends von PM-Standardisierung und -Zertifizierung in deutschen Unternehmen auf und ermöglichen es, Handlungsempfehlungen für PM-Verantwortliche und Projektmanager abzuleiten. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse und daraus folgende Hinweise vorgestellt. Vorab wird eine kurze Übersicht über den aktuellen Stand der Diskussion gegeben.

Kontrovers diskutiert: der Nutzen von Standards und Zertifizierungen

In der Diskussion über Standards und Zertifizierungen zeigt sich ein ambivalentes Bild: Eine Studie der VW Coaching aus dem Jahr 2003 kommt zu dem Schluss, dass die Firmen den Nutzen standardisierter Lösungen im Vergleich zu individuellen Lösungen noch nicht erkannt haben. Einen aktuellen Überblick über die Einsatzgebiete und Klassifizierung von PM-Standards sowie die Verbreitung der unterschiedlichen Standardisierungen geben Prof. Dr. Frederik Ahlemann und Prof. Dr. Frank Teuteberg in ihrem Artikel "PM-Standards: Was nutzen sie? Wo werden sie verwendet? Welche sind wichtig?", Ausgabe 4/2007. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass zwischen erwartetem und tatsächlichem Nutzen zum Teil erhebliche Unterschiede bestehen.

Zunehmend wird in der Praxis und Literatur die hemmende Wirkung von Standards thematisiert. So weist der PM-Coach Peter Ueberfeldt in einem Beitrag zur Würzburger Open Space Konferenz 2006 darauf hin, dass vor allem die richtige Dosierung von Standards in Abhängigkeit von den konkreten Gegebenheiten wichtig ist. PM-Standards hätten nur dann einen Nutzen, wenn sie von den Anwendern akzeptiert und beachtet würden. Der PM-Berater Matthias Wiemeyer vertritt in einem Thesenpapier gar die Ansicht, dass die existierenden PM-Methoden und -Standards für das Management komplexer Projekte nutzlos oder zumindest Nebensache seien. Die von komplexen Projekten gestellten Anforderungen können seiner Meinung nach mit formalen Mitteln nicht gelöst werden.

Nutzen bisher nicht wissenschaftlich belegt

Wissenschaftlich wurde bisher nicht belegt, dass Unternehmen mit einer hohen Projektmanagementreife (die u.a. eine PM-Standardisierung voraussetzt) einen wirtschaftlichen Vorteil daraus ziehen. In einer Studie des PMI ("Quantifying the Value of Project Management") konnte lediglich nachgewiesen werden, dass in US-amerikanischen Unternehmen ein positiver Zusammenhang zwischen einem hohen Projektmanagementreifegrad und guten Projektleistungsparametern (Termin- und Kostentreue) besteht. Eine monetäre Bewertung von sinkenden PM-Kosten und höherer Termin- und Budgettreue erfolgte aber nicht.

Grundsätzlich wird erwartet, dass die Bedeutung von PM-Zertifizierungen zunehmen wird. Gestützt wird diese Annahme durch Studien und die hohen Wachstumsraten der großen Zertifizierungsanbieter. Die österreichischen Autoren Karl Lang (Leiter Personalentwicklung Siemens Österreich) und Günter Rattay (PM-Berater) sprechen in ihrem Buch "Leben in Projekten" sogar von "PM-Zertifizierung als einem geschäftsentscheidenden Kompetenznachweis". Eine weit geringere Bedeutung misst ihnen dagegen Dr. Werner Dostal vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bei: Zertifizierungen könnten die Personalauswahl vereinfachen und für eine gewisse Mindestqualität sorgen, Fehlrekrutierungen ließen sich aber auch weiterhin nicht ausschließen. (Siehe "Pro und Contra: Zertifizierung für projektorientierte Arbeitsmärkte", Projekt Magazin 14/2005).

Über die Studie

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit an der Universität Duisburg-Essen wurde von Nicolai Rathmann, betreut durch Prof. Dr. Erwin Wagner (Universität Hildesheim), von Mai bis Juni 2006 eine Studie durchgeführt, die den aktuellen Stand von PM-Standardisierung und -Zertifizierung in Deutschland aufzeigen sollte.

Die Studie "Zertifizierung und Standardisierung im Projektmanagement - Eine Studie in deutschen Unternehmen" beruht auf einem standardisierten, schriftlichen Fragebogen. 43 Unternehmen nahmen an der Befragung teil; es handelt sich dabei um Unternehmen, die auch zum Teilnehmerkreis der jährlichen GPM- und PA Consulting-Projektmanagement-Studien gehören. Aufgrund der niedrigen Teilnehmeranzahl und weil die Auswahl der Unternehmen und Personen nicht per Zufall erfolgte, sind die Ergebnisse nicht repräsentativ. Dennoch kann anhand der Studie zum ersten Mal in dieser konzentrierten Form abgelesen werden, wie PM-Standards und ‑Zertifizierungen in deutschen Unternehmen eingesetzt werden.

Teilnehmer

Etwa zwei Drittel der Befragten sind als Projektentscheider (Linienmanager/Programmmanager/PMO) einzustufen, ein Drittel ist als Projektleiter oder -mitarbeiter in ihren Unternehmen tätig. Etwa je die Hälfte der Befragten besitzen selbst eine PM-Zertifizierung bzw. sind Mitglied in einem PM-Fachverband.

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