Das von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur (siehe Abschnitt "Herkunft") entwickelte Business Model Canvas (BMC) ist mittlerweile zum Inbegriff einer Methodik geworden, bei der die zentralen Inhalte eines Managementthemas strukturiert auf einem Plakat (bzw. Canvas=Leinwand) dargestellt werden. So gibt es Canvases z.B. für Produkte, Projekte oder Rollenbeschreibungen.
Osterwalder und Pigneur beschreiben in ihrem Buch "Business Model Generation. A Handbook for Visionaries, Game Changers and Challengers" das Vorgehen, um neuartige Geschäftsmodelle mit Hilfe dieses Werkzeugs zu entwickeln. Dieses Vorgehen ist auch Grundlage der hier vereinfacht beschriebenen Methode.
Diese Beschreibung soll nicht das Buch ersetzen, sondern ergänzend zum einen Anregungen für die praktische Arbeit mit dem Business Model Canvas geben und es zum anderen in den Kontext der anderen Management-Methoden zur Entwicklung von Geschäftsmodellen stellen (siehe hierzu insbesondere den Abschnitt "Ergänzende und ähnliche Methoden").
Ausführliche Beispiele für den Einsatz des Business Model Canvas finden Sie in meinem Artikel Business Model Canvas – das Navi für neue Geschäftsmodelle (Leisgang, 2021). In der vorliegenden Methodenbeschreibung begleite ich die Darstellung der einzelnen Schritte mit einem stark reduzierten und vereinfachten Beispiel, bei dem ein kleines Team einen halbtägigen Workshop durchführt.
Natürlich kann die Erarbeitung eines Business Model Canvas sowohl zeitlich als auch von der Teilnehmerzahl skaliert werden. Zeitlich sind von einem einstündigen Termin, in dem einzelne Felder des Canvas iteriert werden bis zu einem mehrtägigen Workshop viele Formate denkbar. Bei letzterem können u.a. zu einzelnen Themen Impulsvorträge stattfinden, Gäste eingeladen werden und Hypothesen bereits während des Workshops verprobt werden (z.B. durch Befragung von Kund:innen und Expert:innen).
Beispiel: Workshop zur Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells
Peter Müller ist Projektleiter beim mittelständischen Automobilzulieferer CoolGrill und hat vom Geschäftsführer den Auftrag bekommen, ein Geschäftsmodell für eine neue Produktidee zu entwickeln. Darin sollen bestehende Ressourcen und Kundensegmente berücksichtigt werden.
Peter Müller lädt ein diverses Team zum Workshop ein. Neben ihm nehmen folgende Personen teil:
- zwei Mitarbeiter:innen aus dem Business Development und Sales
- die Entwicklungsleiterin und ein Entwickler
- der Geschäftsführer von CoolGrill
- eine Einkäuferin und ein Werkstudent aus dem Einkauf
Schritt 1: Erklären Sie das Ziel und stellen Sie die Methode vor!
Führen Sie das Team abhängig vom Kontext, in dem Sie das Business Model Canvas erstellen, an die Aufgabenstellung und die Methode heran. Alle Teammitglieder benötigen eine klare Vorstellung sowohl davon, was erreicht werden soll als auch von der Gestaltung und der Funktion eines Business Model Canvas.
Möglicherweise setzen Sie das Canvas im Rahmen eines Design-Thinking-Prozesses oder der Blue-Ocean-Strategie ein. Oder aus einer SWOT-Analyse wurde eine Strategie abgeleitet, für die Geschäftsmodelle entwickelt werden sollen. Je klarer der Arbeitsgruppe Kontext und Auftrag sind, desto besser kann sie ein zielführendes Business Model Canvas erstellen.
Beispiel: Halbtägiger Workshop für eine neue Geschäftsidee
Zu Beginn des Workshops erklärt Peter Müller dem Team Aufgabenstellung und Vorgehen. Ausgangspunkt ist die neue Produktidee, für die das Wertversprechen der CoolGrill GmbH für seine Geschäftskunden definiert werden muss. Im halbtägigen Workshop sollen Ideen und erste Schritte für ein neues Geschäftsmodell erarbeitet und definiert werden.
Der Geschäftsführer von CoolGrill stellt kurz die Produktidee vor und erklärt die Motivation für ein neues Geschäftsmodell, das aufgrund der E-Mobilität erforderlich wird.
Peter Müller weist noch darauf hin, dass bewusst außerhalb der bisherigen Grenzen und Leitplanken gedacht werden darf. Er und der Geschäftsführer sind sich einig, dass in der gewählten Gruppe niemand zu weit außerhalb der erlaubten Grenzen denken wird.
Die Erklärung der Felder des Business Model Canvas erspart sich Peter Müller. Als Hausaufgabe mussten sich die Teilnehmer:innen vorab ein kurzes Video ansehen. Nachdem dazu keine Fragen mehr sind, geht es los.