Die Entscheidungsrisiko-Analyse – in schwierigen Situationen richtig urteilen
Die Entscheidungsrisiko-Analyse – in schwierigen Situationen richtig urteilen
Risikoanalysen gehören in großen Unternehmen, Banken und Versicherungen längst zum Tagesgeschäft. Auch in Entscheidungssituationen, wie sie in Projekten sehr häufig anzutreffen sind, ist ein Blick auf die Risiken durchaus sinnvoll – aus diesem Grund lohnt es sich für den Projektleiter, bei anstehenden Entscheidungen Methoden der Risikoanalyse zu verwenden.
Für Entscheidungen, die im Vorfeld umfangreiche Analysen benötigen, ist der Aufwand in der Regel sehr hoch. Doch mit einer pragmatischen Vorgehensweise, wie bei der hier vorgestellten Entscheidungsrisiko-Analyse, lässt sich ein angemessener Aufwand für die Entscheidungsfindung in Projekten erreichen.
Zielsetzung der Methode
Die Methode konzentriert sich auf die Analyse von Risiken (wie etwa finanzielle oder projektpolitische), die mit einer Entscheidung verbunden sind. Auf diese Weise erhält der Projektmanager die Möglichkeit, Entscheidungsalternativen zu vergleichen und deren Risiken gegenüberzustellen. Die Analyse zeigt die möglichen negativen Auswirkungen verschiedener Optionen klar auf und unterstützt damit nicht nur die Entscheidungsfindung, sondern liefert darüber hinaus auch gute Argumente, um die getroffene Entscheidung – insbesondere im Vergleich zu riskanteren Entscheidungsalternativen – gegenüber Dritten zu vertreten. Nutzen und Vorteile einer Entscheidung werden bei dieser Methode nicht berücksichtigt, da sie sich rein auf die Risiken fokussiert.
Entscheiden statt Aussitzen
In der Praxis bietet sich diese Methode nicht nur an, wenn es mehr als eine Möglichkeit gibt, sondern insbesondere dann, wenn z.B. Kompromisslösungen realisiert werden sollen, die zwischen zwei klaren Entscheidungsalternativen liegen. Außerdem zeigt die Methode deutlich die negativen Folgen auf, wenn alles bleibt wie bisher – und eignet sich deshalb sehr gut zur Argumentation, wenn von Entscheidern im Projekt (wie z.B. dem Lenkungsausschuss) Taktiken des Nicht-Entscheidens, wie z.B. das "Aussitzen", zu befürchten sind. Die einzelnen Alternativen werden dabei nach ihrem jeweiligen "Schadenspotenzial" bewertet, also wie groß die Konsequenzen sind, wenn das Risiko tatsächlich eintritt.
Mit einer nachvollziehbaren und dokumentierten Analyse lassen sich gravierende Fehler vermeiden und Argumente entkräften, die evtl. eine Entscheidung verzögern. Zudem können Sie zur Entscheidungsfindung eine fundierte Analyse vorlegen und müssen sich nicht auf Ihr Bauchgefühl berufen. Denn zur Kommunikation im Projekt, sei es mit Lenkungsausschuss, Kunden oder Teammitgliedern, ist es erfahrungsgemäß nicht hilfreich, auf das eigene Bauchgefühl als Entscheidungskriterium zu verweisen.
Schließlich hilft Ihnen mit der leicht verständlichen Visualisierung des Ergebnisses die Entscheidungsrisiko-Analyse dabei, dass eine anstehende Entscheidung nicht durch einen "faulen Kompromiss" verwässert wird; denn das Risikopotenzial solcher Optionen wird durch die Methode offensichtlich. Lassen Sie also die Folgen und Risiken eines vorgeschlagenen Kompromisses frühzeitig in die Analyse einfließen.
Die Vorgehensweise
In der Entscheidungsrisiko-Analyse kommen Schritte des Risikomanagements zum Einsatz (Risiken entdecken, bewerten und Maßnahmen entwickeln), jedoch angepasst auf die Entscheidungssituation. Wie aufwändig die Analyse im Einzelfall ist, hängt von der Komplexität der Situation und der Tragweite der Entscheidung ab. In der Praxis hat sich die nachfolgend aufgeführte Vorgehensweise bewährt, zusätzlich veranschaulicht an einem praxisnahen Beispiel.
1. Entscheidungsalternativen klären
In diesem ersten Schritt bestimmen Sie die Szenarien, die Sie untersuchen möchten. Ziehen Sie dabei auch die Möglichkeit in Betracht, alles so zu lassen, wie es ist, denn: "Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung!" Nur wenn ausreichend geklärt ist, was ohne Eingreifen passieren könnte, können Sie die Risiken der Alternativlösungen dazu in Relation setzen.
Die Taktik "Stillhalten und Abwarten" ist oft die riskanteste aller Lösungen. Aber auch Kompromisslösungen haben es häufig in sich: So einigen sich Parteien in Verhandlungen z.B. gerne auf einen scheinbar für alle tragbaren Mittelweg, nachdem keiner der ursprünglichen Vorschläge von allen Beteiligten akzeptiert wurde. Das Ergebnis trägt jedoch oft hohe Risiken in sich, die nicht berücksichtigt wurden. Beziehen Sie deshalb auch mögliche Kompromisse bei der Analyse ein, die sich bereits zu diesem Zeitpunkt abzeichnen.
Mögliche Kompromisse analysieren
Stehen Sie z.B. vor einer Entscheidungssituation, in der nach Ihrer Einschätzung evtl. vom Auftraggeber oder anderen Projektbeteiligten Zugeständnisse verlangt werden könnten, bauen Sie dafür ein mögliches Szenario vorab auf: Überlegen Sie, welche Zugeständnisse auf eine Kompromisslösung hinauslaufen können, und unterziehen Sie diese Lösung einer entsprechenden Analyse. So sind sie für die Diskussion gewappnet und können anhand der Analyseergebnisse umgehend in der Verhandlung auf die jeweiligen Risiken hinweisen, um wirklich "faule" Kompromisse zu verhindern.
2. Entscheidungsrisiken identifizieren
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