DIN 69900 und DIN 69901 Das ist neu in den deutschen PM-Normen
DIN 69900 und DIN 69901 Das ist neu in den deutschen PM-Normen
Nach jahrelanger Vorarbeit sind im Januar 2009 die beiden nationalen Normen für das Projektmanagement erschienen: die neue DIN 69900 "Netzplantechnik" sowie die neue DIN 69901 "Projektmanagementsysteme". Letztere hat sogleich viel Aufmerksamkeit erhalten. Die Nachfrage war bereits vor der Veröffentlichung so groß, dass die Norm vom DIN Deutsches Institut für Normung e.V. die Auszeichnung "Norm des Monats Januar 2009" erhalten hat.
Standards verbessern die Zielerreichung
Unter Standards versteht man eine einheitliche, in einem definierten Wirkungskreis anerkannte Art und Weise, etwas herzustellen oder durchzuführen. So regeln beispielsweise viele Organisationen die Art und Weise, wie sie Projekte managen in einem spezifischen Projektmanagement-Handbuch. Normen als spezielle Ausprägung von Standards beziehen sich dagegen auf einen breiten Anwenderkreis. So auch die DIN-Normen in Deutschland. Normen sind allseits rechtlich anerkannte, durch ein formelles Normungsverfahren beschlossene, allgemeingültige Regeln. Sie bewegen sich somit auf einem höheren Abstraktionsgrad und geben nicht vor, wie etwas getan werden muss, sondern was getan werden muss.
Standards und Normen sind aus dem Projektmanagement nicht mehr wegzudenken. Projekte werden heute überwiegend standardisiert durchgeführt. Eine Studie der Technischen Universität Darmstadt aus dem Jahr 2005 belegt dies für Projekte in unterschiedlichsten Branchen und Anwendungsfeldern. Gründe für die Anwendung von Standards sind der Studie zufolge unter anderen die positiven Auswirkungen auf den Projektablauf sowie einer besseren Zielerreichung (beispielsweise hinsichtlich Termine und Kosten). In der Studie wird auch der scheinbare Widerspruch zwischen den für Wiederholtätigkeiten ausgelegten Standards und dem Einmaligkeitscharakter von Projekten adressiert und wie folgt aufgelöst: "Die Anwendung von Standards in Projekten ist deshalb sinnvoll, weil sich die Mehrzahl von Tätigkeiten in Projekten wiederholt. Dies betrifft vor allem PM-Tätigkeiten." (Albrecht, 2005.)
Das DIN Deutsches Institut für Normung e.V. beschäftigt sich gemeinsam mit der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. seit mehr als 30 Jahren mit der Normung auf dem Gebiet des Projektmanagements (Waschek, 2006). Die erste Projektmanagement-Norm in Deutschland, die DIN 69900 "Netzplantechnik, Begriffe", erschien 1970. Sie enthielt vor allem Begriffsdefinitionen, ebenso wie die meisten anderen Normen, die danach veröffentlicht wurden. In den letzten Jahren hat sich der Bezugsrahmen von Projekten entscheidend verändert - und damit auch die Anforderungen an Projektmanagement-Normen.
Bedeutung von Standards wächst
In Zeiten der Globalisierung sind Unternehmen zunehmend gezwungen, sich in Richtung ihrer Absatz- und Beschaffungsmärkte zu öffnen. Früher haben Unternehmen Projekte vorwiegend intern durchgeführt, heute müssen sie die Projekte immer stärker mit externen Partnern vernetzen. Dadurch steigt die organisatorische Komplexität und die Bedeutung von Standards wächst (Bild 1).
In vernetzten Projekten verwenden die Partner teilweise sehr unterschiedliche Begriffe, Prozesse, Methoden und Tools. Standards erleichtern es den Beteiligten sich zu verständigen und helfen ihnen dabei, sich über den Projektverlauf hinweg besser zu synchronisieren. Die auf der Szenariotechnik basierende Studie "Deutschland im Jahr 2020 - Neue Herausforderungen für ein Land auf Expedition" der Deutsche Bank Research (www.expeditiondeutschland.de) fasst diese Entwicklung im Begriff "Projektwirtschaft" zusammen. Darunter versteht man temporäre, über Unternehmensgrenzen hinausgehende, sehr kooperative und oft globale Wertschöpfungsprozesse ("Projekte"). Die Studie beschreibt die Rolle, die den Standards in diesem Szenario zukommt: "In der Projektwirtschaft spielen Standards ganz unterschiedlicher Art eine zentrale Rolle. Aufgrund der häufig wechselnden Projektpartner ist die Standardisierung von Prozessen in Projekten unabdingbar ... Technologische Schnittstellenstandards sind wichtig, um die projektrelevanten Datenbanken wechselnder Kooperationsteilnehmer effizient zu verknüpfen ..."
Die Projektmanagement-Normen DIN 69900 und DIN 69901 sind auf diese neuen Herausforderungen der Projektwirtschaft und auf die Anforderungen in der Praxis ausgerichtet.
Die neuen Normen DIN 69900 und DIN 69901
Seit Januar 2009 gelten die neuen Normen DIN 69900 und DIN 69901. Bei ihrer Entwicklung konnte das Normungsteam auf Bewährtem aufbauen: Teile der alten DIN 69904 zur Gestaltung von Projektmanagementsystemen hat das Team in den Teil 1 der neuen DIN 69901 integriert. Auch etliche Begriffsdefinitionen der bisherigen Normen von DIN 69901 bis DIN 69905 konnten übernommen werden. Viele Begriffe sind inzwischen fest im Sprachschatz der Projektmanager verankert, so dass eine Änderung nicht sinnvoll erschien. Ein Beispiel hierfür ist die Begriffsdefinition für ein Projekt als "Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist." Sie ist inzwischen in vielen Veröffentlichungen zum Projektmanagement zu finden. In der neuen DIN 69901 sind alle Begriffsdefinitionen zusammengefasst (Teil 5). Dies ist ein Unterschied zur bisherigen Normenreihe, bei der in jedem Normteil die Begriffe separat aufgelistet waren. Für die Teile 2, 3 und 4 der neuen DIN 69901 gab es hingegen keine Vorlagen in einer der bisherigen Normen. Das Normungsteam hat diese Teile deshalb komplett neu entwickelt.
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