Lachen gegen Stress: Ein Plädoyer für mehr Humor im Projekt!
Lachen gegen Stress: Ein Plädoyer für mehr Humor im Projekt!
Komplexität sehen Österreichs Projektmanager und Projektmanagerinnen als ihre größte berufliche Herausforderung in der Zukunft. Rund 78% der 130 Teilnehmer einer im Frühjahr 2017 durchgeführte Mitgliederbefragung von Projekt Management Austria sehen das so und setzen Komplexität damit unangefochten an die Spitze jener Themen, die Projektmanager fordern.
Kein Wunder: Sie sind täglich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen und Probleme konfrontiert. Mit vielen Komponenten, die auf verschiedene Weise miteinander interagieren. Das stresst zweifellos. Natürlich verwenden professionelle Projektmanager und Projektmanagerinnen viele analoge und digitale Tools, um das Chaos zu überblicken und zu managen. Aber es braucht dafür vor allem auch persönliche Fähigkeiten – das wird nur allzu gerne ausgeblendet.
Fördern Sie das Lachen während der Arbeitszeit
Eine der hilfreichsten und wichtigsten Kompetenzen zur Stressbewältigung ist eine ordentliche Portion Humor. Humor sorgt nämlich nachweislich für die persönliche "Entstressung" bzw. für eine beruhigende Gelassenheit. Mit den nachfolgenden fünf Tipps möchte ich mich für den Einsatz von Humor als effizientes und effektives Führungsmittel und zum Erweitern des eigenen emotionalen Repertoires einsetzen. Das Klischee, dass man nur mit Ernsthaftigkeit erfolgreich ans Karriere-/Projektziel kommt, möchte ich brechen. Vielmehr braucht es ausreichend Humorhaftigkeit.
Humor wirkt erwiesenermaßen positiv auf das Gehirn: Er fördert die Konzentration und den Willen, etwas zu erreichen. Das belegen auch wissenschaftliche Studien zur Humor- und Lachforschung, z.B. von Prof. William Fry an der Stanford University und Prof. Sven Svebak an der Uni Zürich. Humor bringt Energie und Warmherzigkeit in eine Gruppe und erhöht die Kooperationsbereitschaft.
Ein allgemeiner Lachzwang sollte natürlich vermieden werden. Denn nur ehrlicher Humor wirkt positiv. Wenn jemand nur "mit lacht", ohne es zu meinen bzw. etwas auch lustig zu finden, merken die anderen das. Und die Energie, die er dabei ausgestrahlt, ist eher negativ als positiv.
Achten Sie auf die Qualität!
Niveauvoller, wertschätzender Humor ist niemals deplatziert. Kontraproduktiv hingegen sind Verspottung und Schadenfreude, denn sie zeugen von Geringschätzung. Wenngleich Situationskomik natürlich auch häufig eng an der Schadenfreude vorbeischrammt.
Aufgrund der steigenden Komplexität und Digitalisierung kommt es heutzutage sehr oft zu einer Kompetenzumkehr. Jüngere Teammitglieder verstehen dann von der Sache mehr als ältere Teammitglieder. Dies bietet leider manchmal Anlass, sich über den Kollegen oder die Kollegin lustig zu machen. Beispielsweise mit den zwei bekannten Sätzen: Kollege Maier war ein Wunderkind. Er war schon mit sechs Jahren so gescheit wie heute. Ein "billiges" Bonmot, den sich Führungskräfte verkneifen bzw. nicht unterstützen sollten.
Allerdings spürt man meist die Grundhaltung hinter dem Wortwitz und dem Lachen. Und wenn es eben nicht als Verspottung gemeint ist, kann meist auch die betroffene Person mitlachen. Auch die interkulturelle Dimension gilt es zu beachten. Denn Humor funktioniert u.a. nach regionalen Regeln. Um diese Unterschiede innerhalb einer internationalen Gruppe festzustellen bzw. zu spüren, bitte ich z.B. bei Kick-off-Meetings jede Person einen für ihr Land/ihre Region typischen Witz zu erzählen. Das wirkt nicht nur sehr auflockernd, sondern v.a. auch hilfreich beim Einschätzen und Kennenlernen der Teammitglieder und ihres Humors.
Verpacken Sie Kritik mit einem Funken Humor
Humor vereinfacht das direkte Kommunizieren. So kann z.B. Kritik auf akzeptable, wertschätzende Weise geübt werden. Und verringert dadurch Widerstände, die Kritik anzunehmen. Allerdings darf das keine Einbahnstraße sein. Nur wenn sich die Projektleitung (lustige) Kritik gefallen lässt, darf auch sie die Teammitglieder auf diese Weise kritisieren.
Lachen entkrampft und gemeinsames Lachen hat etwas Verbindendes. Humor ermöglicht so Interventionen, z.B. kann man zu einem notorischen Miesmacher sagen: Sie sind so herzerfrischend positiv! Oder zu einem stetigen Nein-Sager: War das schon alles, warum es nicht geht? Aber achten Sie dabei auf Tonfall und Körperhaltung, die Kritik darf nicht geringschätzig rüberkommen.
Trainieren Sie Ihren eigenen Humor
Humor ist erlernbar bzw. muss immer wieder trainiert werden. Beispielsweise durch Schärfung der (Selbst-)Wahrnehmung. Denn Humor ist vor allem eine Lebenseinstellung, daher gilt es, die eigenen Werte und die Art des Denkens zu kennen und regelmäßig – durchaus auch mit externer Unterstützung – zu reflektieren.
Dabei sollte man u.a. bedenken, dass die meisten Menschen es sehr schätzen, wenn ihr Gegenüber gute Laune und Witz hat sowie für ein geschenktes Lachen dankbar sind. Beobachten Sie das in Besprechungen, in Geschäften oder auch auf der Straße.
Nehmen Sie sich selbst nicht zu ernst
Was zeichnet humorvolle Führungskräfte aus? Vor allem, dass sie auch über sich selbst lachen können. In unseren Breitengraden kommt der Humor häufig zu kurz. Dahinter verbirgt sich oftmals die Sorge, nicht seriös zu wirken. Zielführender ist aber eine gesunde Portion Selbstironie. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, kann das eigene Leben und jenes der Mitmenschen durchaus erleichtern. Über die eigenen Fehler zu lachen, statt sie mit Plattitüden zu rechtfertigen, wirkt oft Wunder.
Ich bin übrigens der gleichen Überzeugung wie der Schriftsteller Erich Kästner:
"Humor ist der Regenschirm der Weisen."
Christian
04.08.2017
Daniela Mayrshofer
23.08.2017