Das Zürcher Ressourcenmodell Mit Haltungszielen das "Würmli" überzeugen
Warum handeln wir häufig nicht so, wie wir es uns vorgenommen haben? Grund dafür ist, dass unser Unterbewusstsein 99,5% unseres Handelns bestimmt und sich dabei nicht um rationale Argumente kümmert. Mit der Metapher des "Würmlis" für das emotionale Erfahrungsgedächtnis veranschaulicht das Zürcher Ressourcenmodell, wie aus einer bloßen Absicht tatsächliches Handeln wird. Josef Beil beschreibt, wie wir die Unterstützung unseres "Würmlis" für die vom Verstand gesetzten Ziele mit sog. Haltungszielen gewinnen können.
Inhalt
- Das emotionale Erfahrungsgedächtnis
- Würmli und Verstand – schnelles und langsames Denken
- Warum tun wir nicht das, was wir für richtig halten?
- Selbstkontrolle: Das Würmli anketten
- Selbstregulation: Mit dem Würmli zusammenarbeiten
- Das Zürcher Ressourcenmodell
- So finden Sie ein Haltungsziel
- Mit Haltungszielen arbeiten
- Literatur
Das Zürcher Ressourcenmodell Mit Haltungszielen das "Würmli" überzeugen
Warum handeln wir häufig nicht so, wie wir es uns vorgenommen haben? Grund dafür ist, dass unser Unterbewusstsein 99,5% unseres Handelns bestimmt und sich dabei nicht um rationale Argumente kümmert. Mit der Metapher des "Würmlis" für das emotionale Erfahrungsgedächtnis veranschaulicht das Zürcher Ressourcenmodell, wie aus einer bloßen Absicht tatsächliches Handeln wird. Josef Beil beschreibt, wie wir die Unterstützung unseres "Würmlis" für die vom Verstand gesetzten Ziele mit sog. Haltungszielen gewinnen können.
Inhalt
- Das emotionale Erfahrungsgedächtnis
- Würmli und Verstand – schnelles und langsames Denken
- Warum tun wir nicht das, was wir für richtig halten?
- Selbstkontrolle: Das Würmli anketten
- Selbstregulation: Mit dem Würmli zusammenarbeiten
- Das Zürcher Ressourcenmodell
- So finden Sie ein Haltungsziel
- Mit Haltungszielen arbeiten
- Literatur
Kennen Sie das Würmli? Wirklich nicht? Auf den ersten Blick erscheint der Name eher niedlich. Aber das Würmli ist ausgesprochen mächtig und einflussreich. Denn es bestimmt Ihr Leben wie auch Ihre Arbeit.
Die Psychologie hat für das Würmli einen etwas komplizierteren Namen: "Emotionales Erfahrungsgedächtnis". Aber das ist dem Würmli egal, es versteht diesen Begriff nicht einmal. Bild 1 zeigt das Würmli: es ist mit sich selbst ganz im Reinen, es überlegt nicht rational, sondern entscheidet ganz spontan, ob es etwas mag oder nicht mag. Und dann übernimmt es das Kommando über unser Verhalten.
Wenn Sie Ihre täglichen Entscheidungen in eine Weglänge von 10 km umrechnen, so ist das Würmli davon für 9,95 km zuständig. Ihr logisches Denken darf nur über den mageren Rest von 50 Metern entscheiden. Es wird also Zeit, dass Sie endlich Bekanntschaft mit dem Würmli machen! Wir werden Ihnen im Folgenden nicht nur das Würmli und seine Arbeitsweise vorstellen, sondern auch Hilfsmittel an die Hand geben, damit Sie Ihr Würmli "artgerecht halten" und auf diese Weise Ihre Entscheidungsfreiheit erhöhen können.
Das emotionale Erfahrungsgedächtnis
Klassiker im Alltag sind die Situationen, bei denen Sie erst oft Stunden später wissen, wie Sie hätten reagieren sollen oder wollen. Aber in der konkreten Situation hatten Sie sich schon wieder so verhalten, wie Sie es eigentlich vermeiden wollen: Nichts tun, laut werden, auf der Tagesordnung beharren, einen Schuldigen suchen usw. Dies sind alles Reaktionen, die rational betrachtet nicht weiterhelfen, die aber das Würmli in seinem Repertoire hat. Es ist eben unser emotionales Erfahrungsgedächtnis.
Wie unschwer zu erraten, kommt der Name "Würmli" aus der Schweiz. Die Schweizer Psychologen Maja Storch und Frank Krause haben damit das unbewusste, äußerst schnelle und rational oft nicht nachvollziehbare Denken benannt (Storch und Krause, 2014). Sie beschäftigten sich mit der Frage, warum gute Vorsätze so oft scheitern und warum man so oft nicht das tut, was man eigentlich als vernünftig erkannt hat. Wir werden das von Storch und Krause in diesem Zusammenhang entwickelte, sog. "Zürcher Ressourcenmodell" weiter unten noch im Detail anschauen, aber zuerst wollen wir das Würmli genauer kennen lernen.
Würmli und Verstand – schnelles und langsames Denken
Stellen Sie sich vor, Sie leiten die Weiterentwicklung einer Datenbanklösung zur Kundenverwaltung in einem mittelständischen Unternehmen. Ihr Team ist gut vorangekommen und Sie wollen die Ergebnisse bald den Erstanwendern vorstellen. Nun erfahren Sie über den Flurfunk, dass die Geschäftsführung den Einkauf gerade damit beauftragt hat, Angebote für ein kommerzielles CRM-Tool einzuholen. Bevor Ihr Verstand auch nur erste rationale Überlegungen anstellen kann, wie z.B.: "Vielleicht sind bei einer kommerziellen Lösung die Total Cost of Ownership niedriger als bei unserer Eigenentwicklung", hat Ihr Würmli schon längst einen hochroten Kopf bekommen und ganz laut Zeter und Mordio geschrien (Bild 2).
Der Grund für dieses irrationale Verhalten des Würmlis ist einfach: Das Würmli will überleben und auch Ihnen Ihr Überleben sichern. Das Würmli hat seit Jahrtausenden uns Menschen geholfen, schnell zwischen gefährlich und ungefährlich zu unterscheiden. Vor vielen Jahrtausenden, selbst noch vor einigen hundert Jahren hatten Sie keine Zeit, um eine Statistik zu lesen, Vergleiche anzustellen oder die Logik zu überprüfen. Sie mussten schnell sein, sonst konnte es Sie das Leben kosten. Das Würmli weiß innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde, ob etwas gefährlich werden könnte (der Säbelzahntiger knurrt, oder Menschen werden laut …) und versetzt Sie sofort in Alarmbereitschaft. Im Beispiel hat Ihr Würmli blitzschnell erkannt, dass Ihr Projekt in Gefahr ist. Da gibt es kein Zögern, sondern nur sofortige Alarmstufe Rot! Das Würmli kennt dabei weder Logik noch Führungswerkzeuge, weder Wahrscheinlichkeiten noch Statistiken. Und schon gleich gar keine Total Cost of Ownership!
Obwohl Sie ja eigentlich ein verständiger und vernünftiger Mensch sind, kochen deshalb bei Ihnen die Emotionen hoch: Wie kann der Geschäftsführer es wagen, Sie so einfach zu übergehen? Aber halt, Würmli lässt nicht zu, dass Sie sich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren – der ist schließlich der Stärkere. Aber diesem Unsympathen im Einkauf, dem werden Sie es zeigen …
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