Projektmanagement in der Wirtschaftskrise: Streichposten oder Erfolgsgarant?
Projektmanagement in der Wirtschaftskrise: Streichposten oder Erfolgsgarant?
Die Wirtschaftskrise geht auch am Projektmanagement nicht spurlos vorbei. Till Balser, Gründer und Geschäftsführer der Tiba Managementberatung, ist international als Projektmanagement-Berater tätig und beobachtet, wie sich die Rezession auf Projekte, Unternehmen und Projektmanager auswirkt. Das Projekt Magazin sprach mit ihm über richtige und falsche Sparmaßnahmen in der Krise, Stellenabbau und den Silberstreifen am Horizont.
Projekt Magazin: Projektmanagement gilt als wichtiger Erfolgsfaktor für unternehmerischen Erfolg. Aber halten die Firmen in Deutschland auch in der Wirtschaftskrise am Projektmanagement fest?
Balser: Da gibt es himmelweite Unterschiede. Grundsätzlich gibt es zwei Gruppen von Unternehmen. In der ersten Gruppe - das sind die meisten - ist die Erkenntnis, dass Projektmanagement für den wirtschaftlichen Erfolg eine hohe Bedeutung hat, leider nur intellektuell. Die Umsetzung fehlt. Diese Unternehmen drücken pauschal auf die Kostenbremse. Tendenziell gilt: Je stärker ein Unternehmen von der Krise betroffen ist, desto mehr wird am Projektmanagement gespart.
Till Balser
Till Balser, Jahrgang 1960, arbeitet seit 25 Jahren im Bereich Beratung und Training. Erste Erfahrungen sammelte der Diplom-Volkswirt bereits während seines Studiums bei RRP – Reul, Reining Programmsysteme, wo er später den Bereich Verkauf und Beratung für die Software "Termikon" leitete. 1989 gründete Balser die Tiba Managementberatung mit Sitz in München. Es folgte die Gründung der zwei Tochterfirmen Tiba Software Center GmbH in Berlin und Tiba LLC in Detroit/USA, deren Hauptgesellschafter Balser ist. www.tiba.de
Projekt Magazin: Diese Unternehmen greifen also unreflektiert zum Rotstift?
Balser: Ja. Der Rotstift trifft dabei auch Projekte, die strategisch wichtig wären. Aber nicht nur das: Project Offices werden abgebaut, Projektleiter-Laufbahnen und Neueinführungen von PM-Konzepten gestrichen. Ganz radikal wird an PM-Trainings gespart. Die Kürzungen erfolgen in den meisten Firmen nach dem Rasenmäher-Prinzip. Da wird nicht aussondiert, bei welchen Themen oder in welchen Bereichen die Einsparungen vernünftig sind. Für die Personen, die Projektmanagement in den Unternehmen aufrecht erhalten, ist das eine sehr frustrierende Entwicklung.
Projekt Magazin: Es gibt aber auch noch die zweite Gruppe von Unternehmen.
Balser: Das sind die Firmen, die versuchen, ihre Budgets strategisch und priorisierend zu optimieren. Im Gegensatz zu den Firmen der ersten Gruppe wissen sie nicht nur, dass Projektmanagement wichtig ist, sondern handeln auch danach. Im Vergleich zur letzten Krise im Jahr 2002 ist sogar die Anzahl der Unternehmen deutlich gestiegen, die ihre Kürzungsmaßnahmen sorgfältig durchführen. Mehr Unternehmen als früher entscheiden bewusst: Nein, am Projektmanagement sparen wir diesmal nicht!
Daniel T.
22.04.2009
Roland Borch
22.04.2009
L.G.
27.04.2009