Für eilige LeserInnen: Was Sie schon immer über Balanced Scorecard wissen wollten - wofür Sie aber nie die Zeit fanden. Damit kein Controller Sie mehr hinters Licht führen kann!
Viele reden darüber, so als hätten Sie sie selbst erfunden, fast jeder hat schon von ihr gehört und doch haben sie die wenigsten wirklich verstanden: Die Balanced Scorecard.
Das Pocket Power-Büchlein ersetzt nicht die ausführlichen Werke über die BSC - aber es bietet komprimiert das notwendige Basiswissen, das jeder Manager über dieses Führungsinstrument haben muss. Und den Profis, die schon die Originalwerke von Kaplan und Norton gelesen haben, ist es ein hochqualitativer und praxisgerechter Begleiter bei jeder erdenklichen Kennzahlengymnastik.
So klein und unscheinbar das Buch ist, es weist einige besonders hervorzuhebende Eigenschaften aus, die manches der "großen" Bücher entbehrt.
Da ist zunächst einmal die nahezu mühelose Hinführung zum Verständnis der Balanced Scorecard als Abbild der strategischen Unternehmensprozesse - und das ganz ohne komplizierte Rechnereien. Schlüssig und eingängig stellt der Autor dar, wie die einzelnen Faktoren im Unternehmen zusammenwirken und wie sich daraus strategische Ziele entwickeln lassen.
Dann sind die gut gewählten, leicht nachvollziehbaren Praxisbeispiele, die jegliches Theoretisieren schon im Keim ersticken. Gut ist vor allem, dass sie aus vielen unterschiedlichen Branchen stammen, so dass die allgemeine Verwendbarkeit der BSC illustriert wird, ohne dass dies eigens ausführlich erläutert werden muss.
Nach einigen Seiten erscheint es dem Leser, als hätte Joan K. Rowling an ihm mitgewirkt und einen Vergrößerungszauber angewandt. (Für Nicht-Harry-Potter-Leser: Da gibt es z.B. Autos, die innen bequem Platz für zehn Leute bieten, obwohl sie von außen wie ein kleiner PKW aussehen.) Dazu trägt nicht nur die ausgezeichnete Abstimmung von Grundlagentext und Beispielen bei, sondern auch das bewährte, platzsparende Layout, das trotzdem beste Übersichtlichkeit bietet.
Jede der 128 Seiten ist gut, aber zum Einstieg empfehle ich Ihnen die Seite 38. Auf ihr werden weit verbreitete Fehlinterpretationen der Balanced Scorecard den "richtigen" Aussagen gegenübergestellt. Damit Sie aus dieser Rezension wenigstens eines gelernt haben, hier die meiner Meinung nach wichtigste Aussage des Buchs über die Balanced Scorecard:
Falsche Aussage:
Die Balanced Scorecard ist ein Kennzahlensystem
Richtige Aussage:
Die Balanced Scorecard ist ein Führungssystem mit Kennzahlenunterstützung,
Kritikpunkte finden sich nur schwer. Als einziges missfällt mir, dass der Autor nicht auf die Notwendigkeit der strategischen Gewichtung der einzelnen Perspektiven eingeht und meines Erachtens zu leichtsinnig mit den Erkenntnissen der Erfinder der BSC umgeht. Die vier von Kaplan und Norton definierten Perspektiven sind nicht willkürlich gewählt, sondern sind das Ergebnis sehr langer und sorgfältiger Überlegungen. Da schmerzt es schon ein wenig, wenn sie ohne Notwendigkeit zur Disposition gestellt werden.
"Balanced Scorecard anwenden" ist eine risikolose Investition: Sie erhöht in der eigenen Balanced Scorcard sofort die Fortbildungskennzahl. Und auch bei weiteren Investitionen in teurere Bücher zum Thema wird das kleine Büchlein seinen Wert nicht verlieren.