Wissenstransfer im lockeren Austausch Das Knowledge Café nach David Gurteen

Das Knowledge Café nach David Gurteen

David Gurteen entwickelte mit dem Knowledge Café eine Methode zum zwanglosen Wissensaustausch. Ähnlich wie in einer Kaffeepause tauschen sich die Teilnehmenden gleichberechtigt in einer offenen Atmosphäre über die ihnen wichtigen Themen aus.

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Wissenstransfer im lockeren Austausch Das Knowledge Café nach David Gurteen

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David Gurteen entwickelte mit dem Knowledge Café eine Methode zum zwanglosen Wissensaustausch. Ähnlich wie in einer Kaffeepause tauschen sich die Teilnehmenden gleichberechtigt in einer offenen Atmosphäre über die ihnen wichtigen Themen aus.

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Im Herbst 2010 präsentierte der auf dem jährlichen Kongress "KnowTech" erstmals sein Konzept des Knowledge Cafés einem größeren deutschen Publikum. Mit der Methode, die er im Rahmen eines Workshops mit ca. 40 Teilnehmern vorstellte, erntete Gurten sowohl Begeisterung wie auch Skepsis. Das lag an der zentralen Forderung seines Konzepts, das vom Ablauf her dem inzwischen etablierten World Café ähnelt: Lasst die Menschen über ein gemeinsames Thema einfach miteinander reden – ohne Agenda und ohne den Auftrag, Vorschläge, Beschlüsse oder irgendeinen sonstigen Output zu erarbeiten. Etliche Kommentare gingen in die Richtung: "Eine tolle Chance, wenigstens Teile der Informationsflut zu verarbeiten und im Austausch mit anderen Teilnehmern Ideen zu entwickeln". Aber es gab auch Einwände: "In unserem Unternehmen würde ich für so eine Veranstaltung niemals die Ressourcen bekommen", lautete der häufigste. Trotz aller Ambivalenz hat das Gurteen Knowledge Café insbesondere im Wissensmanagement einen Platz erobert und auch im Projektmanagement sowie im Rahmen von Change-Situationen wird diese Moderationsmethode immer wieder eingesetzt.

Der Grund für die Bedenken liegt in der Radikalität des Ansatzes. Im Unterschied zu anderen moderierten Veranstaltungen zum Wissensaustausch, wie dem "World Café" oder dem Großgruppen-Moderationskonzept "Open Space" wird zwar ein Diskussionsthema vorgegeben, aber kein konkretes, umsetzbares Ergebnis gefordert. Es geht um den Wissensaustausch an sich und was dieser bei den Teilnehmern bewirkt. Und das ist, so Gurteens Überzeugung, eine ganze Menge. Die Teilnehmer nehmen aus diesen Unterhaltungen etwas mit, das für sie selbst und auch für ihr Unternehmen wertvoll ist:

  • ein tieferes Verständnis der diskutierten Themen
  • einen tieferen Einblick in die Perspektiven anderer Menschen
  • ein hochwertigeres Verständnis des eigenen Standpunkts
  • eine insgesamt bessere Basis, um Entscheidungen zu treffen
  • Inspiration für das richtige Handeln

Deshalb ist Konversation an sich, so Gurteen`s Botschaft, ein wertvolles und mächtiges Instrument für Fortbildung und Wissensmanagement.

Ursprung und Verbreitung

Die Idee, die Organisation solcher Gespräche zunächst in England, dann weltweit anzubieten, kam dem ausgebildeten Physiker, der viele Jahre in der Software-Entwicklung arbeitete, im Jahr 2002 bei einer Konferenz zum Thema Wissensmanagement. Diese empfand er als typische viel zu überladene Informationsveranstaltung. "Dead by PowerPoint", so sein Urteil im Rückblick. Aber: Wirklich profitieren konnte er von den Gesprächen mit anderen Teilnehmern am Rande der Konferenz, in der Kaffeepause oder abends im Pub. Als er diese Erfahrung auf sich wirken ließ und überlegte, wie es besser laufen könnte, wuchs in ihm die Überzeugung: Konversation kommt in unserer Geschäftswelt zu kurz, ihr Sinn und Zweck wird weit unterschätzt. Der Zugang zu Informationen stellt in der heutigen Zeit zwar kein Problem mehr dar, die Dinge sind jedoch meist komplex und manchmal chaotisch. Wir brauchen daher Zeit, um zu verstehen. Oft sind wir erst im Gespräch mit anderen in der Lage, so Gurteen, aus dem vielen Faktenwissen etwas Sinnvolles und Gutes zu machen. Diese Erkenntnis war Basis des Knowledge Café Konzepts, bei dem es ausschließlich um den Austausch zu einem Unternehmensthema geht.

Gurteens Methode, die bis heute wegen des Verzichts auf einen dokumentierten Output auf Vorbehalte trifft, fand seit den Anfängen in London 2002 erstaunlich schnell ihren Weg über den Globus. Entsprechend vielfältig sind die Erfahrungen, die Gurteen bei seinen Veranstaltungen in Asien, Ostasien, Australien, Neuseeland, Südamerika, Europa und einige arabische Staaten sammelte. Während Inder und Südamerikaner schnell zu offenen, auch kontroversen Diskussionen finden, reagieren Menschen etwa in Südostasien manchmal gestresst auf die Forderung nach Hierarchie übergreifender, direkter Meinungsäußerung oder bleiben, so passiert in Malaysia, nach der Aufforderung, sich an den Tischen neu zu gruppieren, einfach sitzen.

Das Knowledge Café im Projektumfeld

Einer der ersten Anwender der im deutschsprachigen Raum noch recht jungen Methode im Projektumfeld war die Schweizer Fernfachhochschule FFHS. Marco Bettoni, Leiter der dortigen Forschungsabteilung, integrierte das Knowledge Café in Kundenprojekte, bei denen es darum geht, eine Wissensgemeinschaft, eine sog. "Community of Practice, CoP" aufzubauen, die (oft länderübergreifend) Informationen und Erfahrungen zu einem bestimmten Fachgebiet austauscht. Viermal hat Bettoni die Methode bisher eingesetzt und immer war das Feedback positiv. Einer der großen Vorteile dieses völlig offenen Austauschs liegt nach seiner Erfahrung darin, "dass genau die Themen an die Oberfläche kommen, die wirklich wichtig sind. Bei einem systematischen Prozess ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass man unbewusst schon eine Vorauswahl trifft oder zu viele nebensächliche Dinge zu viel Raum bekommen." Dies trägt, so Bettoni, bei den CoP-Projekten letztendlich dazu bei, dass die Ergebnisse genau zum Kunden passen.

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