Der Datenbankadministrator, den ich seit Wochen erfolglos um ein kleines Skript für unser Projekt bitte, läuft in seiner Freizeit Marathon, hat drei Kinder und macht nebenbei seinen MBA. Wie kann es sein, dass dieser Kollege, der offensichtlich leistungsfähig und clever ist, Wochen braucht, um eine Aufgabe zu erledigen, die vielleicht 30 Minuten dauert?
Der Schlüssel zur Leistungsbereitschaft ist Motivation. Es ist allgemein bekannt, dass sich Motivation durch externe Anreize – zumindest zeitweise – verstärken lässt. Doch die meisten Projektleiter stehen mit leeren Händen da, wenn es um klassische Instrumente der Mitarbeitermotivation geht. Sie tragen keine Personalverantwortung für ihre Mitarbeiter, deshalb können sie keine Beförderungen versprechen, sie haben keinen Einfluss auf die Zielvereinbarungen und können weder Wachstumsperspektiven noch Vergünstigungen anbieten.
Die gute Nachricht ist: Das ist völlig egal. Wirkliche Motivation entsteht nicht aufgrund materieller Anreize. Die meisten Leistungen erbringen Menschen völlig freiwillig und mit Begeisterung. Ihre Motivation kommt von innen. Die stärksten Motivationsfaktoren sind deshalb kostenlos und lassen sich in fast allen Projekten bereitstellen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wodurch in Projekten Motivation entsteht und wie Projektleiter sie verstärken können. Ich nutze diese Erkenntnisse in allen meinen Projekten und bin oft erstaunt, wie viel Potential sich durch richtige Motivation freilegen lässt.
Motivation kommt von innen
Was ist Motivation? Auf diese Frage gibt es zahlreiche Antworten. Ich möchte Ihnen eine einfache Definition vorstellen, die sich meiner Ansicht nach sehr gut eignet, um daraus hilfreiche Schlüsse für die Motivationsförderung in der Projektarbeit zu ziehen:
Motivation ist Verhaltensbereitschaft.
Motivierte Menschen sind bereit, sich in einer bestimmten Weise zu verhalten. Dahinter steckt eine Überlegung aus der Biologie: Wir wägen ständig den notwendigen Energieeinsatz gegen den erwarteten Gewinn ab. Erscheint uns der Aufwand angemessen, bewegen wir uns. Wenn nicht, dann eben nicht. Dieses Grundprinzip ist angeboren und Motivation – als Verhaltensbereitschaft – daher ebenfalls.
Der Philosoph und Managementberater Reinhard Sprenger hat diese Erkenntnis in zahlreichen Werken publiziert und weiterentwickelt: Motivation kommt von innen. Sie ist eine menschliche Eigenschaft und existiert unabhängig von äußeren Faktoren. Man muss Menschen nicht erst von außen motivieren – das ist auf Dauer auch gar nicht möglich. Es reicht aus, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die vorhandene innere Motivation entfalten kann. Diese Aufgabe obliegt dem Projektleiter und kann viel Arbeit bedeuten. Aber dafür sind wir ja da.
Die Erkenntnis, dass Menschen aus eigenem Antrieb handeln, führt zu einer Herangehensweise an das Thema "Motivation", die auf äußere Motivationsmittel verzichten kann – das macht sie interessant für das Projektmanagement.
Voraussetzung: Ein motivierendes Umfeld schaffen
Die Bereitschaft, Energie aufzuwenden und Leistungen zu erbringen, ist in jedem Menschen vorhanden. Voraussetzung dafür, dass sich diese Motivation entfalten und dauerhaft halten kann, ist ein motivierendes Umfeld. Aus diesem Grund ist es eine wichtige Aufgabe des Projektleiters, dieses Umfeld in Projekten zu schaffen.
SurfGuard
21.04.2010